Indische Staatspräsidentin empfängt österreichische Delegation
New Delhi (pk) - Auch im Gespräch, das Staatspräsidentin Pratibha Devisingh Patil und Nationalratspräsidentin
Barbara Prammer am Abend des 08.02. führten, kam das freundschaftliche Verhältnis zwischen Indien und
Österreich deutlich zum Ausdruck. Zugleich herrschte Übereinstimmung darüber, dass die Kontakte
im wirtschaftlichen wie im wissenschaftlichen Bereich ausgebaut werden sollten. Der Empfang im Präsidentenpalast
bildete zugleich den politischen Höhepunkt des Indien-Besuchs der österreichischen Parlamentarierdelegation.
Nach einer Reihe von Gesprächen in der indischen Hauptstadt New Delhi ist die Gruppe mittlerweile nach Hyderabad
weitergereist.
Präsidentin Patil verwies eingangs ihres Gesprächs mit Prammer auf die langjährige herzliche Beziehung
zwischen den beiden Staaten, die auf gemeinsamen Werten beruhe. Seitens Indiens bestehe großes Interesse,
diese Kontakte zu intensiveren. Auftakt dazu sei der Besuch von Bundespräsident Heinz Fischer im Jahr 2005
gewesen. Prammer erneuerte die damals von Fischer ausgesprochene Einladung zu einem Gegenbesuch in Österreich.
Detailliert ging die indische Staatspräsidentin auf die gemeinsamen Anliegen ein, wobei sie die Terrorismusbekämpfung,
den Ausbau der Handelsbeziehungen, die Zusammenarbeit im Bildungsbereich und den Technologietransfer als vorrangig
bezeichnete. Österreich verfüge beispielsweise über Technologie, die es ermögliche "saubere
Energie" herzustellen, Indien weise Stärken auf dem IT-Sektor und in der pharmazeutischen Industrie auf.
Ein besonderes Anliegen sei ihr aber der Austausch von Studentinnen und Studenten, betonte Patil. Die Nationalratspräsidentin
sagte zu, sich in Österreich dafür einzusetzen, dass es vermehrt zu Kooperationen auf Universitätsebene
komme.
Sichtlich erfreut zeigte sich Patil darüber, dass Prammer auf ihrer Reise von einer Parlamentarierdelegation
– dem Dritten Präsidenten Martin Graf (FPÖ) sowie den Abgeordneten Christine Muttonen (SPÖ), Ruperta
Lichtenecker (Grüne) und Sigisbert Dolinschek (BZÖ) – begleitet wird. Der parlamentarischen Diplomatie
komme eine zunehmend wichtigere Aufgabe zu, meinte die indische Staatspräsidentin, weil sie die zwischenstaatlichen
Beziehungen und die Demokratie stärke.
Viel diskutiert wird in Indien derzeit das Thema Frauenquote. Im Unterhaus des Parlaments liegt ein beschlussreifes
Gesetz, wonach künftig 33 % der Abgeordneten Frauen sein müssen. Die indische Staatspräsidentin
unterstrich die Bedeutung einer solchen gesetzlichen Regelung für die Emanzipation. Prammer bezeichnete diese
Bemühungen als vorbildlich und berichtete, dass in Österreich der Frauenanteil innerhalb der Bundesregierung
bei 42 % und im Parlament bei 28 % liege. Angesprochen auf ihre frühere Funktion als Frauenministerin, nannte
Prammer den Abbau der Einkommensdifferenzen zwischen Männern und Frauen sowie die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie als ihre wichtigsten Anliegen.
Staatspräsidentin Patil bedankte sich für die österreichische Unterstützung bei der Wahl Indiens
zum nichtständigen Mitglied des UN-Sicherheitsrates. Zugleich verwies sie aber auch auf das Interesse ihres
Landes an einem ständigen Sitz in diesem Gremium. Österreich fühle sich als Staat mit UN-Sitz den
Vereinten Nationen gegenüber besonders verantwortlich und deren Reform sei ein ständiges Anliegen, sagte
Prammer. In diesem Sinne müsse auch der Sicherheitsrat repräsentativer, demokratischer und transparenter
werden. Am Ende der Diskussion werde stehen, wie sich der Sicherheitsrat künftig zusammensetzen wird. Prammer:
"Sollte es neue Mitglieder geben, wäre Indien ein natürlicher Kandidat."
Die österreichische Delegation ist am Mittwoch in Hyderabad eingetroffen. Am Abend steht ein Treffen mit führenden
Repräsentanten des Bundesstaates Andhra Pradesh auf dem Programm. Weiters ist eine Reihe von Gespräche
mit Wirtschaftstreibenden aus der Region geplant. |