Starkes Stück   

erstellt am
19. 01. 11

Grazer ChemikerInnen entdeckten sensationellen Biokatalysator im kalifornischen Goldmohn
Graz (universität) - Die Zukunft der Chemie ist bio, ist Ao.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kroutil von der Karl-Franzens-Universität Graz überzeugt. Der Chemiker denkt dabei an die Biokatalyse, ein umweltfreundliches, ressourcenschonendes und kostengünstiges Verfahren mit extrem vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Das Team um Wolfgang Kroutil nutzte gemeinsam mit Kollegen der TU Graz erstmals ein sensationelles Enzym aus dem kalifornischen Goldmohn für die Biokatalyse. Mithilfe dieses Enzyms aus der auch in Europa verbreiteten Pflanzenfamilie lassen sich ganz neue potentielle Wirkstoffe für medizinische Anwendungen herstellen, wie zum Beispiel Schmerzmittel, Antibiotika oder Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen bei Reisekrankheit. Die Forschungsarbeit wurde kürzlich als „Very Important Paper“ vom renommierten Fachjournal „Angewandte Chemie“ veröffentlicht.

„Jeder natürliche Organismus ist in der Lage, mithilfe von Enzymen eine breite Palette an chemischen Reaktionen durchzuführen, um seinen Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Diese Fähigkeit machen wir uns zunutze“, erklärt Wolfgang Kroutil das Prinzip der Biokatalyse. Der Biokatalysator aus dem Goldmohn eröffnet den Zugang zu völlig neuen Substanzen, die bis jetzt nicht hergestellt werden konnten. „Er bewirkt die Bildung einer Kohlenstoff-Kohlenstoff-Verknüpfung – eine enorm wichtige Methode“, unterstreicht Kroutil die Bedeutung der Forschungsergebnisse. Immerhin wurde der Chemie-Nobelpreis 2010 für Kohlenstoff-Kohlenstoff-Verknüpfungen unter Einsatz von Metallen vergeben. Der Vorteil des Biokatalysators: Er kommt ohne toxische Metalle aus und verbraucht nur Sauerstoff aus der Luft. Eine solche Umsetzung war in der Chemie bisher unbekannt. Die Grazer WissenschafterInnen haben somit absolutes Forschungsneuland betreten.

Dieses Kooperationsprojekt zwischen der Karl-Franzens-Universität (Karl Gruber – Zentrum für Molekulare Biowissenschaften; Wolfgang Kroutil – Institut für Chemie) und der TU Graz (Peter Macheroux – Institut für Biochemie) ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Universitäten innerhalb von NAWI Graz. Die Forschungen sollen im FWF-geförderten Doktoratskolleg „Molecular Enzymology“ fortgeführt werden.

Links zur Publikation:
http://dx.doi.org/10.1002/ange.201006268 (deutsche Ausgabe)
http://dx.doi.org/10.1002/anie.201006268 (internationale Ausgabe)
     
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