Denosumab - das erste Biologikum in der Osteologie
Wien (fischill) - Patientinnen mit postmenopausaler Osteoporose steht mit Denosumab ein Therapiekonzept
zur Verfügung, das mit seinem völlig neuartigen Wirkmechanismus eine wichtige Alternative zu herkömmlichen
Behandlungen darstellt. Mit 1. Jänner 2011 wurde die neue Therapie in den Erstattungskodex aufgenommen und
ist in der gelben Box verschreibbar.
"Als erste biologische Osteoporose-Therapie weist Denosumab ein Wirkprinzip auf, das sich grundlegend von
bisherigen Optionen unterscheidet", weiß Prim. Univ. Prof. Dr. Heinrich Resch, Vorstand der II. Medizinischen
Abteilung am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien und Präsident der Österreichischen Gesellschaft
für Knochen und Mineralstoffwechsel (ÖGKM).
Innovativer Wirkmechanismus
In den 1990er Jahren wurde ein neues Protein entdeckt, das eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel spielt: Osteoprotegerin
(OPG). Es beeinflusst maßgeblich die Bildung von Knochenfresszellen, den Osteoklasten. Wissenschaftlern gelang
es in Folge, mit Denosumab eine Substanz zu entwickeln, die die Effekte von Osteoprotegerin imitiert. Durch Bindung
an den sogenannten RANK-Liganden wird die Entwicklung der Vorläuferzellen in reife und aktive Osteoklasten
verhindert.
"Während Standardtherapien den reifen Osteoklasten in seiner Funktion stören, setzt Denosumab als
RANK-Ligand-Inhibitor früher an und greift gezielt in dessen Bildung ein. Damit wird erstmals die Biologika-Ära
in der Osteologie eröffnet", erklärt Prim. Univ. Doz. Dr. Ludwig Erlacher, Vorstand der II. Medizinischen
Abteilung am Kaiser-Franz-Josef-Spital Wien.
Breiteres Behandlungsspektrum für Osteoporose-Patientinnen
Osteoporose-Patienten haben etwa aufgrund von Vorerkrankungen oder Unverträglichkeiten individuelle Ansprüche
an ihre Therapie. Als Standardtherapie bei postmenopausaler Osteoporose werden bislang vor allem Bisphosphonate
eingesetzt. Gerade orale Bisphosphonate weisen jedoch besonders niedrige Compliance-Raten auf und sind für
einige Patientengruppen keine geeignete Option.
"Wie effizient eine Behandlung ist, hängt in hohem Maße davon ab, wie sie in den Alltag der zu
behandelnden Patienten eingebettet ihre Wirkung entfalten kann", weiß Prim. Univ. Prof. Dr. Heinrich
Resch aus der Praxis.
"Es kommt relativ häufig vor, dass orale Bisphosphonate aufgrund von gastroenterologischen Problemen
oder eingeschränkter Nierenfunktion nicht gegeben werden können. Darüber hinaus ist vor allem bei
älteren Patientinnen die Venensituation häufig schlecht, sodass eine intravenöse Verabreichung von
Medikamenten nicht möglich ist. Der neuartige Wirkmechanismus sowie die Verabreichungsform des RANK-Ligand-Inhibitors
als Injektion alle sechs Monate unter die Haut stellen für diese Patientinnen einen großen Vorteil dar."
Denosumab imitiert den natürlichen Knochenschutzmechanismus
Denosumab ist seit Mai 2010 in der Europäischen Union zur Behandlung von postmenopausaler Osteoporose mit
erhöhtem Frakturrisiko zugelassen.
Seit 1. Jänner 2011 ist der RANK-Ligand-Inhibitor nun auch in der gelben Box des Erstattungskodex verschreibbar,
wird also nach chefärztlicher Genehmigung von der Krankenkasse erstattet.
"Bei postmenopausaler Osteoporose führt ein verminderter Östrogenspiegel zu einer höheren Aktivität
der Osteoklasten. In vielen Fällen werden dadurch die Struktur, Dichte und Stärke des Knochens in Mitleidenschaft
gezogen. Denosumab ahmt die biologischen Schutzmechanismen des Körpers nach. Deswegen ist es unter den zur
Verfügung stehenden Präparaten zum Schutz des Knochens ein besonderes, da es auf physiologischer Basis
beruht", führt Univ. Prof. DDr. Johannes Huber, Vorstand der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie
und Reproduktionsmedizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien, aus.
Verbesserung der gesamten Knochenstruktur
Osteoporose ist eine weit verbreitete Erkrankung, die nach wie vor unterdiagnostiziert und unterbehandelt
ist. "Osteoporose macht sich lange Zeit als 'stumme' Erkrankung nicht bemerkbar. Die Komplikationen in Form
von Frakturen sind aber gefährlich und können bis hin zu Invalidität und erhöhter Mortalität
führen", sagt Univ. Prof. Dr. Gerold Holzer von der Universitätsklinik für Orthopädie
in Wien.
Oberstes Ziel jeder Osteoporose-Therapie ist daher neben einer Zunahme der Knochendichte vor allem eine Reduktion
des Frakturrisikos.
Prof. Holzer: "Jüngste Studien haben gezeigt, dass die Knochenbruchfestigkeit vor allem vom kortikalen
Knochen bestimmt wird. In biomechanischen Analysen konnte die Verbesserung dessen mechanischer Parameter durch
Denosumab gezeigt werden."
Denosumab weist insgesamt hervorragende Daten in Bezug auf Wirksamkeit und Verträglichkeit auf. In der sogenannten
FREEDOM-Studie wurde der RANK-Ligand-Inhibitor mit Placebo verglichen. Bei der Gabe von Denosumab verringerte sich
das Risiko für Wirbelkörperfrakturen gegenüber Placebo um 68 %, für Hüftfrakturen um 40
% und für nicht vertebrale Frakturen um 20 %. Auch die Knochendichte stieg bei den mit dem RANK-Ligand-Inhibitor
behandelten Frauen gegenüber Placebo signifikant an.
"Jeder Fortschritt ist mit Forschung verbunden. Die Entwicklungsgeschichte von Denosumab ist die längste
in der Geschichte von Amgen und umfasst vier klinische Studien. Die rasche Aufnahme in den Erstattungskodex zeugt
vom großen Nutzen der neuen Therapie und ist eine gute Nachricht für uns sowie für die Patientinnen,
die uns ein großes Anliegen sind", betont Dr. Barbara Möller, Senior Manager Corporate Affairs,
Amgen GmbH Österreich. |