EU wurde 2010 vom Nettoimporteur wieder zum Nettoexporteur von Rindfleisch
Wien (bmlfuw/aiz) - Das Schlachtrinderangebot gilt laut Österreichischer Rinderbörse EU-weit
weiterhin knapp. Bei Jungstieren übersteigt die Nachfrage meist das Angebot und die Preise tendieren deshalb
leicht nach oben. Mit einem für diese Woche erwarteten Preisband für die Kategorie R2/3 von EUR 3,47
bis 3,68 pro kg liegen sie auch weiterhin über denen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In Österreich
ist das Angebot auf Vorwochenniveau. Die Nachfrage erreicht in der laufenden Woche den Höhepunkt. Die gute
Marktsituation bei Jungstieren sollte - eventuell auch für den vorgezogenen - Verkauf genu?tzt werden, empfiehlt
die Rinderbörse. Bei weiblichen Schlachtrindern ist das Angebot ebenfalls leicht rückläufig und
die Preise sind stabil bis leicht anziehend.
Bei weiblichen Schlachtrindern ist das heimische Angebot ebenfalls knapp, die Nachfrage ist stabil, die Preise
ziehen bei Jungstieren, Ku?hen und Kalbinnen in der laufenden Woche an. Bei Schlachtkälbern ist der Markt
weiterhin ausgeglichen.
In Deutschland liegen die Preise für Jungstiere R3 diese Woche laut der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften
für Vieh und Fleisch bei EUR 3,60 bis 3,70 pro kg. Hier kam es zuletzt saisonal bedingt durch eine etwas bessere
Nachfrage ebenfalls zu einer Befestigung der Preise.
EU wurde 2010 vom Nettoimporteur wieder zum Nettoexporteur von Rindfleisch
Laut Daten der Europäischen Kommission über den Außenhandel der EU mit Rindfleisch im Zeitraum
Jänner bis November 2010 konnte die Union im Vorjahr ihre Handelsbilanz nach Jahren wieder in den positiven
Bereich drehen. Dank einer sprunghaften Zunahme der Ausfuhren auf den Weltmarkt um 84,2 % in diesen ersten elf
Monaten des Jahres auf 418.054 t (Vergleichszeitraum 2009: 226.985 t) einschließlich Lebendtierexporte, aber
umgerechnet in Schlachtgewicht, und einer Verringerung der Importe um 11% auf 350.763 t (2009: 394.005 t) wurde
die EU vom Nettoimporteur wieder zum Nettoexporteur von Rindfleisch.
Rindfleischhunger Russlands und Öffnung der Türkei kurbeln Export an
Den Exporterfolg verdankt die Union vor allem dem kräftig angewachsenen Rindfleischappetit des Hauptabnehmers
Russland: Dorthin schnellten die Ausfuhren nach einem Einbruch von 2007 bis 2009 im Jahresabstand um 161,4% auf
122.636 t (2009: 46.907 t) empor und erreichten fast wieder das Niveau von 2006 mit 145.383 t. Auch die Öffnung
des türkischen Marktes für Rindfleisch aus der EU trug dazu bei. Die europäischen Ausfuhren starteten
2010 praktisch von null weg (2009: 417 t) auf 41.785 t, nachdem die Regierung in Ankara die BSE-bedingten Einfuhrbeschränkungen
aufgehoben hat. Auch der Libanon bediente sich mit 31.070 t in den ersten elf Monaten des Vorjahres weit kräftiger
an Rindfleisch aus der EU als zuletzt (2009: 2.228 t).
Nach Dürre weniger argentinisches Beef - Brasilien in WTO gegen Importauflagen der EU
Einfuhrseitig geht der Rückgang vor allem auf einen Einbruch der Lieferungen aus Argentinien um 34,1% auf
74.164 t (2009: 112.553 t) zurück. Grund dafür sind die Folgen einer Dürre, die 2009 die Schlachtung
einer großen Zahl Rinder notwendig machte, weil ihnen die Futterbasis fehlte. So konnte auch Uruguay 2010
mit 61.184 t nur um 16,1% weniger Steaks und Co. auf den europäischen Markt bringen. Ziemlich stabil hielt
sich dagegen der Warenstrom des Rindfleischlieferanten Nummer eins, Brasilien, mit nur 0,3% Abnahme auf 134.112
t (2009: 134.539 t). Brasilien musste allerdings schon von 2007 auf 2008 praktisch eine Halbierung seiner Rindfleischexporte
in die EU von 363.839 t auf 171.454 t hinnehmen, weil Brüssel 2008 nach dem Ausbruch von Maul- und Klauenseuche
beim südamerikanischen Agrarriesen seine Außengrenzen vorerst ganz für Rindfleisch vom Amazonas
gesperrt hat und danach nur mit Auflagen an die Rückverfolgbarkeit, die von den Brasilianern offensichtlich
nur schwer einzuhalten sind. Allerdings will nun die Regierung in Brasilia versuchen, mit Hilfe einer Klage bei
der Welthandelsorganisation WTO die neuerliche Öffnung der Grenzbalken an den EU-Außengrenzen für
Rindfleisch Made in Brasil zu erzwingen. |