Bozen (lpa) - Für die einvernehmliche Lösung des Streits um den Halt internationaler Züge
in Südtirol und im Trentino wollen sich beide Länder einsetzen. Dies hat Landeshauptmann Luis Durnwalder
am 18.02.. im Gespräch mit Mauro Moretti, dem Generaldirektor der italienischen Eisenbahn-Holding, unterstrichen.
Im Gespräch ging’s zudem um neue (und alte) Bahnhöfe sowie die Übernahme der Strecke Bozen-Meran.
Im Mittelpunkt des bereits seit längerer Zeit geplanten Treffens des Landeshauptmanns mit dem Chef der "Ferrovie
dello Stato", jener Holding also, in der die italienischen Eisenbahn-Gesellschaften zusammengefasst sind (darunter
auch Trenitalia sowie der Schienennetzbetreiber RFI), drehte sich in erster Linie um das Problem der internationalen
Zugverbindungen. RFI hatte schon im Vorjahr der Deutschen Bundesbahn (DB) und den Österreichischen Bundesbahnen
(ÖBB) verboten, auf der Fahrt ihrer Züge durch Italien Zwischenstopps einzulegen. Das heißt, dass
etwa internationale Zugverbindungen nach Mailand nur mehr dort halten und nicht etwa auch in Bozen oder Trient.
"Das ist für uns ein Riesenproblem, weil wir als Tourismusland von den internationalen Zugverbindungen
abgeschnitten sind", so Durnwalder.
Der Streit zwischen RFI auf der einen Seite und ÖBB bzw. DB auf der anderen ist auch bereits vor europäischen
Gerichten gelandet, vor denen die deutschen und österreichischen Eisenbahn-Gesellschaften das Recht auf Freizügigkeit
einklagen und sich gegen unlauteren Wettbewerb zur Wehr setzen. "Ein langer Gerichtsstreit bringt uns allerdings
wenig, nachdem dieser zur zumindest zeitweiligen Einstellung unserer Verbindungen führen würde",
so der Landeshauptmann, der deshalb mit seinem Trentiner Amtskollegen Lorenzo Dellai ein Schreiben an die Eisenbahngesellschaften
und die zuständigen Ministerien in Rom, Wien und Berlin richten wird. Darin werden die beiden Landeshauptleute
auf eine einvernehmliche Lösung auch in Absprache mit den betroffenen Ländern drängen.
Im rund zweistündigen Gespräch wurde heute zudem über den Übergang der Führung der Eisenbahnstrecke
zwischen Bozen und Meran an das Land verhandelt. "Die Eisenbahn-Holding wäre grundsätzlich einverstanden,
allerdings hat hier auch das Verkehrsministerium ein Wörtchen mitzureden", so Durnwalder nach dem Treffen.
Nachdem es der Staat war, der der RFI die Konzession über die Strecke übertragen hat, muss dieser erst
sein Einverständnis für eine Sub-Konzession geben, die die Übernahme der Strecke durch das Land
ermöglichen würde. "Auch in dieser Angelegenheit werden wir den Kontakt zum Ministerium suchen",
so der Landeshauptmann.
Zur Sprache kam darüber hinaus auch die Situation der Bahnhöfe in Südtirol. So ging es etwa um den
rechtlichen Rahmen rund um die sowie den Ausbau der Bahnhöfe in Brixen und Bruneck und um die Anpassung des
Bahnhofs in Innichen. Für letzteres schwebt dem Land wie auch der Eisenbahn-Gesellschaft vor, dass die Gesellschaft
dem Land überflüssigen Eisenbahngrund abtritt, im Gegenzug dazu soll das Land Arbeiten an der Eisenbahn-Infrastruktur
übernehmen. Dazu brachte Durnwalder auch den Verladebahnhof in Grasstein sowie die neu einzurichtenden Bahnhöfe
für Sinich und das neue Bozner Stadtviertel Kaiserau zur Sprache. "Moretti ist grundsätzlich mit
den neuen Bahnhöfen einverstanden, allerdings müssen die technischen Details noch grundlegend überprüft
werden", so der Landeshauptmann.
Schließlich ging es im heutigen Gespräch auch noch um offene Fragen rund um die Zusammenarbeit zwischen
den Eisenbahn-Gesellschaften und den von den Lokalkörperschaften geführten Güterverkehrs-Unternehmen
(allen voran der Rail Traction Company). "Hier ergeben sich immer wieder rechtliche Probleme, nachdem die
Unternehmen nicht nur oft die selben Kunden bedienen, sondern auch die selben Schienenstränge nutzen",
so Durnwalder, dessen Fazit zum Gespräch in diesem Bereich lautet: Einige der offenen Fragen konnten heute
beantwortet werden, andere harren noch einer Lösung. |