"Canto a la vida" - PSALM erforscht Lateinamerika   

erstellt am
04. 03. 11

Graz (styriarte) - Unter dem Titel „Canto a la vida“ lädt das Osterfestival PSALM in Graz sein Publikum 2011 zwischen Palmsonntag, dem 17. April, und Ostermontag am 25. April ein zu einer musikalischen Spurensuche auf dem lateinamerikanischen Subkontinent.

Die vielen Wurzeln aus dem Indianischen der indigenen Völker, dem Afrikanischen der importierten Sklaven und dem Europäischen der Eroberer ergeben in Lateinamerika ein ganz besonderes Amalgam. Ein Kontinent, der so viel Anlass zu Leid und Trauer hatte, wie kaum ein anderer, ist dennoch durchdrungen von einem positiven und lebensbejahenden Grundgefühl. Das Festival setzt mit diesem Thema auch politisch wieder ein kräftiges Zeichen. Es entführt mit sechs Veranstaltungen musikalisch in eine exotische Osterwoche, die aber dennoch der Dramaturgie der christlichen Karwoche zu folgen sucht. Alle Veranstaltung finden in der Helmut-List-Ha! lle statt, die passend zum Thema gestaltet sein wird.

Erika Pluhar liest Ernesto Cardenal. Ein Kinderchor singt Revolutionslieder wie "Guantanamera"


Programm
Mit der Lesung essentieller Texte von Ernesto Cardenal eröffnet PSALM am Palmsonntag, 17. April. Die charismatische Erika Pluhar konnte für die Lesung von dessen „Psalmen“, in denen er seine Befreiungstheologie formulierte, und anderer Texte gewonnen werden. Die Musik dazu kennt ein jeder, allerdings nicht immer als das, was sie ist. Wer denkt, wenn er „Guantanamera“ schunkelt, schon daran, dass es sich dabei im Ursprung um ein Revolutionslied über ein Mädchen aus Guantanamo handelt. Wer weiß, dass La „Cucaracha“ die Karikatur auf einen mexikanischen General ist. Gesungen werden diese und mehr Revolutionslieder von einem Kinder- und Jugendchor aus Graz, geleitet von Maria Jonas, die im Kindermusikwunderland Venezuela eine Musikschule gründete und zehn Jahre lang leitete. Ismael Barrios sorgt mit zwei venezolanischen Freunden für Perkussion- und Gitarrensound.

Brasilien übte auf Darius Milhaud seine geballte Faszination aus. Heraus kamen seine „Saudades do Brazil“, eine melancholische Rückerinnerung an mögliche brasilianische Melodien, die das Orchester recreation unter Christian Muthspiel auf die Bühne bringt. Allegre Corrêa, Brasilianer in Wien, greift mit seiner Band diesen Ball auf und stellt in seinem Idiom die Frage, welche Melodien Milhaud denn gehört haben könnte. Das titelgebende „Sensemayá“ des Mexikaners Revueltas schildert einen afro-kubanischen Ritus mit Gesang, bei dem eine Schlange getötet wird. Zu hören am 18. April.

Wieder ein Revolutionslied, diesmal aus Chile. Komponiert im letzten Regierungsjahr Salvador Allendes wurde „El pueblo unido“ zum Symbol des Widerstandes gegen die Diktatur Pinochets. Der US-Amerikaner Frederic Rzewski schrieb darüber 36 Variationen, die Christopher Hinterhuber am Dienstag der Karwoche, dem 19. April, spiel! en wird. Als Kontrapunkt und Ergänzung erklingen Beethovens Eroica-Variationen.

Dem Urmythos Mutter Erde, der Pachamama der Indios, wurde von den europäischen Katholiken der Mantel der heiligen Jungfrau Maria umgehängt. So kamen in dieser ambivalenten Gestalt beide Seiten zu ihrem religiösen Recht. Diese Ambivalenz findet ihren Ausdruck bis heute in den Gesängen der Andenvölker, besonders in jenen zur Karwoche. Das argentinische Ensemble Llajtaymanta spielt und singt sie zauberisch authentisch mit seinen Panflöten, Streichinstrumenten und Perkussion („Pachamama y la Virgen“, 21. April).

Am Karfreitag, 22. April kommt das lateinamerikanische Afrika zu PSALM auf Besuch. Im Gepäck hat die brasilianisch-deutsche Truppe Afoxé Loni eine Performance um den Candomblé-Ritus, eine Dämonenbeschwörung, die sich in den Kulten afrikanischstämmiger Lateinamerikaner bis heute bewahrt hat. „Tanz der Götter“ nennt sich der mystisch-wilde Abend in afrikanischen Rhythmen.

Zum Abschluss am Ostermontag, 25. April, feiert Rubén Dubrovsky gemeinsam mit seinem Bach Consort Wien und einem illustren, multikulturellen Sängerensemble, darunter die Kubanerin Yatzabel Arias Fernandez, die österliche Auferstehung mit Stücken, wie sie sich in der Kathedrale der mexikanischen Stadt Oaxaca erhalten haben. Einflüsse des Musik des barocken Europa, der Indianer und ihre Rückspiegelung in Volksmusiken weben einen faszinierenden Klangteppich zu einem vielstimmigen „Alleluia mexicana“.

Karten und Informationen zum Festival sind im styriarte-Kartenbüro erhältlich. Die Kartenpreise sind moderat (14/28). Für Vielbucher bietet sich das äußerst günstige Viererabo (vier Veranstaltungen nach Wahl zu 48 Euro) an.

PSALM 2011:
Palmsonntag, 17. April, bis Ostermontag, 25. April 2011
     
Informationen: http://www.styriarte.com    
     
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