MEMORI: Ein Alarm für Kunstwerke   

erstellt am
24. 02. 11

Wien (boku) - Die Arbeitsgruppe Biopolymeranalytik (ao. Univ. Prof. Antje Potthast) des BOKU-Departments für Chemie ist ein Partner im EU-Projekt MEMORI, das sogenannte "Dosimeter" für kulturelle Einrichtungen, wie z.B. Museen und Ausstellungen, entwickelt. Das sind spezielle Messinstrumente, die auf bestimmte Umweltfaktoren ansprechen. Dies können Strahlungen, Gase oder bestimmte Chemikalien sein, deren augenblickliche oder akkumulierte Konzentration von den Dosimetern als Messwert bzw. als Überschreitung eines bestimmten Grenzwertes angezeigt wird.

Dabei geht es um schädliche, meist gasförmige, organische Substanzen, die Kunstobjekte schädigen können. In manchen Fällen stammen diese Verbindungen aus dem Material des Kunstwerks selbst, z.B. Farben, Holz oder Textilien, oder aus Komponenten früherer Restaurierungsversuche und konservatorischer Maßnahmen. In anderen Fällen kommen die Schadstoffe aus Verpackungs- oder Lagermaterialien. Durch eine neue Generation von leicht zu bedienenden und abzulesenden Dosimetern sollen Konservatoren künftig die Möglichkeit haben, sofort festzustellen ob Kunstwerke vor Ort gefährdet sind, ob sie sich in einer passenden Umgebung befinden und ob ihre Ausstellungs- oder Lagerungsbedingungen verbessert werden müssen. Die Dosimeter des MEMORI-Projektes werden in führenden europäischen Museen wie der Londoner Tate Gallery oder dem Krakauer Nationalmuseum getestet.

Die Arbeitsgruppe Biopolymeranalytik des Departments für Chemie an der BOKU bringt in das Projekt die langjährige Expertise in der Analytik von Cellulose und anderer Holzkomponenten ein. Ein Verfahren zur Verfolgung oxidativer und hydrolytischer Schädigung cellulosischer Materialien mittels spezieller chemischer und chromatographischer Methoden (Multidetektor-Größenausschlußchromatigraphie mit gruppenselektiver Fluoreszenzmarkierung) ist dabei weltweit nur an diesem Institut verfügbar. Dabei geht es darum festzustellen, wie sich bestimmte Schadstoffe, z.B. organische Säuren als Abbauprodukte aus cellulosischen Produkten, auf die weitere chemische und physikalische Stabilität dieser Materialien auswirken.

MEMORI, ein EU-Projekt des 7. Rahmenprogramms, erhält eine Förderung von 3 Mio € über die nächsten drei Jahre. Es vereint 14 wissenschaftliche Partner und Kultureinrichtungen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Irland, Italien, Österreich, Rumänien und Spanien unter der Federführung des Norwegischen Institutes für Luftforschung (NILU).
     
Informationen: http://www.chemie.boku.ac.at/biopolymer.html    
     
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