Wien (rk) - Erstmals liegt mit der Studie "Erwerbspotential in der Sozialhilfe" eine umfassende
Aufarbeitung der Probleme, Bedürfnisse, Potentiale und Ausstiegsszenarien von MindestsicherungsbezieherInnen
vor. Im Auftrag der Stadt Wien (Magistratsabteilung 24 - Gesundheits- und Sozialplanung, Magistratsabteilung 40
- Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht, Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds waff) und des AMS Wien
erstellte L&R Sozialforschung in Kooperation mit FORBA Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt die erste
große Annäherung an die Thematik. Wesentliche Forschungsergebnisse flossen bereits in die Vorbereitungsarbeiten
für die Mindestsicherung ein. Die europaweit einzigartige Studie, die auch aus ESF-Mitteln gefördert
wurde, ist nach den "Städteporträts" (Vergleich der Wohlfahrtssysteme von sechs europäischen
Großstädten) und dem "Wiener Sozialbericht 2010" der dritte Band der "Sozialpolitischen
Schriften" der MA 24. Sie kann gratis unter der E-Mail-Adresse post@ma24.wien.gv.at
angefordert bzw. online
abgerufen werden.
Das Sozialbudget der Stadt Wien weist im Jahr 2011 den Rekordwert von 1,201 Milliarden Euro aus, wobei hier sozialen
Leistungen im Gesundheits-, Bildungs- oder Verkehrswesen sowie im Wohnbau noch gar nicht eingerechnet wurden. "Jeder
investierte Cent kommt unmittelbar jenen Menschen zugute, die Unterstützung brauchen. Die aktuelle Studie
bestätigt einmal mehr, dass Bildung und Qualifizierung die besten Mittel gegen Armut sind", erklärten
Bürgermeister Dr. Michael Häupl und die Wiener Sozialstadträtin Mag.a Sonja Wehsely am Dienstag
bei der Präsentation der Studie unisono. "Der Weg, den wir mit der Mindestsicherung eingeschlagen haben,
ist alternativlos."
Ab März 203 Euro Mindestsicherung für Kinder
Um die finanzielle Situation von einkommensschwachen Familien mit Kindern, insbesondere von AlleinerzieherInnen
und Mehrkindfamilien, noch weiter zu verbessern, erhöht Wien ab 1. März 2011 den Mindeststandard für
minderjährige Kinder in der Mindestsicherung um 50 Prozent auf 203 Euro. Diese Maßnahme verbessert die
finanzielle Situation von rund einem Drittel der Fälle in der Mindestsicherung. "203 Euro Mindestsicherung
für Kinder, zusätzlich zur Unterstützung der Eltern - das ist in Österreich der absolute Spitzenwert",
unterstrich Wehsely.
Überwiegende Mehrheit in der Mindestsicherung will arbeiten
"Die Gründe, warum Menschen in Wien Mindestsicherung beziehen, sind äußerst unterschiedlich.
Eine gute Ausbildung und ein guter Job bieten längerfristig materielle Sicherheit. Dennoch können Krisen
und persönliche Notlagen den Einstieg in das System der Mindestsicherung bedeuten. Zu wenig oder nicht auf
dem Arbeitsmarkt nachgefragte Ausbildung, Krankheit und Schulden machen oft schon den Einstieg ins Berufsleben
und den Aufbau einer stabilen Lebenssituation schwierig", betonte Mag. Andreas Riesenfelder, Leiter von L&R
Sozialforschung.
Die überwiegende Mehrheit der BezieherInnen hat den großen Wunsch, Arbeit zu finden und wirtschaftlich
wieder unabhängig zu werden. "Anders als vielfach behauptet, sind 90 Prozent der MindestsicherungsbezieherInnen
motiviert, arbeiten zu gehen. Der Schlüssel für sie ist die Stärkung von Stärken dieser Menschen",
so Riesenfelder. Massive Mängel in den Kenntnissen und Kompetenzen beschränken aber oft den Einstieg
in den Arbeitsmarkt. Die Wiener Mindestsicherung weist den Weg, wie wirksame Reintegrationsmaßnahmen aussehen:
"Wir holen die Menschen dort ab, wo sie sind, wir bleiben dran und lassen nicht locker, wenn es um die Eigenständigkeit
der Wienerinnen und Wiener geht", so Wehsely.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
- 90 Prozent der MindestsicherungsbezieherInnen sind motiviert, arbeiten zu gehen
- Für 16 Prozent der erwerbsfähigen BezieherInnen ist die Unterstützung mit Mindestsicherung nur
eine kurzfristige Überbrückung
- Die Problemlagen sind unterschiedlich und spielen oft in einander: Oft wird der Verlust der Erwerbstätigkeit
durch Schicksalsschläge wie Tod, Trennung, Krankheit oder durch den Konkurs des Arbeitgebers ausgelöst.
- Zu wenig Bildung oder falsche Qualifikationen sowie lange Berufsunterbrechungen – etwa auf Grund von Kindererziehung
– gehören zu den Hauptproblemen.
Die Mindestsicherung löst zentrale Probleme
- Verbesserter Zugang zu Qualifizierungs- und Bildungsangeboten
- Verbesserter Zugang zu Gesundheitsleistungen
- Anpassung der Angebote des Arbeitsmarktservice an die Erfordernisse von MindestsicherungsbezieherInnen
|