Mittlerweile 19,4% der Agrarnutzfläche und 16,2% der Betriebe
Wien (bmlfuw/aiz) - Österreich ist es im Jahr 2010 gelungen, seine Top-Position als Bio-Europameister
weiter auszubauen. So wird mittlerweile rund ein Fünftel (19,4%) der landwirtschaftlichen Nutzfläche
unseres Landes, insgesamt 544.672 Hektar, von 21.798 Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern bewirtschaftet. Das entspricht
wiederum 16,2% der Landwirtschaftsbetriebe, wie Christoph Gleirscher, Geschäftsführer von Bio Austria,
am 18.02. bei einem Pressegespräch auf der Biofach-Messe in Nürnberg berichtete. Im Jahr 2009 waren es
noch 18,5% der Agrarnutzfläche und 20.870 Bio-Betriebe (15,2%).
Doch auch am österreichischen Bio-Lebensmittelmarkt gibt es laut den aktuellen RollAMA-Daten einen noch nie
dagewesenen Bio-Boom. Der Mengenzuwachs von 2009 auf 2010 betrug im Segment Bio-Frischwaren (exklusive Brot) im
LEH 21,5%, der Wertzuwachs 18,7%. Da auch im Ausland gute Marktentwicklungen zu verzeichnen sind, möchte Rudi
Vierbauch, Obmann von Bio Austria, die heimischen Unternehmen noch mehr motivieren, zu 100% auf Bio zu setzen,
und die Firmen dabei unterstützen, im Ausland Fuß zu fassen.
Berlakovich: Spitzenreiter der nachhaltigen österreichischen Landwirtschaft
Österreichs Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich zeigte sich gegenüber aiz.info über diese
Zuwachsraten erfreut. "Die Bio-Landwirtschaft ist Spitzenreiter des österreichischen Wegs einer nachhaltigen
Landwirtschaft. Dass diese Vorreiterrolle Österreichs weiter abgesichert wird, garantieren einerseits engagierte
und zukunftsorientierte Bio-Bäuerinnen und -Bauern, professionelle Verarbeiter, Vermarkter, Bio-Kontrollstellen
und Konsument(inn)en. Andererseits unterstützt die heimische Agrarpolitik die österreichische Bio-Landwirtschaft
durch effiziente und vielfältige Förderungen. Außerdem ist auch die umfassende Information der
Konsumenten ein wichtiger Teil unserer Strategie", betonte Berlakovich.
Globale Entwicklungen und Marktchancen
Das Bio-Engagement Österreichs muss auch vor den globalen Entwicklungen und Marktchancen betrachtet werden.
So hat eine heute veröffentlichte Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) ergeben,
dass der globale Markt für biologische Lebensmittel und Getränke weiter zunimmt. 2009 wurden bereits
Umsätze von USD 54,9 Mio. verzeichnet, gegenüber USD 40,2 Mio. im Jahr 2006 und USD 25,5 Mio. im Jahr
2003. Ein ähnliches Bild zeigt der europäische Markt. Der größte Bio-Markt weltweit sind die
USA mit umgerechnet EUR 17,8 Mrd., dahinter folgen Deutschland (EUR 5,8 Mrd.) und Frankreich (EUR 3,0 Mrd.). Erstaunlich
ist, dass sich die Schweiz (EUR 1.023 Mio.) und Österreich (EUR 868 Mio.) trotz ihrer geringen Landesgröße
in den Top-10 der weltweiten Bio-Märkte befinden. Je 48% der weltweiten Bio-Lebensmittelverkäufe teilten
sich 2009 ferner auf Europa und Nordamerika auf. Verschwindende 4% verbleiben für die restliche Welt.
Neue europäische Absatzmärkte erschließen
Um neue europäische Absatzmärkte für die Zukunft zu erschließen und abzusichern, hat Bio Austria
im Vorjahr gemeinsam mit der AMA Marketing eine Exportoffensive mit einer ersten österreichischen Bio-Präsentation
in Hamburg gestartet. Heuer soll diese Initiative ausgebaut werden. Neben Deutschland, dem wichtigsten Exportland
für Österreich, liegt ein weiterer Schwerpunkt auf ausgewählten Zielmärkten wie Slowenien,
Polen, Tschechien, Slowakei und Frankreich, denen ein großes Potenzial als Bio-Absatzmarkt eingeräumt
wird. Für das erste Halbjahr 2011 ist eine Veranstaltung in Nordrhein-Westfalen - voraussichtlich Köln
- und eine weitere in einer nicht-deutschsprachigen EU-Stadt, vermutlich Paris oder Warschau, im zweiten Halbjahr
geplant.
Insgesamt wurden im Jahr 2009 rund 37,2 Mio. ha weltweit ökologisch bewirtschaftet, 32,6% in Ozeanien, 24,9%
und somit ein Viertel in Europa sowie 23% in Lateinamerika. In der EU sind große Staaten wie Spanien (1,3
Mio. ha), Italien (1,1 Mio. ha) und Deutschland (0,95 Mio. ha) die führenden Länder im Hinblick auf die
absolute Bio-Fläche. Österreich befindet sich mit 518.757 ha trotz seiner vergleichsweise kleinen Landesfläche
auf dem stolzen sechsten Platz. Anteilsmäßig lag die Alpenrepublik 2009 mit 18,5% im absoluten Spitzenfeld.
Lediglich Liechtenstein, das jedoch kaum über Flächen verfügt, lag mit 26,9% davor. Hinter Österreich
folgen Schweden (12,6%) und die Schweiz (10,8%).
Bio legt auch bei Käuferreichweite zu
Wie eine Motivanalyse zum "Einkaufsverhalten Bio" ferner ergeben hat, haben Bio-Produkte in Österreich
mittlerweile eine Käuferreichweite von 88% bei steigender Einkaufsintensität. Demnach decken 40% der
Haushalte 80% des Bio-Umsatzes. Als Kaufmotiv wird vor allem der Gesundheitsaspekt angegeben. Aber auch Personen,
die keine Bio-Produkte kaufen, haben eine überraschend positive Einstellung zu diesem Thema. Der Anteil an
absoluten Bio-Verweigerern ist hingegen sehr gering. Vor allem ist auch das deutlich bessere Angebot dafür
verantwortlich, dass heute mehr Bio gekauft wird als vor fünf Jahren. Die Nachfrage ist mit einem Plus von
30% jedoch noch stärker gestiegen als das Angebot (+12%).
In Deutschland ist der Absatz auch seit Bekanntwerden des Dioxin-Skandals enorm gestiegen. Dieses Vertrauen der
Konsumenten in Bio-Produkte wollen nun auch die österreichischen Produzenten als Chance nutzen, wie Bio Austria
in Nürnberg betonte. Bio Austria ist mit 13.000 Mitgliedern der größte Verband österreichischer
Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern und damit auch der bedeutendste Verband für biologische Landwirtschaft
in Europa. |