PressefotografInnen zeigen zwei Monate lang ausgewählte Arbeiten
Wien (pk) - Das Verhältnis zwischen JournalistInnen und PolitikerInnen ist kein einfaches. Beide
spielen eine wichtige Rolle in der Demokratie, in der täglichen Arbeit kommt es aber nicht selten zu Interessenskollisionen.
Das gilt auch für BildberichterstatterInnen, deren Vorstellung von einem gelungenen Pressefoto wohl nicht
immer mit jener der abgelichteten Person übereinstimmt. Eine Ausstellung im Parlament präsentiert nun
unter dem Titel "Die Macht der Bilder" insgesamt 37 solcher fotografischer Dokumente.
Zwölf Pressefotografen und eine Pressefotografin, die regelmäßig – und zum Teil seit vielen Jahren
– aus dem Hohen Haus berichten, zeigen zwei Monate lang in verschiedenen Ausschusslokalen eine Auswahl ihrer besten
Werke. Das Spektrum reicht von der Premierenrede der ersten gehörlosen Nationalratsabgeordneten Helene Jarmer
über einen einsam wirkenden Bundespräsidenten Heinz Fischer in der Mittelloge des Plenarsitzungssaals
bis hin zu großkoalitionären Gesprächen auf der Regierungsbank mit beredter Körpersprache.
Was die FotografInnen verbindet, ist, wie ein Folder zur Ausstellung festhält, eine enge Beziehung zum Parlament,
gepaart mit professioneller kritischer Distanz. Sie bilden nicht nur ab, reduzieren Politik nicht auf ein Spektakel,
sondern dokumentieren, stellen Bezüge her und erzählen Bildgeschichten. Gelegentlich auch mit feiner
Ironie, wie Nationalratspräsidentin Barbara Prammer bemerkt.
Mit der Ausstellung wolle sie auch ein Statement für Pressefreiheit, für unzensurierten Journalismus
abgeben, betonte Prammer bei der Vernissage und verwies in diesem Zusammenhang auf immer wieder geführte Debatten
darüber, wo und was im Parlament von den PressefotografInnen fotografiert werden dürfe. Eigentlich seien
die Fotos ohnehin "sehr freundlich", meinte sie, "so wie Politikerinnen und Politiker nun einmal
sind". Es freue sie jedenfalls, dass das Projekt gelungen sei.
Fotograf Erich Lessing, Mitglied der Fotoagentur Magnum, gab zu bedenken, dass Fotografen von den Fotografierten
abgelehnt und verachtet, aber auch geliebt würden. Ohne Fotografen gebe es kein Bild und keinen Reflex in
der Öffentlichkeit. Es sei ein ständiger Spagat, den Fotoberichterstatter machen müssten, sie wollten
nicht verletzen, sondern darstellen, dokumentieren und informieren, weder als Hofberichterstatter noch als "Meuchelmörder"
gesehen werden.
Die ausgestellten Fotos seien von bestechender Qualität, unterstrich Lessing. Sie seien nicht nur scharf und
stellten etwas dar, sondern zeigten auch eine gewisse Distanz zwischen Fotograf und Fotografiertem. Fast alles
seien Momentaufnahmen, der Fotograf habe im richtigen Augenblick durch die Kamera geschaut und abgedrückt.
Generell bedauerte Lessing, dass die aktuelle Fotoberichterstattung von Krieg und Gewalt dominiert werde. Irgendwann
sei etwas "aus der Schiene gelaufen", meinte er. Für klassische Fotoreportagen gebe es kaum noch
Platz. Durch die digitale Technologie werde heute außerdem zwar "unendlich viel fotografiert",
Lessing fürchtet dennoch einen "Informationsnotstand", da die meisten Bilder wieder gelöscht
und vernichtet würden.
Im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden Fotografien von Heinz-Peter Bader (Reuters), Rudi Blaha (APA), Matthias
Cremer (Der Standard), Leonhard Foeger (Reuters), Robert Jäger (APA), Herbert Pfarrhofer (APA), Herwig Prammer
(Reuters), Hans Punz (AP), Roland Schlager (APA), Georges Schneider (photonews.at), Lilli Strauss (AP), Walter
Wobrazek (profil) und Ronald Zak (AP). Alle ausgestellten Bilder – im Format 120 x 80 cm und persönlich signiert
– können gegen eine Spende von je 650 € an "Reporter ohne Grenzen" erworben werden. |