Außenwirtschaft zeigte in den ersten drei Quartalen 2010 deutliche Erholungserscheinungen
Wien (oenb) - Nach dem schweren Einbruch im Jahr 2009 ließ die österreichische Außenwirtschaft
in den ersten drei Quartalen 2010 deutliche Erholungssignale erkennen. Zuwächse im Güterverkehr sowie
ein stabiler Dienstleistungshandel beflügelten den heimischen Wirtschaftsaufschwung und mündeten in ein
Leistungsbilanzplus von 4,6 Mrd Euro. Wenig Bewegung zeigte dagegen Österreichs Kapital-verkehr mit dem Ausland,
der weiterhin durch die Nachwirkungen der Finanzkrise geprägt war.
Österreichs Leistungsbilanzsaldo ergab in den ersten drei Quartalen 2010 ein Plus von 4,6 Mrd Euro (1. – 3.
Quartal 2009: 5,1 Mrd Euro). Nachdem sich der Überschuss im Ver-gleichszeitraum 2009 als Folge der Wirtschafts-
und Finanzkrise halbiert hatte, zeigt sich das außenwirtschaftliche Umfeld angesichts der Erholung einiger
wichtiger Handelspartner – allen voran Deutschland – nun wieder deutlich positiver. Österreichs Güterein-
und -ausfuhren legten um je rund 15% zu. Auch der Dienstleistungsverkehr hat sich nach dem Einbruch im Jahr 2009
(je rund -10%) stabilisiert und bei etwas gestiegenen Bruttovolumina einen Überschuss von netto knapp 10 Mrd
Euro erzielt. Etwa die Hälfte davon (4,8 Mrd Euro) entfiel auf den Reiseverkehr, der von einer hervorragenden
Sommersaison mit dem besten Nächtigungsergebnis seit 1995 profitierte.
Der Kapitalverkehr Österreichs mit dem Ausland war weiterhin durch die Nachwirkungen der Wirtschafts- und
Finanzkrise geprägt und zeigte generell nur geringe Dynamik. Österreichs Wertpapierveranlagungen im Ausland
erreichten in den ersten drei Quartalen 2010 6,2 Mrd Euro (nach 1,2 Mrd Euro im Vergleichszeitraum 2009). Gestiegenes
Interesse zeigten heimische Anleger an ausländischen Investmentzertifikaten, deren Erwerb sich auf 3,4 Mrd
Euro fast verdreifachte. Höher als zuletzt lagen auch die Veranlagungen in langfristige Zinspapiere, die sich
netto auf 2,1 Mrd Euro beliefen (nach Desinvestitionen von 2,4 Mrd Euro). Ausländische Aktien im Direkterwerb
stießen dagegen auf geringe Nachfrage und erreichten mit netto 0,4 Mrd Euro nur ein Sechstel jenes Volumens,
das im Vergleichszeitraum 2009 gekauft wurde.
Geringen Absatz fanden in den ersten drei Quartalen 2010 österreichische Wertpapiere im Ausland: Nur 0,2 Mrd
Euro wurden per Saldo an internationale Investoren verkauft, womit annähernd das Niveau der Vergleichsperiode
erreicht wurde (Nettorückfluss von 0,3 Mrd Euro). Im entsprechenden Zeitraum 2008 wurden noch Wertpapiere
in Höhe von 14 Mrd Euro bei ausländischen Anlegern platziert.
Ein ähnliches Bild zeigte das grenzüberschreitende Kredit- und Einlagengeschäft, das im Umfeld der
Finanzkrise bereits 2009 massiv eingebrochen war und das Vorkrisenniveau weiterhin nicht annähernd erreichte.
Österreichs Kreditforderungen wurden im Berichtszeitraum per Saldo sogar leicht reduziert (0,9 Mrd Euro).
Auch im Ausland gehaltene Sicht- und Termineinlagen – insbesondere im Interbankenverkehr – wurden in den ersten
drei Quartalen 2010 um 4,2 Mrd Euro abgebaut. Dem steht ein Forderungsaufbau österreichischer Anleger aus
Handels-krediten und sonstigen Forderungen im Ausmaß von etwas mehr als 3 Mrd Euro gegenüber, wodurch
das Segment der „Sonstigen Investitionen“ Österreichs im Ausland insgesamt einen Nettokapitalimport von 1,9
Mrd Euro ergab. Auch der Finanzierungsbedarf Österreichs im Ausland lag hier mit 7,9 Mrd Euro beachtlich unter
dem Niveau vor der Krise.
Österreichs Direktinvestitionen im Ausland erreichten in den ersten drei Quartalen 2010 5,8 Mrd Euro und damit
etwa das Vierfache des Vergleichszeitraums 2009, wobei etwa je 2,8 Mrd Euro auf Neuveranlagungen sowie auf wieder
veranlagte Gewinne entfielen. Umgekehrt stiegen auch strategische Unternehmensbeteiligungen des Auslands in Österreich
(einschließlich Veranlagungen von Zweckgesellschaften) auf 6,3 Mrd Euro an (nach 4,1 Mrd Euro). Neuver-anlagungen
und reinvestierte Gewinne hielten sich hier mit je rund 2,5 Mrd Euro ebenfalls die Waage.
Die offiziellen Währungsreserven wurden durch Transaktionen um 0,9 Mrd Euro erhöht. |