Weniger Staus, weniger CO2 in der zweitgrößten
Stadt Israels
Wien (siemens) - Im Ballungsraum Tel Aviv, der zweitgrößten Stadt Israels, sind Staus und stockender
Verkehr an der Tagesordnung. Eine der größten Verkehrsbelastungen entsteht durch das hohe Verkehrsaufkommen
auf den Einfahrtsstraßen. Jetzt wurde auf der Autobahn 1 von Jerusalem in Richtung Tel Aviv eine gebührenpflichtige
Sonderfahrspur in Betrieb genommen – die „Fast Lane“. Das Besondere daran: Die Maut, die der Autofahrer zu entrichten
hat, orientiert sich an der Verkehrsdichte sowohl auf der Autobahn als auch auf der Fast Lane selbst. Ziel ist
es, den Verkehr in Fluss zu halten und Staus systematisch zu vermeiden. Dadurch wird weniger Kraftstoff verbraucht
und weniger CO2 ausgestoßen. Ermöglicht wird dies durch ein innovatives Verkehrssteuerungssystem von
Siemens.
„Dieses weltweit einzigartige Projekt ist für uns ein großer Erfolg in einem unserer wichtigsten Märkte
im Nahen Osten“, erklärte Jörg Schneppendahl, Leiter der Geschäftseinheit Complete Transportation
bei Siemens Mobility. „Die flexible Einstellung von Mautparametern wirkt sich positiv auf die Verkehrslenkung aus.
Intermodale Mobilität und vor allem die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs wird gefördert. Das
bedeutet weniger Staus, geringere Umweltbelastungen und sauberere Luft.“
Die Erfassung der „Fast Lane“-Nutzer erfolgt über eine videobasierte Nummernschilderfassung. Dabei richtet
sich die Höhe der dynamischen Gebühr nach der aktuellen Verkehrsnachfrage im Zulaufbereich zur Fast Lane.
Die Mauthöhe wird minutengenau ermittelt und auf den Wechselverkehrszeichen angezeigt. Gebaut wurde die Fast
Lane von der israelischen Baufirma Shapir Civil & Marine Engineering Ltd., die die Sonderfahrspur für
die nächsten 27 Jahre betreiben wird. Einen entsprechenden Franchisevertrag vereinbarte das Unternehmen mit
dem israelischen Staat. Das israelische Unternehmen R.S. Industries/Orad Group zeichnete für das Verkehrsleit-
und Gebührenabrechnungssystem verantwortlich. Siemens Mobility lieferte das komplette Verkehrssteuerungssystem.
Dies umfasst die Hard- und Software für die Nummernschilderfassung der Fahrzeuge, die Erfassung der Verkehrsdaten
und die Steuerung der dynamischen Anzeigen. Das Herzstück der Fast Lane ist der von Siemens Mobility entwickelte
komplexe Algorithmus, der die Verkehrssituation analysiert und die Gebühr ermittelt.
Alle Informationen über die Auslastung der Autobahn und den Zustand aller Betriebseinrichtungen laufen in
der Autobahnleitzentrale zusammen. Sensoren liefern Messdaten und der dynamische Regelalgorithmus betrachtet die
momentane Verkehrssituation im Straßennetz, das Verkehrsaufkommen auf der Mautstrecke sowie die zu erwartende
Nachfrage. Dies sind die drei Einflussgrößen, nach denen die Mautgebühr dynamisch berechnet wird.
Damit wird auf der Fast Lane zu jeder Zeit eine Mindest-Reisegeschwindigkeit garantiert, und die Verkehrsteilnehmer
erhalten so für ihre Mautgebühr eine adäquate Gegenleistung. Fahrzeuge, die nachweislich mehr als
drei Insassen befördern, können von der Maut befreit werden. So sollen Menschen zur Bildung von Fahrgemeinschaften
oder zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel bewegt werden.
Weitere erfolgreiche Mautprojekte hat Siemens unter anderem in London (Großbritannien) und Seattle (USA)
umgesetzt. Durch das Londoner City-Maut-Projekt konnte das Fahrzeugaufkommen in der Innenstadt um 15 Prozent reduziert
werden. Die eingesparten CO2-Emissionen betragen etwa 150.000 Tonnen pro Jahr. Das satellitengestützte Mautsystem
im Ballungsraum von Seattle, der größten Stadt im Nordwesten der USA, ist das erste weltweit, das eine
Echtzeit-Fahrzeugpositionierung mit Gebührenabrechnung nach Zeit- und Straßenabschnitten verbindet.
Siemens Welt-Kompetenzzentrum für Maut in Wien
Siemens hat Mitte 2006 das Welt-Kompetenzzentrum für Maut in Wien gegründet. Bei Siemens Electronic
Tolling arbeiten mehr als 50 Mitarbeiter und entwickeln Mautlösungen für die Zukunft. Der Schwerpunkt
liegt auf satellitenbasierter Technologie für landesweite Mautsysteme, videobasierter Technologie für
City-Maut-Projekte sowie auf den zugehörigen Lösungen. Im Bereich der landesweiten Systeme hat Electronic
Tolling das derzeit leistungsfähigste satellitenbasierte Mautsystem entwickelt. Kernelement dabei ist die
neue Siemens On Board Unit. Zahlreiche Referenzprojekte wie beispielsweise das landesweite Mautsystem der Slowakei,
der City-Maut-Lösung in London oder das Mautprojekt Den Haag beweisen die Leistungsfähigkeit dieses Systems. |