Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Jänner 2011
Wien (oenb) - Nach zwei Quartalen mit überdurchschnittlichem Wachstum schaltet die österreichische
Konjunktur gegen Jahresende vorübergehend einen Gang zurück. Die Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators
zeigen ein Wachstum des realen BIP im vierten Quartal 2010 von 0,4% (saison- und arbeitstägig bereinigt, im
Vergleich zum Vorquartal). Allerdings ist eine vorübergehende Abschwächung nach einer Phase starken Wachstums
nicht untypisch für eine Erholungsphase und kein Anzeichen für ein erneutes Einbrechen der Konjunktur.
Vielmehr schwenkt die österreichische Wirtschaft damit – nach drei Jahren historisch außergewöhnlich
großer Konjunkturschwankungen – auf einen langfristig zu erwartenden Wachstumspfad ein.
Im ersten Quartal 2011 ist mit einer Beschleunigung des Wachstums auf 0,5% zu rechnen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal
ergibt sich im vierten Quartal 2010 ein Wachstum von 2,5%, im ersten Quartal 2011 steigt die Jahreswachstumsrate
auf 3,0%. Für das Gesamtjahr 2010 ist auf dieser Basis ein Wachstum von knapp unter 2% zu erwarten.
Die temporäre Wachstumsverlangsamung im vierten Quartal spiegelt sich in einer Reihe von Indikatoren wider.
Bei den Güterexporten wirkten die Ausfuhren in die neuen EU-Mitgliedsstaaten zwar stabilisierend, insgesamt
sind die Güterexporte (saison- und arbeitstägig bereinigt) aber bereits im September gegenüber dem
Vormonat zurückgegangen und verharrten im Oktober auf diesem Niveau. Der Rückgang betraf die Ausfuhren
in nahezu alle Weltregionen, vor allem jedoch nach Asien. Die Ergebnisse des auf Fahrleistungsdaten der ASFINAG
basierenden OeNB-Exportindikators zeigen auch in den Monaten November und Dezember keinen Zuwachs. Für das
vierte Quartal ist daher mit einem Rückgang der nominellen Güterexporte um 1,2% gegenüber dem Vorquartal
zu rechnen.´
Betreffend die Inlandsnachfrage drehten die lange Zeit rückläufigen Investitionen im dritten Quartal
erstmals wieder ins Plus und sollten aufgrund der hohen Kapazitätsauslastung und der ausgezeichneten Auftragslage
in den Folgequartalen anziehen. Demgegenüber hat sich die Industrieproduktion im Gleichlauf mit den Exporten
im September und Oktober ebenfalls leicht abgeschwächt, die realen Einzelhandelsumsätze stagnierten.
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich derzeit als Folge des starken Wachstums im zweiten und dritten Quartal sehr gut.
Neben einem kräftigen Beschäftigungswachstum steigt auch die Anzahl der von den Unternehmen gemeldeten
offenen Stellen stark an, was auf eine Fortsetzung der positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt hindeutet.
Die im vierten Quartal eingetretene Wachstumsverlangsamung dürfte in erster Linie durch das in den beiden
vorangegangenen Quartalen sehr starke Wachstum zu erklären sein, das den Aufholprozess nach dem vorhergehenden
markanten Konjunktureinbruch widerspiegelt. Auch international hat sich die Dynamik des Wachstums und des Welthandels
seit Jahresbeginn 2010 etwas beruhigt, nachdem in den meisten Industrieländern die krisenbedingten Produktionsrückgange
und die in Folge aufgeschobenen Lager- und Ersatzinvestitionen zu einem Großteil wieder aufgeholt wurden.
Die in vielen Ländern beschlossenen Sparpakete dämpfen darüber hinaus die Nachfrage, die derzeit
äußerst dynamische Entwicklung der Auslandsauftragseingänge deutet jedoch auf eine grundsätzlich
robuste Nachfrage nach österreichischen Exporten hin. |