Innsrbuck (universtität) - Für herausragende Forschungen auf dem Gebiet der Experimentalphysik
erhielt Hanns-Christoph Nägerl am 17.01. den Rudolf-Kaiser-Preis 2010. Die mit 35.000 Euro höchstdotierte
Auszeichnung für deutsche Nachwuchsphysiker wurde gestern an der Universität Innsbruck überreicht.
Nägerl und sein Team vom Institut für Experimentalphysik sind international führend bei der Erforschung
ultrakalter Quantengase.
Ultrakalte Gase gelten als ideales Modellsystem für die Erforschung quantenphysikalischer Phänomene.
Hanns-Christoph Nägerl studiert deren Eigenschaften seit über zehn Jahren und war an einigen weltweit
beachteten Durchbrüchen auf diesem Forschungsgebiet beteiligt. Mit der Arbeitsgruppe um Wittgenstein-Preisträger
Rudolf Grimm konnte er das erste Bose-Einstein-Kondensat aus Cäsiumatomen realisieren und den ersten experimentellen
Nachweis von Efimov-Zuständen erbringen. Mit seiner eigenen Forschungsgruppe ist es Hanns-Christoph Nägerl
kürzlich erstmals gelungen, ein Quantengas von chemisch gebundenen Molekülen zu erzeugen und die Teilchen
quantenmechanisch vollständig zu kontrollieren. Zahlreiche Veröffentlichungen in den Fachzeitschriften
Nature und Science zeugen von der großen internationalen Beachtung, die die Arbeiten von Nägerl und
seinem Team erfahren. „Diese Auszeichnung ist eine große Anerkennung für unser Team“, freut sich Hanns-Christoph
Nägerl. „Ich nehme diesen Preis auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen entgegen.“
Kalte Atome als ideales Experimentierfeld
„Ultrakalte Quantengase haben den großen Vorteil, dass sie sehr gut gegenüber der Umwelt isoliert
werden können“, sagt Nägerl. „Außerdem können wir in unserem Experiment Defekte, wie sie in
Festkörpern häufig vorkommen, praktisch ausschließen.“ Damit steht den Quantenphysikern eine ideale
Versuchanordnung für das Studium quantenphysikalischer Eigenschaften zur Verfügung. Zugute kommt dem
Team um Nägerl dabei auch das erfolgreiche Forschungsumfeld in Innsbruck, das sich weltweit einen Namen als
Hochburg der Quantenphysik gemacht hat.
Erfolgreicher START-Preisträger
Hanns-Christoph Nägerl wurde 1967 in Göttingen, Deutschland, geboren und studierte an der dortigen
Universität Physik. Mit seinem Doktorvater Rainer Blatt kam er 1996 von Göttingen nach Innsbruck, wo
er 1998 promovierte. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt am California Institute of Technology in
den USA kehrte Nägerl an die Universität Innsbruck zurück. Hier wurde er Mitglied im Team von Rudolf
Grimm und beschäftigt sich seither mit ultrakalten Quantengasen. 2003 erhielt Hanns-Christoph Nägerl
den START-Preis, die höchste österreichische Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler. 2006 habilitierte
er sich im Fach Experimentalphysik und wurde im selben Jahr zum außerordentlichen Professor an der Universität
Innsbruck ernannt. Er leitet eine eigene Arbeitsgruppe.
Nachwuchsförderung
Die Rudolf-Kaiser-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft vergibt jährlich zur Förderung
des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Experimentalphysik den Rudolf-Kaiser-Preis. Die Stiftung
wurde 1987 durch Dr. habil. Dr. Rudolf Kaiser errichtet. Der 1923 in Nürnberg geborene Stifter war mehrere
Jahre Vorsitzender Richter am Bundespatentgericht, 1979 habilitierte er im Bereich der Experimentalphysik an der
TU München und widmete sich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. |