Start für Umbau Jüdisches Museum Wien   

erstellt am
12. 01. 11

Palais Eskeles erstrahlt ab Ende Juni in neuem Glanz - Verstärktes Programm im Museum Judenplatz, Schulen und Museen
Wien (rk) - Im Haupthaus des Jüdischen Museums Wien wird im Jänner 2011 mit der Sanierung der gesamten Haustechnik und der Liftanlagen begonnen, gleichzeitig wird das Haus inhaltlich neu ausgerichtet. Zu diesem Zweck wird das Palais Eskeles ab sofort geschlossen. "Nach 15 Jahren erfolgreichen Ausstellungsbetriebes ist es klar, dass nicht nur die Hülle erneuert und den Ansprüchen eines modernen Museumsbetriebes angepasst werden muss, sondern dass auch die Fülle bzw. der Inhalt einer 'sanften Erneuerung' bedurfte", sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bei der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation der Planungen für das Palais Eskeles. "Die Stadt Wien, aber auch der Hauseigentümer, die Wien Holding, haben dafür zusätzliche Mittel bereit gestellt, die neben der Sanierung auch in die Neupräsentation des Museums fließen werden", erklärte Mailath und fügte hinzu: "Ich freue mich, dass mit der baulichen Instandsetzung und den neuen Dauerausstellungen an den beiden Standorten des Jüdischen Museums nun auch die Umsetzung des inhaltlichen Konzeptes der neuen Direktion Realität werden wird."

"In den letzten fünfzehn Jahren haben mehr als eine Million Menschen das Jüdische Museum Wien besucht. Eine intensive Nutzung hinterlässt aber auch ihre Spuren an der Infrastruktur. Deshalb werden wir einerseits mit der Funktionssanierung die Haustechnik, die teilweise noch aus der Dorotheum-Zeit des Palais stammt, komplett erneuern. Andererseits schaffen wir mit dem Umbau des Foyers, der Renovierung der Ausstellungsräume sowie einer neuen, zeitgemäß präsentierten Dauerausstellung die notwendigen Rahmenbedingungen, um das Haus als modernen Museumsbetrieb auch in den kommenden Jahren erfolgreich führen zu können. Insgesamt investieren Wien Holding und Stadt Wien rund 2,5 Millionen Euro in das Projekt. Federführend wird die Funktionssanierung durch die Wien Holding-Immobiliensparte abgewickelt. Damit ist dieses Projekt auch ein gutes Beispiel dafür, wie wir Synergien innerhalb des Wien Holding Konzerns nutzen", so Peter Hanke, Geschäftsführer der Wien Holding.

Wiedereröffnung im neuen Glanz für Ende Juni geplant Viele Programm-Alternativen erhalten Präsenz während des Umbaus
In nur sechs Monaten sollen die kompletten Renovierungs- und Adaptierungsarbeiten abgeschlossen sein. "Nach dem derzeitigem Stand unserer ehrgeizigen Planungen wollen wir am 30. Juni 2011 das Haus in neuem Glanz eröffnen und dem Publikum mit neuen Ausstellungen präsentieren", so Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien.

"Zwar müssen wir das Haupthaus für wenige Monate schließen, doch wir sichern unsere Präsenz in der Wiener Museenlandschaft auch während der Schließzeit konsequent. So verstärken wir unsere Aktivitäten massiv am zweiten Standort, dem Museum am Judenplatz - auch mit interaktiven Programmen zur Wissensvermittlung. Wir gehen mit dem Jüdischen Museum in die Schulen und zeigen Sonderausstellungen auch an alternativen Standorten, wie dem Haus der Musik oder dem Wien Museum", so Spera weiter.

Künftig will Spera verstärkt auch auf Sponsoren aus der Privatwirtschaft setzen. So konnten bereits Unternehmen aus der Raiffeisen-Gruppe (Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Raiffeisen Capital Management und UNIQA) für eine mehrjährige Partnerschaft mit dem Jüdischen Museum Wien gewonnen werden. Die bereits erfolgte Renovierung des Museums am Judenplatz haben Kapsch, Telekom, Radio Wien und die Raiffeisen Centrobank unterstützt. Spera zeigte sich zuversichtlich, dass nach diesem Muster auch weitere Maßnahmen, vor allem in Hinblick auf neue Präsentationsformen und Ausstellungen, von Sponsoren mitgetragen werden.

Zur Sanierung und Gestaltung des Museums
Neben den funktionstechnischen Arbeiten in Sachen Klima-, Haus- und Elektrotechnik sowie der Erneuerung der Aufzugsanlagen beschränken sich die Umbaumaßnahmen auf die Eingangszone im Erdgeschoss. Ziel ist es, für eine klare Wegeführung und damit für eine einfachere Lenkung der Besucherströme zu sorgen. Dazu wird in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt der Eingangsbereich teilweise sogar im Sinne des ursprünglichen architektonischen Konzeptes aus der Zeit der Errichtung des Palais Eskeles zurückgebaut. Gestalterisch wird dieses Vorhaben vom Architektenteam "projectA01 architects" betreut.

Um die gewünschte offene und transparente Lösung für den Eingangsbereich zu schaffen, wird der Haupteingang zurück an den historischen Eingang mit dem Vordach verlegt. Die bestehende Stuckdecke und der Marmorboden im Eingangsfoyer werden behutsam restauriert und bleiben so erhalten. Auf Basis der bestehenden Gangsituation und der Öffnung, der im Zuge des Umbaus 1895 geschlossenen Querverbindungen, entsteht ein großzügiges Eingangsfoyer. Alle neuen Durchbrüche werden zur Erhaltung der Symmetrie des Foyers in voller Höhe durchgeführt und dazugehörige Spitzbögen rekonstruiert. Die Zusammenlegung einzelner Brandabschnitte ermöglicht die Verlagerung des Kassenbereiches in den künftigen zentralen Eingangsbereich. Das bedeutet, dass das Café und der derzeitige Kassenbereich ihre Position wechseln, die Buchhandlung bleibt am bisherigen Standort.

Der bestehende Veranstaltungssaal im Erdgeschoß, der sogenannte Kuppelsaal, wird künftig primär als Ausstellungsbereich dienen, steht aber nach wie vor für kleinere Veranstaltungen zur Verfügung. Der Schauraum im zweiten Stock soll künftig als Veranstaltungsraum für 170 bis 180 Personen mit Ausstellungsbereich genutzt werden. Der Wechselausstellungsbereich im ersten Stock und das Schaudepot im dritten Stock werden renoviert, bleiben baulich aber weitestgehend unverändert.

Neue, zeitgemäße Präsentationsformen
Inhaltlich werden vom Museumsteam für alle Ebenen neue Präsentationsformen erarbeitet, für deren Gestaltung Architekt Martin Kohlbauer verantwortlich zeichnet. Im Kuppelsaal des Museums steht nach wie vor die Sammlung Max Berger im Mittelpunkt. Die Präsentation wird allerdings erweitert und bezieht auch die Geschichte der Familie Max Bergers neu in das Ausstellungsgeschehen mit ein. Die "Installation der Erinnerung" von Nancy Spero wird durch die Neugestaltung verstärkt zur Geltung kommen.

Die permanenten Präsentationen sollen neben dem Erdgeschoß im Veranstaltungssaal im zweiten Obergeschoß sowie im dritten Obergeschoß (Schaudepot) gezeigt werden. Ziel der architektonischen Gestaltung für diese Bereiche ist es, eine inhaltliche und gestalterische "Klammer" anzubieten, die diese ständigen Präsentationen ausdrucksvoll und markant miteinander verknüpft. In diesem Sinne werden Spuren durch die Räume gezogen, die dem Besucher vielschichtige Bezüge eröffnen sollen.

Angebot Museum Judenplatz wird verstärkt: Neue interaktive Vermittlungsprogramme
Während der Schließzeit des Palais Eskeles wird der zweite Standort des Jüdischen Museums Wien - das neu renovierte Museum am Judenplatz - besonders intensiv bespielt. Auch zahlreiche neue pädagogische Wissensvermittlungsprogramme für Schulklassen, aber auch für das touristische Publikum werden in interaktiver Form angeboten und damit auch die Inhalte des Haupthauses transportiert.

Die Angebote am Standort Judenplatz sind eine Weiterentwicklung der bisherigen Programme und beziehen nun auch das urbane Umfeld des Standorts in die Erkundung der jüdischen Geschichte Wiens mit ein. Dies betrifft auch ein spezielles Angebot, das sich vor allem an die Gäste in Wien wendet, und den Titel "Von Haus zu Haus" trägt: Dieser Rundgang zwischen den beiden Museumsstandorten Judenplatz und Dorotheergasse wird jeden Donnerstag um 16.00 Uhr angeboten. Dabei werden ausgehend von der Geschichte des Jüdischen Museums in der Dorotheergasse mehrere Orte am Weg zwischen dem Judenplatz und dem Haus Dorotheergasse in einer Art kulturhistorischen Führung zum Thema "Jüdisches Wien" besucht und erklärt. Fixer Bestandteil dieses Rundgangs, der mit dem Museumseintritt bezahlt wird, ist der Besuch des Museums auf dem Judenplatz. Dieses Programm kann in Deutsch und Englisch von Gruppen unabhängig von diesem Termin gegen Voranmeldung bei der pädagogischen Abteilung des Museums gebucht werden.

Auch die Homepage des Jüdischen Museums Wien wurde komplett neu gestaltet. Diese von der Wiener Digital Manufaktur unter der Projektleitung von Ellie Tzortzi in Zusammenarbeit mit dem KuratorInnenteam entwickelte Homepage geht mit heutigem Tag online und präsentiert die Inhalte des Jüdischen Museum Wien - auch wenn das Haupthaus kurz geschlossen ist - in neuer, umfassender Form im Internet.

Das Jüdische Museum Wien geht an die Schulen
"Wir gehen aber auch in die Schulen selbst und haben dafür das Programm "Directors Visit" entwickelt, bei dem wir das Jüdische Museum Wien direkt in den Schulen vorstellen wollen, um die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, sich mit unserem Haus und dem Judentum verstärkt auseinanderzusetzen. Darüber hinaus bieten wir für die Schülerinnen und Schüler im Volksschulalter und den ersten beiden Jahrgängen der Unterstufe ein spezielles Programm, bei dem die Renovierungsarbeiten im Museum im Mittelpunkt der pädagogischen Aktivitäten stehen: den SchülerInnen soll anhand des Umgangs mit Museumsobjekten die Arbeit in einem Museum näher gebracht werden. Weiters wird für die Altersgruppe ab 12 unter dem Titel "Alles koscher, oder?" an den Schulen über Stereotypen und Klischees diskutiert", so Spera.

Informationen für interessierte Schulen zu diesen Vermittlungsprogrammen sind unter der E-Mail Adresse kids.school@jmw.at oder telefonisch unter +43-1-535 04 31-130 erhältlich. Auch die Anmeldung dafür ist dort möglich. Ab Beginn des Sommersemesters - Mitte Februar - wird die Anmeldung auch elektronisch über die Homepage möglich sein.

Jüdisches Museum Wien zu Gast in anderen Museen
Das Jüdische Museum Wien wird auch die Präsentationsmöglichkeiten bei anderen Institutionen nutzen. Bereits ab 1. Februar wird das Jüdische Museum Wien im Haus der Musik, das ebenfalls zum Wien Holding-Konzern gehört, mit einer Ausstellung über Abraham Adler zu Gast sein. Adler wirkte von 1975 bis 1993 als Oberkantor der jüdischen Gemeinde Wiens und war damit als ihr Vorsänger und Vorbeter in der Synagoge Seitenstettengasse tätig. Sein persönlicher Nachlass ist im Jüdischen Museum Wien verwahrt und bildet die Basis für die Kabinettausstellung im Haus der Musik, bei der neben persönlichen Gegenständen wertvolle Bücher und Noten-Manuskripte zu sehen sind. "Abraham Adler - Oberkantor im Wiener Stadttempel" ist von 1. Februar bis 8. Mai 2011 im Haus der Musik (1., Seilerstätte 30) täglich von 10.00 bis 22.00 Uhr zu sehen. Information: Telefon 01 513 48 50 oder per E-Mail unter info@hdm.at. Das Haus der Musik ist neben dem Wien Museum auch einer der prominentesten Veranstaltungsorte für Vorträge, Lesungen und Diskussionen.
     
Informationen: http://www.jmw.at    
     
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