Karl: Medizinstudium weiterentwickeln und Ärzteberuf weiter attraktiver machen   

erstellt am
20. 01. 11

Ministerin eröffnet "Kongress zur Medizinausbildung" - Startschuss für interministerielle Arbeitsgruppe - Anschubfinanzierung für Professur für Allgemeinmedizin in Graz
Wien (bmwf) - Dr. Beatrix Karl bei der Eröffnung des "Kongresses zur Medizinausbildung". Von 20. - 21. Jänner 2011 werden zahlreiche Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland über die Weiterentwicklung der Medizinausbildung in Österreich diskutieren, moderiert wird der Kongress von Vera Russwurm. Am 20. Jänner 2011 am Vormittag konnte die Ministerin u.a. Gesundheitsminister Alois Stöger, Ärztekammer-Präsident Walter Dorner und die drei Rektoren der Medizinischen Universitäten in Innsbruck, Graz und Wien in der Aula der Wissenschaften in der Wiener Wollzeile begrüßen. In ihrer Rede zu Beginn verwies die Ministerin unter anderem auf eine interministerielle Arbeitsgruppe, die neu eingerichtet wird, sowie die Anschubfinanzierung seitens des Wissenschaftsministeriums für eine Professur für Allgemeinmedizin an der Meduni Graz.

Um den Ärzteberuf weiter attraktiver zu gestalten, gelte es sowohl im Medizinstudium anzusetzen als auch im Berufsfeld selbst. "Es handelt sich also um eine Querschnittsmaterie und ich möchte gemeinsam mit Gesundheitsminister Stöger an einer Weiterentwicklung arbeiten", kündigte die Ministerin eine interministerielle Arbeitsgruppe des Wissenschafts- und Gesundheitsministeriums an, die über mögliche Neuerungen im Bereich der Ärzteausbildung an den Universitäten und auch nach dem Abschluss des Studiums beraten soll. "Unser gemeinsames Ziel ist es, den Arztberuf attraktiver zu machen und so nachhaltig eine gute Gesundheitsversorgung in Österreich sicher zu stellen."

Um eine gute Gesundheitsversorgung sicherstellen zu können, brauche es eine grundlegende und umfassende Ausbildung, eine praxisorientierte und qualitativ hochwertige post-promotionelle Ausbildung sowie engagierte Professor/innen und Studierende, sagte Karl weiter. Ziel des Kongresses sei es, die Medizinausbildung in vergleichbaren Ländern genauer zu beleuchten und auch für Österreich gute Anregungen zu finden, so die Ministerin mit Blick auf die geladenen Experten aus Deutschland, Schweden und der Schweiz (u.a. Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz in Deutschland; Hans Hjelmqvist, Mitglied der Schwedischen Ärztekammer; Susanne Suter, Präsidentin des schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates).

Die Entwicklung der Studienpläne gerade bei den Medizinischen Universitäten sei eine "unendliche Geschichte im positiven Sinn", denn diese werden laufend an neue Anforderungen adaptiert. Derzeit erfolgt eine Weiterentwicklung hin zu einem klinisch-praktischen Jahr, das sich derzeit auf allen drei Universitäten im Auf- bzw. Ausbau befindet. "In zahlreichen anderen Ländern gibt es bereits ein klinisch-praktisches Jahr und ich halte es für wichtig, dass diese internationale Entwicklung im Sinne von noch mehr Praxisorientierung auch in Österreich umgesetzt wird und damit österreichischen Absolventinnen und Absolventen kein Wettbewerbsnachteil entsteht", betonte die Ministerin.

Der Andrang von Studienwerber/innen aus den benachbarten EU-Ländern, insbesondere aus Deutschland, ist bekanntlich groß, so dass zur Sicherung der österreichischen Gesundheitsversorgung und Zurverfügungstellung einer ausreichenden Anzahl an Studienplätzen für Bewerber/innen mit österreichischem Reifeprüfungszeugnis eine Quoten-Regelung gilt (75 Prozent der Studienplätze sind für Studierende mit österreichischen Reifeprüfungszeugnissen reserviert, 20 Prozent für Studierende aus den EU Mitgliedstaaten und 5 Prozent für Studierende aus Drittstaaten). Mit dem geltenden Moratorium konnte bis zum Dezember 2012 erreicht werden, dass Österreich entsprechend Zeit hat, notwendige Daten, gerade auch im Hinblick auf Abwanderungstendenzen von Studierenden nach Deutschland, statistisch festzuhalten. Dabei spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle, die aber nur zum Teil direkt durch die Medizinischen Universitäten beeinflusst werden können. "Von Seiten des Wissenschaftsministeriums kann ich vor allem die Voraussetzungen für ein zügiges und qualitativ hochwertiges Studium schaffen. Darauf wird in den Leistungsvereinbarungen mit den Medunis besonderen Wert gelegt", so die Ministerin.

Wissenschafts- und Gesundheitsministerium haben gemeinsam mit der "Gesundheit Österreich GmbH" eine Studie zum Ärztebedarf in Österreich in Auftrag gegeben. Die Zu- und Abwanderung von Absolvent/innen aber auch das Ausmaß der Verwendung für nicht ärztliche Tätigkeiten, wie z.B. den steigernden Verwaltungsaufwand im Bereich der Gesundheitsversorgung, sollen dabei berücksichtigt werden. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist auch, dass ein Teil der Ärzte, die in Österreich promoviert haben auch in andere Länder - vor allem Deutschland - abwandert. Während die Nachfrage nach den Studienplätzen für Humanmedizin weiterhin jedes Jahr ungebrochen anhält, ergeben die jüngsten Befragungen der Studierenden einen starken Trend, die postpromotionelle Ausbildung und ihren weiteren Berufsweg nicht in Österreich, sondern in einem anderen Land fortzusetzen. "Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die besten Ärztinnen und Ärzte in Österreich zu halten. Dazu brauchen wir mehr Anreize im Studium, aber auch im Berufsfeld", so die Ministerin.

Als eine besonders positive Initiative aus dem Bereich Allgemeinmedizin hob die Ministerin die Professur für Allgemeinmedizin hervor, die an den Medizinischen Universität Graz neu eingerichtet wird. "Ich halte das für eine sehr positive Entwicklung - gerade auch im Hinblick auf den Aus- und Aufbau von Public Health an den Universitäten. Daher wird auch seitens des Wissenschaftsministeriums eine Anschubfinanzierung in Höhe von 150.000 Euro sichergestellt", so die Ministerin.

Die Zugangsregeln im Medizinstudium haben sich bei der Senkung der Drop-out-Rate positiv ausgewirkt: seit Einführung der Zugangsregelung ist ein massiver Rückgang von Studienabbrechern von ca. 50 Prozent auf ca. zehn Prozent zu verzeichnen. Auch konnte eine allgemeine Senkung der durchschnittlichen Studiendauer sowie einer weiteren Verbesserung der allgemeinen Studienbedingungen für die Studierenden erreicht werden. So ist mittlerweilen gelungen, die Wartelisten für praktische Übungen abzubauen. "Natürlich gibt es auch im Medizinstudium weiterhin Herausforderungen, zum Beispiel im Bereich von Qualitätsverbesserungen, die wir meistern müssen, dennoch bin ich der Ansicht, dass wir uns was dieses Studium betrifft auf einem guten Weg befinden. Ich bin mir dessen bewusst, dass dafür von Seiten der Professoren, Assistenten und auch Studierenden ein hohes Maß an persönlichem Einsatz und Leistungsbereitschaft gefordert wurde, wofür ich mich herzlich bedanke", unterstrich Karl. Abschließend betonte die Ministerin: "Die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung ist eine wichtige gesellschaftspolitische Frage und gerade in Hinblick auf die demografischen und strukturellen Entwicklungen müssen wir rechtzeitig die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen und Maßnahmen setzen."
     
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