Napolitano-Brief zu 150 Jahre Italien   

erstellt am
14. 02. 11

LH Durnwalder erläutert Entscheidung
Bozen (lpa) - Den Brief von Staatspräsident Giorgio Napolitano, in dem dieser sein Unverständnis über die Entscheidung der Landesregierung geäußert hatte, nicht an den Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum der Einheit Italiens teilzunehmen, nimmt Landeshauptmann Luis Durnwalder zum Anlass, noch einmal auf die Hintergründe dieser Entscheidung zu verweisen und auf Verständnis dafür zu pochen.

In seiner Reaktion auf das an ihn gerichtete Schreiben geht Durnwalder zwar nicht direkt auf die Sichtweise Napolitanos ein, versucht aber noch einmal, die Argumente des Landes in dieser Causa zu erläutern. So unterstreicht er noch einmal, dass er vollstes Verständnis für all jene habe, die das Einheits-Jubiläum feiern wollten. "Das selbe Maß an Verständnis erhoffe und erwarte ich mir allerdings auch für all jene, die keinen Grund zum Feiern sehen", so der Landeshauptmann.

Die unterschiedliche Herangehensweise an das Jubiläum sei vor einem historischen Hintergrund zu sehen, beginnend mit der Tatsache, dass Südtirol vor 150 Jahren noch nicht zu Italien gehört habe, sondern nach wie vor Teil Österreichs gewesen sei. Auch weist Durnwalder darauf hin, dass die Annexion Südtirols durch Italien im Jahr 1919 gegen den ausdrücklichen Willen der Bevölkerung erfolgt sei. "Ich glaube nicht, dass man von einem Teil der Südtiroler Bevölkerung - einem großen Teil zudem - erwarten kann, dass sie die Einheit Italiens feiert, wenn die Generation ihrer Eltern oder Großeltern jahrzehntelang gelitten hat, nur weil sie ihre Muttersprache sprechen, ihre Kultur verteidigen und ihre Traditionen leben wollte", so Durnwalder.

Wären die drei Volksgruppen im Land der selben Meinung, hätte er - Durnwalder - kein Problem, die gesamte Bevölkerung zu vertreten. "Aber während die Italiener im Land sicherlich das Recht und auch einen Grund zum Feiern haben, dürfte die Zurückhaltung der Deutschen und Ladiner doch verständlich sein", so der Landeshauptmann, der betont, keine alten Wunden aufreißen zu wollen. "Geben wir stattdessen allen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie feiern wollen oder nicht, und zwar in vollem Respekt vor den verschiedenen historischen Hintergründen und Gefühlen", erklärt Durnwalder.

Dass man nicht an den Feierlichkeiten zur Einheit Italiens teilnehmen wolle, habe indes nichts mit mangelnder Loyalität zu tun: "Ich habe die Verfassung immer respektiert, auch weil ich der Meinung bin, dass wir mit dem Staat eine moderne Autonomie entwickelt haben, die wir - so glaube ich - auch gut und im Sinne aller drei Volksgruppen in Südtirol verwalten", so der Landeshauptmann, der darüber hinaus betont, sich auch immer für das friedliche Zusammenleben eingesetzt zu haben. "Dieses Zusammenleben hat heute ein Niveau erreicht, um das uns viele beneiden, weil wir auf den Dialog und auf das gegenseitige Verständnis gesetzt haben", so Durnwalder.
     
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