Brenner: Debütroman der Schweizerin "Einladung an die Waghalsigen" ausgezeichnet
Salzburg (lk) - Die junge Schweizer Autorin Dorothee Elmiger, geboren 1985 in Wetzikon, erhält
heuer den mit 8.000 Euro dotierten Rauriser Literaturpreis für ihren im Verlag Dumont erschienenen Roman "Einladung
an die Waghalsigen". Das gab Kulturreferent Landeshauptmann- Stellvertreter Mag. David Brenner am 02.02. bekannt.
Der Preis wird jährlich für die beste Prosa-Erstveröffentlichung im deutschen Sprachraum vergeben.
Den Rauriser Förderungspreis erhält der 1968 in Salzburg geborene Autor, Übersetzer und Journalist
Martin Amanshauser.
Die Jury des Rauriser Literaturpreises hält Dorothee Elmigers Buch "Einladung an die Waghalsigen"
für das herausragende Debüt dieses Jahres und begründet dies folgendermaßen:
"Ein sprachlich und formal herausfordernder, die Spannung über das Ende der Lektüre hinaus erhaltender
Text. Für die Autorin ist er zudem eine Exploration des eigenen Schreibens. Zwei Schwestern erforschen ihre
Herkunft in einer verlorenen, vom Kohleabbau ausgebeuteten Landschaft. Unterirdisch brennen Feuer, die nicht gelöscht
werden können. Deshalb suchen sie nach dem Fluss ‘Buenaventura‘. Ihre Suche prägt auch den Fluss des
Erzählens. Aus der Erfahrung des Zusammenbruchs heraus formuliert der Text eine Aufforderung zum Aufbruch.
Insofern verdient er seinen Titel ‘Einladung an die Waghalsigen‘.“
Der Jury gehörten heuer Wolfgang Gabler (Literaturhaus Rostock, Deutschland), Samuel Moser (Literaturkritiker
aus Biel, Schweiz), Dr. Klaus Zeyringer (Universität Wien) an.
Dorothee Elmiger ging bereits vor Abschluss der Schule einige Zeit nach New Hampshire (USA) und studierte dann
Philosophie und Politikwissenschaft in Zürich. Danach inskripierte sie am Schweizerischen Literaturinstitut
und verbrachte ein Auslandssemester am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2008 nahm sie in Hildesheim am Festival
für junge Literatur Prosanova teil. Derzeit führt sie in Berlin ihr Studium der Politikwissenschaft fort.
Die Autorin veröffentlichte bisher in verschiedenen Anthologien und Zeitschriften und war 2009 Stipendiatin
beim Klagenfurter Literaturkurs. Auf Einladung von Bachmannpreis-Juror Paul Jandl las Elmiger 2010 bei den Tagen
der deutschsprachigen Literatur aus ihrem Roman "Einladung an die Waghalsigen" und gewann den 2. Bachmannpreis,
den Kelag-Preis. Im selben Jahr wurde sie für ihren
Roman für den Schweizer Buchpreis nominiert und erhielt den aspekte-Literaturpreis.
Rauriser Förderungspreis für Martin Amanshauser
Neben dem Rauriser Literaturpreis wird auch heuer wieder der Rauriser Förderungspreis für bisher unveröffentlichte
Prosatexte vergeben. Dieser geht an den 1968 in Salzburg geborenen Martin Amanshauser. Der Preis ist mit 4.000
Euro dotiert und wird je zur Hälfte vom Land Salzburg und der Marktgemeinde Rauris gestiftet. "28 Einreichungen
lagen heuer für diesen Förderpreis vor. Das grundsätzliche Thema, das auch diesmal wieder vorgeschrieben
war, lautete diesmal ‘Kompass‘", teilte Landeshauptmann-Stellvertreter Brenner mit.
Amanshauser erhält den Rauriser Förderungspreis 2011 für den von ihm eingereichten Text "Ich
stell dich auf den Kopf". Dieser besteht aus drei fiktiven Tagebucheintragungen einer Frau. Jeden Montag besucht
sie einen Mann, übernachtet bei ihm und schreibt am darauf folgenden Dienstag ihre Beobachtungen nieder.
Die Jury, der Dr. Uta Degner (Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg), Dr. Klaus Kastberger (Literaturarchiv
Wien) sowie Dr. Christian Schacherreiter (Autor und Literaturkritiker, Wien) angehörten, beurteilte den Text
folgendermaßen: "Diese Beobachtungen konzentrieren sich auf Zeichen, die von einer anderen, ihr unbekannten
Frau in der Wohnung des Geliebten hinterlassen werden. Mit detektivischer Präzision registriert und interpretiert
sie Details und tritt, indem sie selbst Zeichen setzt, mit der misstrauisch verfolgten Unbekannten in Kontakt.
Martin Amanshauser hat hier ein überzeugendes narratives Verfahren gefunden, um die Labilität einer Mann-Frau-Beziehung
zu verdeutlichen, die auf scheinbar gesicherter Grenzziehung beruht. Man trifft sich einmal in der Woche und stellt
darüber hinaus keine unerwünschten Fragen. Aber das Verlangen nach mehr Nähe und die Eifersucht
auf mögliche andere Partner bringen das vordergründig rationale Beziehungskonstrukt ins Wanken. Amanshauser
gelingt es, diese Erfahrung aus weiblicher Perspektive nachvollziehbar zu machen. Das Thema ‘Kompass‘ wird nicht
vordergründig abgehandelt, sondern indirekt durch die Motive Suche und Orientierung angespielt. Ironie und
ein auf Spannung angelegter Textaufbau machen ‘Ich stell dich auf den Kopf‘ zum Lesevergnügen."
Besonders hob die Jury nicht nur die Qualität des Textes von Martin Amanshauser, sondern das generell hohe
Niveau der diesjährigen Einreichungen zum Rauriser Förderungspreis hervor. |