Gehen religiöse Menschen mit Krankheit anders um?   

erstellt am
25. 01. 11

Universitäts-Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping an der Universität Witten/Herdecke eingerichtet
Witten (universität) - Prof. Dr. med. Arndt Büssing ist auf die Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping an der Universität Witten/Herdecke berufen worden. Seine Forschung am Zentrum für Integrative Medizin der Fakultät für Gesundheit untersucht den Zusammenhang von spirituellen Einstellungen, Glaubensüberzeugungen und Gesundheit: Wie gehen chronisch kranke Menschen mit ihrer Erkrankung um? Auf welche "inneren Ressourcen" berufen sich Menschen? Gibt es in Bezug zu chronischer Erkrankung charakteristische "günstige Haltungen"? "Wer dauerhaft erkrankt und sich mit Einschränkungen in seinem bisherigen Leben abfinden muss, der überdenkt sein Leben und bewertet vieles neu oder anders. Und dabei spielt oft die jeweils eigene Spiritualität der Patienten eine besondere Rolle", erklärt Büssing sein Forschungsinteresse. "Viele Patienten sagen ganz klar, dass ihr Glaube für sie hilfreich bei der Krankheitsbewältigung sei. Und manche artikulieren auch ganz deutlich bestimmte spirituelle Bedürfnisse, die aber im klinischen Kontext oft eine Überforderung für das medizinische Personal darstellen. Doch Ärzte und Pflegende sollten über diese Seite ihrer Patienten ebenso Bescheid wissen wie über deren körperliche Symptomatik", so Büssing weiter.

Seine Forschung möchte zunächst besser verstehen, wie sich Spiritualität auf der einen und Krankheit auf der anderen Seite beeinflussen. Darüber hinaus geht es ihm aber auch um die Sensibilisierung von Ärzten, Therapeuten und Pflegenden für das Thema. "Uns geht es um die Unterstützung der Patienten - und nicht darum, einen Gottesbeweis anzutreten. Aber es gibt in der Forschung zunehmend Hinweise, dass bestimmte Formen einer spirituellen Praxis oder bestimmte Haltungen und Einstellungen einen günstigen Einfluss auf den Krankheitsumgang haben können", fasst Büssing die Ergebnisse vor allem aus den USA zusammen. Ob diese Ergebnisse aber tatsächlich auch auf den eher säkular ausgerichteten nordeuropäischen Kulturraum übertragbar sind, müsse kritisch hinterfragt werden. Dementsprechend müsse es adäquate Messmethoden geben, die sowohl für religiöse als auch für atheistische Patienten geeignet sind. Damit könnten dann mögliche Zusammenhänge zwischen spezifischen Aspekten der Spiritualität und gesundheitsbezogener Lebensqualität sowie Krankheitsverarbeitungs-Strategien von Patienten untersucht werden.

Mittlerweile liegen viele Erkenntnisse auch aus Deutschland vor, die eine bessere und umfassendere Versorgung der Patienten ermöglichen können. Dazu hat Büssing in den letzten Jahren mehrere Fachartikel und Buchbeiträge an der Schnittstelle zwischen Medizin und Religionspsychologie publiziert und ist mit Dr. Nikola Kohls vom Humanwissenschaftlichen Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München der Herausgeber des im Springer-Verlag erscheinenden Buches "Spiritualität transdiziplinär. Wissenschaftliche Grundlagen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit". Diese Inhalte wird er in Zukunft im Rahmen der universitären Lehre auch an Studierende vermitteln sowie in Fachvorträgen für Ärzte und Patienten vertiefen.
     
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