Seit 100 Jahren kämpfen Frauen erfolglos für Gleichstellung
St. Pölten (nöi) - "Ich bin fest davon überzeugt, dass sich ohne Frauenquote nichts
ändern wird. Aus diesem Grund fordere ich eine 30 prozentige Frauenquote für staatsnahe Unternehmen und
zwar so rasch wie möglich", erklärt die für Frauenfragen zuständige Landesrätin Mag.
Johanna Mikl-Leitner.
"Ich war nie eine Befürworterin der Quote, aber die Erfahrung hat mich klüger gemacht." Warum,
erklärt Mikl-Leitner so: "Für Frauen kommen die spürbaren Nachteile erst beim Aufstieg auf
die Karriereleiter. Das untere Drittel ist auch noch ohne gröbere Schwierigkeiten zu bestehen, aber ab der
Hälfte hat man auf der Karriereleiter das Gefühl, als würden die Abstände zwischen den Sprossen
immer größer werden - doppelt so groß, wie bei den männlichen Kollegen."
Leider hat sich in den letzten 100 Jahren eindeutig gezeigt, dass sich nichts von selbst reguliert, wenn es keine
verbindlichen Regelungen gibt. "Und das ist der Grund dafür, dass ich für die Quote auf Zeit bzw.
für eine Selbstverpflichtung mit klaren Regeln eintrete. Mit Quote auf Zeit meine ich: So lange, bis die verpflichtende
Quote nicht mehr notwendig ist und bis niemand mehr über Quoten diskutieren muss, weil sie selbstverständlich
geworden sind. Es darf keine Schande mehr sein, "Quotenfrau" zu sein. Einen Beweis dafür, dass wir
ein Regulativ brauchen, haben uns andere Länder geliefert: Norwegen, Spanien und Frankreich haben bereits
reagiert - Deutschland wird folgen, wenn es nach der zuständigen Ministerin geht", so Mikl-Leitner.
Nicht umsonst wurde Österreich auch schon von der EU gerügt, dass die Einkommensschere zwischen Männern
und Frauen am dritthöchsten von der ganzen EU ist. Sie beträgt bei uns 25 Prozent, der EU-Durchschnitt
liegt bei 18 Prozent. "Durch die Einführung einer Quote würde sich auch hier einiges ändern",
ist Mikl-Leitner überzeugt.
"Dass es ohne diese Quote nicht geht, haben die letzten 100 Jahre bewiesen: Wir kämpfen mittlerweile
100 Jahre für die Gleichstellung von Männern und Frauen und es ist uns in diesen 100 Jahren ohne Quote
nicht gelungen, dieses Ziel auch nur ansatzweise zu erreichen. Ich möchte nicht haben, dass es noch einmal
100 Jahre dauert, bis wir vielleicht eine Gleichstellung haben. Gerade jetzt anlässlich des 100 jährigen
Jubiläums des Internationalen Tages der Frauen, wäre es ein wichtiges Zeichen, eine Quotenregelung durchzusetzen.
Es ist dies kein Geschenk, sondern wir Frauen haben es uns verdient und erkämpft", betont die Landesrätin
und führt weiter aus: "Bei einer Aufteilung 30:70 hätten die Männer noch immer die 'absolute
Mehrheit' und bräuchten sich deswegen nicht zu fürchten." |