Wien (rbi) - Wie allgemein erwartet beließ die Europäische Zentralbank
(EZB) in ihrer heutigen Sitzung den Hauptrefinanzierungssatz der Eurozone bei 1,0 %. Der Einlagesatz bleibt bei
0,25 %, der Spitzenrefinanzierungssatz bei 1,75 %. Gleichzeitig wurde eine baldige Zinsanhebung in Aussicht gestellt.
Die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Laufzeit eine Woche) sowie die Repo Geschäfte mit einer Laufzeit von
einem Monat werden bis Ende des zweiten Quartals weiter als Fixzinstender durchgeführt und voll zugeteilt.
Die bis Ende des zweiten Quartals ausgeschriebenen längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (Laufzeit
drei Monate) werden ebenfalls weiter voll zugeteilt, der zu verrichtende Zins ist der durchschnittliche Hauptrefinanzierungssatz
während der Laufzeit.
Die EZB präsentierte folgende neuen BIP-Wachstums- und Inflationsprognosen (Mitte der Bandbreite der Modellprognosen):
Erwartungswerte für das reale BIP-Wachstum:
Jahr Aktuell (März 2011) Zuvor (Dezember 2010)
2011 1,7 % 1,4 %
2012 1,8 % 1,7 %
Erwartungswerte für die Inflationsrate:
Jahr Aktuell (März 2011) Zuvor (Dezember 2010)
2011 2,3 % 1,8 %
2012 1,7 % 1,5 %
Marktreaktion: Deutsche Staatsanleihen verbuchten im Zuge der Pressekonferenz Kursverluste.
Einschätzung: Das Leitzinsniveau wird nicht mehr als angemessen beurteilt. Notenbankchef Trichet hat die Wortwahl
deutlich verschärft (Schlüsselformulierung "strong vigilance") und eine Zinsanhebung im kommenden
Monat in Aussicht gestellt. Jedoch wurde weder eine Reihe von Zinsanhebungen noch ein großer Schritt signalisiert,
was eine Anhebung um 25 Basispunkte Anfang April nahe legt. Mit einer Anhebung des Leitzinsniveaus soll offenbar
Inflationsgefahren vorgebeugt werden. Der sich verfestigende Aufschwung erhöht aus Sicht der EZB die Wahrscheinlichkeit
des Auftretens von Zweitrundeneffekten. Anders ausgedrückt, die EZB beurteilt ihre Geldpolitik angesichts
der Konjunkturerholung als zu expansiv. Allerdings bleibt nach einer kleinen Zinsanhebung die Geldpolitik noch
immer sehr akkommodierend (im Pressetext der EZB neu enthalten). Um den geldpolitischen Impuls zu reduzieren, bedarf
es weiterer Zinsanhebungen (unserer Einschätzung auf rund 2 %). Eine kleine Zinsanhebung im April macht nur
Sinn, wenn im Laufe des Jahres - entgegen der Ausführungen von Trichet - weitere folgen. |