"Der 1. Mai - Demonstration.Tradition.Repräsentation  

erstellt am
11. 02. 11

Sonderausstellung von 30. April bis 12. September 2010 im Österreichischen Museum für Volkskunde
Wien (volkskundemuseum) - Anlässlich des 120-Jahr-Jubiläums der internationalen Feier zum 1. Mai zeigt das Österreichische Museum für Volkskunde die Sonderausstellung "Der 1. Mai - Demonstration. Tradition. Repräsentation". Sie ermöglicht über Wien und Österreich hinausgehend Einblicke in historische Verläufe und Brüche der Feiertradition dieses politischen Fest- und Kampftages. Eine spannende Vortrags- und Filmreihe sowie Sonderführungen und Workshops begleiten die Ausstellung.

Anhand der materiellen Kultur dieses Feiertages und seiner visuellen Präsenz in der Öffentlichkeit vermittelt die Ausstellung die sozialen, alltags- und massenkulturellen Aspekte der Maifeiern. Dabei begibt sie sich auf eine epochenübergreifende Spurensuche entlang historischer Meilensteine vom Beginn der Inszenierung des 1. Maiim Jahr 1890 über seine Institutionalisierung bis zu seiner Bedeutung in der Gegenwart.

Die Idee eines internationalen Aktionstages für die ArbeiterInnen entstand auf dem Gründungskongress der 2. Sozialistischen Internationalen 1889 in Paris, anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Französischen Revolution. Die Vertreter der französischen Arbeiterbewegung schlugen den 1. Mai als zukünftigen internationalen Kampftag für den Achtstundentag vor, in Erinnerung an den moving day des amerikanischen Arbeitskampfes, an dem es 1886 zu blutigen Vorfällen in Chicago und darauf folgend zu einem Schauprozess und weiteren Repressionen gekommen war. Die Mobilisierung für den 1. Mai 1890 als Kampf- und Festtag des Proletariats funktionierte in vielen europäischen Ländern und sorgte in vielen Staaten für neuen Aufschwung in der ArbeiterInnenbewegung. In Wien und in den meisten Industriestädten Österreichs wurde der 1. Mai 1890 für die OrganisatorInnen ein überwältigender Erfolg.

Vor diesem Hintergrund nimmt die Ausstellung Wandlungen und Kontinuitäten der Symbolebenen des 1. Maiin signifikanten Etappen ins Visier: Von der Formierung der Arbeiterklasse vor über 100 Jahren, der Eroberung und Reformulierung des öffentlichen Raumes im "Roten Wien" spannt sich der Bogen über die Umdeutungen zum Festtag der austrofaschistischen Verfassung mit Ständehuldigung weiter zum nationalsozialistischen "Feiertag des Deutschen Volkes" bis zu Rekonstruktionsszenarien der Nachkriegszeit, Wirtschaftswunder und Kaltem Krieg. Schließlich reicht die multimediale Analyse bis zur politischen Bedeutung des 1. Maiund dessen Mobilisierungsfaktoren in der Gegenwart. Dies beinhaltet auch neue alternative Formen, wie den EUROMAYDAY und dessen Thematisierung prekärer Lebens- und Arbeitsverhältnisse.

Die Sonderausstellung anlässlich "120 Jahre 1. Mai" ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) - von dem die Idee zu diesem Projekt stammt -, dem Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung (VGA) und dem Österreichischen Museum für Volkskunde. Neben einem spannenden und vielschichtigen Rahmenprogramm (u.a. Vortrags- und Filmreine, Workshops zur Prekarisierung) erscheint auch ein Buch anlässlich dieses Jubiläums, herausgegeben von Wolfgang Maderthaner und Michaela Maier.

Österreichische Museum für Volkskunde in Wien
Bereits in früheren Ausstellungen hat das Volkskundemuseum wesentliche Beiträge zu einer kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit gesellschafts- und sozialpolitisch relevanten Themen geleistet - u. a. 1999 "Leben in der Platte", 2001 "Produkt: Muttertag", 2002 "Aller Anfang", 2003 "Körpergedächtnis". Als Dialog-, Vermittlungs- und Bildungsort sieht sich das Museum auch als Schnittstelle zwischen verschiedenen Wissenschaften und der Kunst. In Ausstellungen und Veranstaltungen werden Alltagskulturen und Lebensstile reflektiert, Kontaktzonen und Kulturtransfers in Europa in deren regionalen, nationalen wie globalen Ausprägungen und Auswirkungen. Internationale Kontakte und Kooperationen machen das Museum heute zu einem Ort des wissenschaftlichen und kulturellen Dialogs in einem sich politisch und gesellschaftlich neu formierenden Europa.

Das barocke Gartenpalais Schönborn - Anfang des 18. Jahrhunderts von Lukas v. Hildebrandt zum Lustschloss umgebaut - beherbergt seit mehr als 90 Jahren das größte volkskundliche Museum Österreichs. Einzigartige Volkskunstwerke sowie Gegenstände des Alltags (Möbel und Hausrat, Gemälde und Plastiken, Textilien, Keramik-, Glas- und Metallobjekte) - auch aus Teilen der ehemaligen k.u.k.-Monarchie und darüber hinaus - ermöglichen faszinierende Einblicke in die vormoderne Welt Zentraleuropas. Die Schausammlung dokumentiert das Leben der Menschen in ihrem Verhältnis zu Natur und Umwelt, zur Wirtschaft, zur Geschichte und zu den sozialen Ordnungen.
     
Informationen: http://www.volkskundemuseum.at/    
     
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