Themen: Donaustrategie, Lage an der Raab, MVA Heiligenkreuz, AKW Pecs
Wien (pk) - Eine Delegation des Ausschusses für nachhaltige Entwicklung des ungarischen Parlaments
besuchte am 18.01. unter der Leitung des Ausschussvorsitzenden Benedek Jávor das Hohe Haus und traf mit
Mitgliedern der Umweltausschüsse von Nationalrat und Bundesrat zu einem ausführlichen Informationsaustausch
zusammen. Das Gespräch, an dem die Abgeordneten Erwin Hornek und Hermann Schultes (beide V), Harald Jannach
(F) sowie Bundesrat Michael Lampel (S) teilnahmen, leitete die Obfrau des Umweltausschusses, Christiane Brunner.
Ausschussobmann Benedek Jávor informierte seine Gesprächspartner zunächst über die ungarischen
Vorstellungen für die Ausgestaltung der "Donaustrategie", die in der Europäischen Union unter
ungarischem Vorsitz im kommenden April verabschiedet werden soll. Aus ungarischer Sicht habe die Strategie insgesamt
elf Prioritäten, darunter Mobilität, erneuerbare Energieträger, Kultur, Umweltschutz, Forschung,
Wettbewerbspolitik und Bildung. Bei der Koordination der Themen "Wasserqualität" und "Kooperation
bei Umweltkatastrophen" beabsichtige Ungarn, die Koordination zu übernehmen. Ziel der Donaustrategie
sei es, eine lebenswerte Region zu schaffen, die sich nachhaltig entwickle, sagte Javor. Ungarn will im Rahmen
dieser Strategie eng mit allen Nachbarländern zusammenarbeiten und schlägt vor, zunächst, bis 2013,
Entwicklungsziele forcieren, die mit Geld aus den EU-Strukturfonds finanziert werden können. Ungarn will auch
die Schifffahrtsmöglichkeiten auf der Donau verbessern – ein Thema, bei dem Österreich die Koordination
übernehmen soll, Die Verbesserung der Schifffahrt soll aber nicht auf Kosten der Umwelt erreicht werden, lautete
die übereinstimmende Feststellung der Ausschussvorsitzenden Jávor und Brunner, daher sei es wichtig,
die Ausbaupläne an der Donau zu koordinieren und Nachteile für die Umwelt zu vermeiden.
Abgeordneter Hermann Schultes (V) begrüßte die Schwerpunktsetzung Ungarns für die Donaustrategie
in seiner EU-Präsidentschaft und informierte die Gäste über die Absicht Österreichs, Baumaßnahmen
an der Donau östlich von Wien so zu gestalten, dass das hohen Ansehen des Nationalparks "Donauauen"
nicht beschädigt werde. Vorgesehen sei der Rückbau der "harten" Uferverbauung, Maßnahmen
zur Verhinderung der Eintiefung und Verbesserung für die Schifffahrt.
Hinsichtlich der Probleme mit der Wasserqualität auf der Raab teilte Ausschussobfrau Brunner mit, die Umsetzung
der vorgeschriebenen Maßnahmen durch die betroffenen Firmen sei im Gange. Brunner zeigte sich froh über
die Lösung der aufgetretenen Probleme und sagte den ungarischen Gästen weitere Informationen über
die Situation an der Raab zu.
Beim Thema "Müllverbrennungsanlage Heiligenkreuz" berichtete Christiane Brunner von der positiven
Zusammenarbeit von Umweltschützern dies- und jenseits der österreichisch-ungarischen Grenze. Das Projekt
liege nach Genehmigung durch das Land Burgenland und den Umweltsenat nun dem Verwaltungsgerichtshof vor. Dieses
voraussichtlich noch eineinhalb Jahre dauernde Verfahren will der Betreiber, die BEGAS, noch abwarten, um in Rechtssicherheit
bauen zu können. Sie, Brunner, lehne das Projekt ab, weil die bereits bestehenden Müllverbrennungsanlagen
in Österreich nicht ausgelastet seien und sich daher die Frage stelle, woher der für den Betrieb der
Müllverbrennungsanlage notwendige Müll kommen soll. Auch ÖVP-Abgeordneter Hermann Schultes schloss
sich den Ausführungen Brunners im Wesentlichen an und fragte die ungarischen Gäste, ob sie eine Möglichkeit
sehen, sich grenzüberschreitend an der Nutzung der in der MVA Heiligenkreuz zu produzierenden Wärme zu
beteiligen. Die Antwort der ungarischen Gäste war ein klares Nein, da der Konsens zwischen allen ungarischen
Parteien von rechts bis links auf Ablehnung einer grenznahen Müllverbrennungsanlage laute, die nicht in eine
Region passe, die grenzüberschreitend auf Öko- und Thermentourismus setze. Für diese Position zeigte
auch Abgeordneter Erwin Hornek (V) Verständnis.
Schließlich besprachen die ungarischen und österreichischen Umweltpolitiker die ungarische Absicht,
bis 2025 einen neuen Block beim AKW Pecs zu errichten. Die bestehenden Blöcke laufen bis 2017 und liefern
40 % der elektrischen Energie in Ungarn, das, so die Gäste, kaum Möglichkeiten habe, seine elektrische
Grundlast mit erneuerbaren Energieträgern abzudecken. Demgegenüber erläuterte die Obfrau des österreichischen
Umweltausschusses die österreichische Ablehnung der energetischen Nutzung der Kernenergie und kündigte
an, von Seiten Österreichs Einwendungen gegen das Projekt im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung
einzubringen. |