Stufenweise Umstellung der Schulen zur NMS
entsprechend der Qualitatskriterien bis 2016 realistisch
Wien (bmukk) - Seit dem Start der Neuen Mittelschule (NMS) mit 67 "Pionieren" in fünf
Bundesländern im Schuljahr 2008/09 führte das große Interesse seitens der LehrerInnen und der Eltern
zu einer annähernden Verfünffachung des Angebotes. Mit aktuellem Schuljahr 2010/11 sind insgesamt 320
Neue Mittelschulen mit rund 35.000 SchülerInnen und rund 3.500 LehrerInnen in ganz Österreich in die
Entwicklungsarbeit eingebunden. Damit ist jede sechste Schule der Sekundarstufe I bereits eine Neue Mittelschule.
Derzeit bereitet Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied mit dem Regierungspartner einen Stufenplan vor, um bei
Aufhebung der gesetzlich vorgegebenen Obergrenze von 10 % weitere NMS-Standorte zu ermöglichen. Hierbei steht
Qualität vor Tempo. "Die Neue Mittelschule ist eine Leistungsschule. Die Umstellung darf keine Ho-Ruck-Aktion
sein. Ein Austausch der Türtafeln reicht nicht. Voraussetzung für eine Neue Mittelschule ist die Anwendung
des AHS-Lehrplans, die Verwirklichung der neuen Lernkultur, der verschränkte Einsatz von AHS-/BHS-Lehrerinnen
und -lehrer an den bisherigen Hauptschulen sowie Teamteaching", betont Bildungsministerin Claudia Schmied.
In jedem Fall ist mit dem Landesschulrat / Stadtschulrat für Wien der LehrerInneneinsatz zu planen. Der Einsatz
von AHS-/BHS-LehrerInnen ist weiterhin zentrales Qualitätskriterium. Vom BMUKK werden dafür zusätzlich
sechs Wochenstunden pro NMS-Klasse finanziert, in denen zwei LehrerInnen gleichzeitig in einer Klasse unterrichten.
Leistungsschwächere SchülerInnen können so bestmöglich gefördert, die Stärkeren gefordert
werden. In begründeten Übergangsphasen und unter Nachweis der Ausschöpfung aller Lösungsversuche
die Optimalvariante können besonders qualifizierte HS-Lehrpersonen eingesetzt werden. Es muss jedoch mindestens
eine AHS/BHS-Lehrperson im Team der Schule sein.
Neue NMS-Standorte werden auf Vorschlag des Landesschulrates / Stadtschulrates für Wien durch eine Approbationskommission
im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur bewilligt. Folgende Qualitätskriterien muss jede
Mittelschule erfüllen:
- verschränkter Lehrer/innen-Einsatz von AHS-/BHS- und HS-Lehrpersonen
- keine äußere Differenzierung (keine Leistungsgruppen)
- Individualisierung des Unterrichts, Eingehen auf jedes Kind
- Sicherstellung des Lehrpersonals, Kooperationsübereinkommen mit AHS-/BHS-Partnerschulen
- Pädagogische Konzepte / Schwerpunkte eines Standortes müssen Vorgaben des Modellplans des Bundeslandes
entsprechen
- AHS-Lehrplan
- Umfassende Qualitätssicherung und Entwicklungsbegleitung
- Austausch durch Entwicklungsnetzwerke
- Wissenschaftliche Evaluierung
In der neuen Mittelschule wird eine neue Lernkultur Wirklichkeit. Keine starren Leistungsgruppen sondern individuelle
Lerngruppen mit 2 AHS-/BHS-LehrerInnen in Deutsch, Mathematik und Englisch, die gemeinsam mit Hauptschul-LehrerInnen
im Team arbeiten, prägen den Schulalltag. Lernen lernen, soziale Kompetenzen und Leistung stehen im Mittelpunkt.
Der Unterricht an der Neuen Mittelschule erfolgt nach dem Lehrplan der AHS-Unterstufe. Die Neue Mittelschule ist
eine Leistungsschule. Viele Schulen werden als Ganztagsschulen bzw. mit einem attraktiven Nachmittagsbetreuungsangebot
geführt. Ein Team von LerndesignerInnen und EntwicklungsbegleiterInnen unterstützt die Arbeit an den
Schulstandorten. Die LehrerInnenfortbildung an den Pädagogischen Hochschulen ist in den Entwicklungsprozess
eingebunden.
Die NMS-Standorte sind in ein Entwicklungsnetzwerk eingebunden und pflegen regelmäßig den Austausch
ihrer Erfahrungen. Alle NMS werden wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
Das Ziel der Neuen Mittelschule ist eine neue Gemeinsame Schule für alle 10- bis 14-Jährigen, die allen
SchülerInnen nach der 4. Klasse Volksschule offen steht. Die SchülerInnen erhalten ausreichend Zeit,
um ihre Interessen und Begabungen zu entdecken und zu entwickeln. Das ermöglicht eine sorgfältige begeleitete
weiterführende schulische und berufliche Orientierung. Die SchülerInnen stehen im Mittelpunkt. Soziale
Kompetenz, Selbstvertrauen, Freude am Lernen und Leistung zählen.
Realistisch ist, dass mit Beginn des nächsten Schuljahres im Herbst 2011 jene rund 120 Schulen zu Neuen Mittelschulen
werden, die bereits 2010 die Qualitätskriterien erfüllten, aber aufgrund der 10%-Limitierung abgelehnt
werden mussten bzw. gar nicht angesucht hatten. Voraussetzung dafür sind eine entsprechende Gesetzesänderung
sowie die Finanzierungssicherheit. Entsprechende legistische Maßnahmen sind in enger Abstimmung mit dem Regierungspartner
und den Landesschulräten in Vorbereitung und sollen noch vor dem Sommer als Regierungsvorlage dem Parlament
vorgelegt werden.
Bis 2016 könnten alle Hauptschulen zu Neuen Mittelschulen werden. Selbstverständlich ist das Angebot
auch für AHS-Standorte offen. Die Standorte müssen dafür gewissenhaft vorbereitet und von der Approbationskommission
des BMUKK positiv beurteilt werden. Die Zustimmung der Schulpartner (2/3-Mehrheit der Eltern und LehrerInnen) zur
Entwicklungsarbeit an einem Standort ist Voraussetzung. Jedes Jahr werden bis 2016 - so ist der Plan - mehr Schulen
(Hauptschulen und AHS-Unterstufen) einsteigen und entlang der Kriterien mit mehr Lehrpersonal ausgestattet, sodass
mit dem Schuljahr 2016/17 nur mehr NMS-Klassen aufsteigend ab der 5. Schulstufe geführt werden.
"Die Neue Mittelschule ist eine Leistungsschule. Das Vertrauen der Eltern und deren Zufriedenheit sind entscheidend.
Die Neue Mittelschule ist ein Weg zur Gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen, über die letztendlich
die Eltern entscheiden werden", so Bildungsministerin Claudia Schmied abschließend.
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