Wien (tu) - Vorarlberg zeigt vor, wie es geht: In der Modellregion VLOTTE setzt man auf Elektrofahrzeuge.
Die Begleitforschung der TU Wien beweist, dass sich Elektroautos im Alltagsbetrieb bewähren können und
zeigt weitere Verbesserungspotenziale auf.
Sauber, leise und CO2-neutral könnte der Straßenverkehr werden – wenn es gelingt, auf Elektroautos umzusteigen.
Das ist längst keine ferne Zukunftsvision mehr, Elektroautos werden bereits zur interessanten, alltagstauglichen
Alternative. Um die Verbreitung von Elektrofahrzeugen zu fördern wurde in Vorarlberg mit den Mitteln des Klima-
und Energiefonds die Elektromobilitätsregion VLOTTE eingerichtet. Ein umfassendes Mobilitätskonzept wurde
entwickelt, das die Anschaffung der Fahrzeuge, ein Netz von Ladestationen sowie die Verknüpfung mit dem öffentlichen
Verkehr beinhaltet. Von einem Forschungsteam am Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der
Technischen Universität wurde die Effizienz und dieses alternativen Autokonzepts ausführlich untersucht,
mittlerweile liegt ein Bericht darüber vor: Das Elektromobil-Projekt VLOTTE hat sich bewährt, und weitere
spürbare Verbesserungen scheinen realistisch.
Um die Praxistauglichkeit der Elektroautos zu testen wurden 19 Fahrzeuge drei Wochen ganz genau überwacht:
Ihre Leistung wurde laufend gemessen und per GPS wurde jede Fahrzeugbewegung registriert. „Mit Hilfe dieser Daten
können Energiebedarf und Stehdauer, sowie die Verteilung der wichtigsten Standplatzorte statistisch untersucht
werden“, erklärt Andreas Schuster vom Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der TU Wien.
Diese Untersuchungen sind wichtig, wenn man die Frage beantworten will, wie dicht das Netz an Aufladestationen
sein muss, um Elektroautos sinnvoll verwenden zu können.
Für Firmenautos ist die geringe Reichweite kein Problem
Als Hauptproblem der Elektroautos gilt die geringe Reichweite: Mit einer Batterieladung kommen die in Vorarlberg
eingesetzten Autos etwa 170 km weit – deutlich kürzer als die Strecke, die man mit einem Benzin-Tank zurücklegen
kann. Gerade für Firmenautos im Stadtverkehr, die selten lange Strecken auf einmal zurücklegen, ist die
geringere Reichweite allerdings kein Problem. Im Gegensatz zum herkömmlichen Verbrennungsmotor-Auto, mit dem
man auf Tankstellen angewiesen ist, kann das Elektroauto schließlich problemlos über Nacht wieder aufgeladen
werden. Im Prinzip reicht eine gewöhnliche 240V-Steckdose. Stehen spezielle Ladestationen mit Kraftstrom-Anschlüssen
zur Verfügung (etwa auf dem Firmenparkplatz), ist der Ladevorgang entsprechend schneller abgeschlossen.
Die in Vorarlberg gewonnene Erfahrung zeigt: Probleme könnten entstehen, wenn eine große Zahl von Firmenautos
in den Abendstunden gleichzeitig aufgeladen wird – zu dieser Zeit ist schließlich auch der Strombedarf der
Haushalte besonders hoch. Durch intelligentere Elektronik könnten die Ladephasen der Autos aber auf Zeiten
mit weniger intensivem Strombedarf verteilt werden, ist man an der TU Wien sicher.
In Zukunft noch besser: mit Lithium-Ionen-Akkus
Die bisher verwendeten Autos sind mit ZEBRA-Batterien ausgestattet – einem Batterietyp, der auf einer Betriebstemperatur
von über 260°C gehalten werden muss. Sie brauchen daher auch während längerer Stehphasen Heizenergie
und sind daher nur für Vielfahrer uneingeschränkt empfehlenswert. In Zukunft sollen allerdings Lithium-Ionen-Akkus
(ähnlich wie die, die man von Handys oder Kameras kennt) auch für Elektroautos eingesetzt werden, damit
wäre dieser Nachteil behoben. Auch durch bessere Elektronik in den Autos und auch durch besseres Management
der Firmen-Fuhrparks könnte die Effizienz noch gesteigert werden. Tiefere Erkenntnisse dazu sollen nun in
einer zweiten Elektromobilitäts-Modellregion in Salzburg gewonnen werden. Auch dort, beim Projekt „ElectroDrive
Salzburg“, übernimmt die Forschungsgruppe rund um Andreas Schuster die technische Begleitforschung. Die Ergebnisse
dieser Untersuchungen werden bereits in wenigen Monaten zur Verfügung stehen.
Die Forschungsergebnisse aus Vorarlberg zeigen, dass die Umstellung auf Elektromobilität heute schon möglich
und sinnvoll ist: „Gerade bei gewerblichen Fuhrparks müssten in vielen Fällen weder die Mobilitätsgewohnheiten
umgestellt werden, noch ist ein großer Infrastrukturausbau notwendig“, meint Andreas Schuster. Der Umstieg
auf Elektroautos ist also auch eine Frage des Willens und nicht nur eine Frage der Technik. |