Heinisch-Hosek:
Frauenpolitisch so viel in Bewegung wie schon lange nicht mehr
Einkommensberichte wichtiger Schritt zu gleichem Lohn für gleiche Arbeit
Wien (sk) - Am 8. März ist der 100. Internationale Frauentag. In der ORF-"Pressestunde"
vom 06.03. meinte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek dazu: "Ich glaube, dass so viel in Bewegung ist,
wie schon lange nicht mehr." Die Frauenministerin führte u.a. die Einkommenstransparenz an, "mit
der Großbetriebe verpflichtet werden, nachzuschauen, ob Frauen für gleiche Arbeit weniger verdienen".
Aber sie nannte auch die Frauenquote für Aufsichtsräte. Hier erwarte sie sich eine Lösung in den
nächsten Tagen. In Sachen Kinderbetreuungseinrichtungen will die Frauenministerin die Anstoßfinanzierung
des Bundes auch für heuer.
Zur Einkommensschere erklärte die Frauenministerin: "Ich bin nicht stolz darauf, dass Frauen vor 100
Jahren die gleiche Forderung gestellt haben, der gleiche Lohn für gleiche Arbeit aber noch immer nicht erledigt
ist." Je nach Berechnungsart gebe es bis zu 40 Prozent weniger Einkommen für Frauen. "Stolz brauchen
wir nicht zu sein, dass wir hier vorletzte in der EU sind."
Die Frauenministerin erklärte, sie könne nicht alleine entscheiden, wie ein Gesetz auszusehen hat. Das
Gesetz zur Einkommenstransparenz sei ein Kompromiss. Hätte sie alleine entscheiden können, hätte
sie, so wie in Schweden, bereits Betriebe ab 25 MitarbeiterInnen zur Einkommenstransparenz verpflichtet. Festgelegt
ist, dass bis 2014 stufenweise auch Betriebe mit mehr als 150 Mitarbeitern Einkommensberichte legen müssen,
die bis zu drei Jahre im Nachhinein eingeklagt werden können.
Das vorliegende Gesetz gebe dem Betriebsrat ein gutes Instrument in die Hand. Dieser kann in die Einkommensberichte
Einschau nehmen und sofort mit der Unternehmensleitung in Kontakt treten, um Einkommensunterschiede zu beheben.
Ist kein Betriebsrat vorhanden, kann auch von der Mitarbeiterin Einschau genommen werden. Viele Betriebe, etwa
die Deutsche Telekom, machen es bereits freiwillig. Mit Hilfe von Workshops soll in Sachen Einkommenstransparenz
auch Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden.
Quote, um schneller ans Ziel zu gelangen
Bezüglich Frauenquoten in Aufsichtsräten betonte Heinisch-Hosek, dass es zwar auf der zweiten
und dritten Ebene sehr viele gut ausgebildete Frauen gebe - aber an der Spitze sind noch zu wenige. "Man muss
also hineindrängen in die Männerbünde und diese Frauen holen, dann bringen sie auch Frauen nach",
betonte Heinisch-Hosek. "Man braucht daher Quoten, um schneller ans Ziel zu kommen - und die Talente der Frauen
so zu nutzen, dass sie dorthin kommen, wo sie auch hingehören."
"In den nächsten Tagen werden wir hier zumindest bei den staatsnahen Betrieben zu einer guten Lösung
kommen", zeigte sich Heinisch-Hosek überzeugt. Der Frauenministerin schwebt ein Stufenplan vor, mit dem
bis 2018 eine Frauenquote von 40 Prozent erreicht werden soll. Als ersten Schritt schlägt sie bei der Quote
eine Selbstverpflichtung vor. "Ich will, dass der Bund Vorbild ist - für mich ein erster Schritt",
so Heinisch-Hosek, die betonte: "Zahnlos brauche ich das aber nicht, wenn dann ordentlich."
Die SPÖ habe die Partei-Quotenregelung letztes Jahr verschärft. Entsprechend der Mitglieder sollen auch
die Frauen in den diversen Gremien vertreten sein. Das benötigt aber etwas Zeit - aber da ist schon einiges
passiert. "Es liegt an uns, dass die Frauenquote nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben", will Heinisch-Hosek
als Frauenministerin und Frauenvorsitzende die Quote vorantreiben. Die Frauenministerin kann sich aber auch vorstellen,
dass die Klubförderung an eine Frauenquote gekoppelt wird.
Ausbau der Kinderbetreuung ist Erfolgsgeschichte - Frauenministerin will die Anstoßfinanzierung auch
heuer
Zum Thema Kinderbetreuung betonte die Frauenministerin, dass der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze in den
vergangenen Jahren eine Erfolgsgeschichte darstellt. "Wir haben 17.700 neue Kinderbetreuungsplätze und
6.000 neue Jobs geschaffen. Wenn wir diese Finanzierung fortsetzen, die ich auch für heuer will, dann können
wir diese Plätze bald flächendeckend anbieten. Die institutionelle Betreuung mit gut ausgebildeten Pädagoginnen
und Pädagogen ist immer noch die beste Lösung", so Heinisch-Hosek, die zugleich betonte, dass es,
"wenn es in meiner Hand läge", einen Rechtsanspruch für alle Kinder auf einen Kindergartenplatz
gebe.
"Unter sozialdemokratischer Regierungsbeteiligung ist vieles passiert und weiter gebracht worden", betonte
Heinisch-Hosek. So sei in den 70er Jahren mit der Familienrechtsreform der Mann als Oberhaupt der Familie abgeschafft
worden, die Individualbesteuerung wurde eingeführt, die Gleichbehandlungsgesetze, die Fristenlösung,
schließlich die Gewaltschutzgesetze, die Väterkarenz und vieles mehr.
Einen gesetzlichen Mindestlohn hält die Frauenministerin nicht für die Lösung, das sei Sache der
Sozialpartner. "In den meisten Berufsgruppen ist der Mindestlohn von 1.300 Euro erreicht - ich führe
aber auch mit den Branchen, wie Bäcker und Bäckerinnen, Gespräche, um das mit den Sozialpartnern
zu erreichen."
Bezüglich des Pensionsantrittsalters erklärte die Frauenministerin, dass es zuerst darum gehen müsse,
die Hindernisse für die Gleichstellung der Frauen aus dem Weg zu räumen. "Wenn die Welt bereits
anders aussehe in punkto Gleichstellung, dann wäre das Pensionsalter auch kein Thema mehr."
Väterkarenz fördern - Anreiz einkommensabhängiges Kindergeld funktioniert
Die Frauenministerin betonte, dass der Anteil von Vätern in Karenz seit der Einführung des einkommensabhängigen
Kindergelds steige. Mittlerweile seien es 11 Prozent, die die kürzeste Variante in Anspruch nehmen. "Der
Anreiz funktioniert. Jetzt müssen wir abwarten, ob das greift und Werbung dafür machen", so Heinisch-Hosek.
Zum Thema "Papamonat" verwies Heinisch-Hosek darauf, dass es im öffentlichen Dienst seit dem heurigen
Jahr einen Rechtsanspruch für Väter für die ersten vier Wochen nach der Geburt gibt. Für die
Privatwirtschaft kann sich die Frauenministerin vorstellen, einen Monat Kindergeldbezug für die Zeit nach
der Geburt vorzuziehen. Väter sollen dies freiwillig in Anspruch nehmen können. Wenn es dadurch nicht
gelinge, den Anteil von Vätern in Karenz auf zumindest 20 Prozent zu heben, kann sich Heinisch-Hosek unter
Umständen auch eine Verpflichtung vorstellen.
Beschlossener Finanzrahmen sieht keine Mittel für Besoldungsreform vor
Als Beamtenministerin erinnerte Gabriele Heinisch-Hosek daran, dass die Bundesregierung im letzten Jahr gemeinsam
einen Finanzrahmen beschlossen hat, der eine Besoldungsreform nicht zulasse. Gleichzeitig verwies Heinisch-Hosek
auf die Reform des Dienst- und Besoldungsrechts für die 100.000 Lehrerinnen und Lehrer, die immerhin ein Drittel
aller Bediensteten im öffentlichen Dienst ausmachen. "In diesem Bereich machen wir die größte
Besoldungsreform der letzten 30, 40 Jahre", so Heinisch-Hosek. Die zukünftige gemeinsame Ausbildung der
PädagogInnen stelle darüber hinaus ebenso eine große Reform dar.
Die Ministerin bekräftigte zudem, dass im Öffentlichen Dienst laufend Reformen und Einsparungen unternommen
würden: "Beim Personal sparen wir bis 2014 rund 2.500 Stellen oder umgerechnet 320 Millionen Euro ein.
Und die Dienstrechtsnovelle vom Herbst 2010 bringt weitere Einsparungen von 100 Millionen Euro", so Heinisch-Hosek.
Außerdem würden im öffentlichen Dienst nur noch Vertragsbedienstete aufgenommen, die heute bereits
40 Prozent aller Beschäftigten ausmachen. "Auch das hilft uns, laufend Einsparungen auf den Weg zu bringen",
so Heinisch-Hosek.
Zum Thema Föderalismus-Reform sagte Heinisch-Hosek, dass es sinnlos sei, eine Verwaltungsreform gegen die
Bundesländer zu machen. "Ich sehe mehr Bewegung und Bereitschaft und ich bleibe optimistisch, dass die
Länder das harmonisieren, was wir im Bund am Beamtendienstrecht vorgeben", so Heinisch-Hosek. Zu den
anstehenden Finanzausgleichsverhandlungen sagte die Ministerin, dass es jetzt auch am Bund liege, die Bedingungen
zu formulieren, wie mit den Bundesländern zusammengearbeitet werde.
Das Kind soll nicht zum Faustpfand zwischen Eltern werden, die sich nicht einigen können
Heinisch-Hosek hat sich dafür ausgesprochen, dass im Bereich der Kindesobsorge bei strittigen Scheidungsfällen
im Einzelfall entschieden werden soll. "Jeder Einzelfall ist anders. Heute entscheidet das Gericht, wenn gestritten
wird, im Einzelfall. Das würde ich gerne so beibehalten. Ich habe große Bedenken, dass bei strittigen
Scheidungen automatisch beide Elternteile die Obsorge bekommen. Das Kind soll nicht zum Faustpfand zwischen Eltern
werden, die sich nicht einigen können", so Heinisch-Hosek.
Bei jenen 10 Prozent der Scheidungen, die strittig sind, sei wichtig, schon vor der Scheidung bei vorgelagerten
Schlichtungsstellen zu klären, wie man auseinandergeht. Hier sei es mit Justizministerin Bandion-Ortner auch
schon zu einer Annäherung gekommen. "Ich möchte auch auf die Väter einen Schritt zugehen und
bin dafür, dass Väter bei Gericht einen Antrag auf gemeinsame Obsorge stellen können sollen",
sagte Heinisch-Hosek. Dann solle jede Richterin und jeder Richter entscheiden, was das Beste für das Kind
ist.
Prinzip der Einmischung ist gut
"Das Prinzip der Einmischung" als Frauenministerin in der Bundesregierung halte sie für wichtig,
betonte Heinisch-Hosek. Als Frauenministerin sei sie für alle Frauen zuständig und müsse demnach
dafür Sorgen tragen, dass Gesetze aus anderen Ressorts auch für Frauen gut verträglich seien. Zum
Koalitionsklima sagte Heinisch-Hosek, dass hart gearbeitet werde und man trotz ideologischer Unterschiede letztendlich
auch Schritt für Schritt weiterkomme. Die kommenden beiden Jahre, in denen keine Wahlen stattfinden, sollten
dazu genutzt werden, der Bevölkerung zu zeigen, dass "wir ein Reformprojekt nach dem anderen angehen",
so Heinisch-Hosek. |
Gahr: Heinisch-Hosek darf vor Reform des Beamtendienstrechts nicht zurückschrecken
Kurz: Absage der Reform des Beamtendienstrechts ist verpasste Chance und neuerlicher Tiefpunkt
Wien (övp-pk) - Als "äußerst bedauerlich" bezeichnet ÖVP-Rechnungshofsprecher
Hermann Gahr die Absage der Dienstrechts- und Besoldungsreform für den öffentlichen Dienst durch Beamtenministerin
Heinisch-Hosek. "Heinisch-Hosek darf die Flinte nicht ins Korn werfen und vor der Reform des Beamtendienstrechts
nicht zurückschrecken", kritisiert Gahr die Reformverweigerung der Beamtenministerin. "Die Menschen
erwarten sich zu Recht von der Regierung, dass sie arbeitet und kreative Lösungen vorantreibt. Der Ruf nach
mehr Geld darf daher nicht ständig als Ausrede herhalten, notwendige Reformen nicht anzugehen und umzusetzen",
so Gahr abschließend.
Kurz: Reformunwille der SPÖ nicht länger tragbar
"Mit dem scheinheiligen und äußerst einfachen Argument, dass in den ersten Jahren Mehrkosten
für die Reform des Beamtendienstrechtes anfallen würden, kann man sinnvolle Reformen, die mehr als notwendig
sind, nicht einfach absagen. Heinisch-Hosek und die Reformblockierer der SPÖ verhindern aus Angst und Trägheit
hier eine Entscheidung, die schon mehr als überfällig ist", kommentiert Sebastian Kurz die Reform-Absage
der Beamtenministerin Heinisch-Hosek.
Die Reform des Beamtendienstrechtes ist ein großes Anliegen der Jungen ÖVP, denn hier geht es nicht
nur um den öffentlichen Dienst. Die Lebensverdienstkurve der Beamten hat vor allem auch Vorbildwirkung für
die Privatwirtschaft: "Wenn die Einstiegsgehälter angehoben werden und die Lebensverdienstkurve abgeflacht
wird, machen wir in Österreich endlich möglich, dass Arbeitskräfte länger leistbar sind und
Menschen nicht wie in den vergangenen Jahren oftmals in die Frühpension gedrängt werden", beschreibt
Sebastian Kurz die Vorbildwirkung für den privaten Bereich und die langfristigen Vorteile der Reform. Auch
für junge Menschen gäbe es unmittelbare Vorteile: Die ersten Jahre der Existenzgründung würden
deutlich leichter, und es wäre ein wichtiger Schritt gesetzt, unser ohnehin angeschlagenes Pensionssystem
auf stabilere Beine zu stellen. "Ministerin Heinisch-Hosek muss es etwas wert sein, unser Pensionssystem zu
erhalten und die Situation junger Menschen erheblich zu verbessern, sonst ist sie fehl am Platz", so der Bundesobmann.
Für die Junge ÖVP ist dieser Reformunwille so nicht länger tragbar: "Hundstorfer, Darabos und
Heinisch-Hosek schaffen keine Reformen und halten Österreich in vielen Bereichen auf unterstem Niveau, was
Pensionssystem, Bundesheer und jetzt das Dienstrecht betrifft – wir Junge erwarten uns von der Politik definitiv
mehr: Entscheidungsfreudigkeit", so Sebastian Kurz abschließend. |