Umfrage von SORA im Auftrag des Österreichischen Städtebundes präsentiert
Wien (rk) - Der Zuzug in die Städte hält ungebrochen an. Innerhalb der EU leben bereits
70 Prozent der Menschen in Städten und Ballungszentren. In Österreich sind es 60 Prozent, die in einer
der 73 österreichischen Städte mit 10.000 und mehr EinwohnerInnen leben. "Städte bieten hohe
Lebensqualität, gute Verkehrsanbindungen und qualifizierte Arbeitsplätze, der Trend hinein in die Stadt
wird sich weiter fortsetzen", sagt Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes.
Grund genug, sich mit Gründen und Motiven auseinanderzusetzen, warum Menschen in die Stadt ziehen, welches
Lebensgefühl sie damit verbinden und welche Erwartungen sie an ihre Stadt bzw. Stadtverwaltung haben. In einer
umfassenden Umfrage hat SORA - Institute für Social Research and Consulting im Auftrag des Österreichischen
Städtebundes 2010 im "Städtebarometer" Fragen und Assoziationen zum "Lebensgefühl
in Österreichs Städten" erhoben.
Motive um in der Stadt zu leben
"Beweggründe um in die Stadt zu ziehen sind meist Arbeit und Beruf, Bildung und Ausbildung sowie
die Steigerung der Lebensqualität allgemein. Aber auch private Gründe wie z.B. die Gründung eines
gemeinsamen Haushaltes," erklärt SORA-Geschäftsführer Günther Ogris.
Dabei zeigt sich, dass Frauen wesentlich mobiler sind als Männer: 51 Prozent der Frauen, aber nur 35 Prozent
der Männer leben in ihrer Heimatgemeinde nicht seit ihrer Geburt. Dabei kommt über die Hälfte der
Befragten (52 Prozent) aus kleineren Gemeinden, 26 Prozent aus größeren Gemeinden und ein Fünftel
ist aus dem Ausland zugewandert. Befragt nach den Gründen für die Übersiedlung nennt die Hälfte
der Befragten zunächst private Gründe. Dahinter folgen Arbeit (23 Prozent), Beruf (21 Prozent) und Bildung/Ausbildung
(13 Prozent) sowie Lebensqualität (11 Prozent). Je größer die Gemeinde, desto wichtiger werden
die Gründe Arbeit, Beruf und Bildung.
Hohe Identifikation mit Heimatstadt
Die Frage nach der persönlichen Identifikation mit der Heimatstadt, mit Österreich und mit Europa
zeigt nach wie vor eine gefestigte nationale Identität der Befragten: Mehr als sieben von zehn geben an, sich
"sehr" als ÖsterreicherInnen zu fühlen. Noch vor der Identifikation mit Europa folgt allerdings
die Identifikation mit der Heimatstadt: sechs von 10 fühlen sich "sehr" mit dieser verbunden. Auch
zu Europa gibt es mittlerweile ein starkes Zugehörigkeitsgefühl: Mehr als die Hälfte (55 Prozent)
gibt an, sich "sehr als EuropäerIn" zu fühlen. Die Identifikation mit der Heimatstadt steigt
in größeren Städten an, während die Identifikation mit Österreich nachlässt. Die
Identifikation mit Europa ist in Wien am höchsten.
Österreichs Städte bieten hohen Standard
Die Lebensqualität wird durchwegs sehr hoch eingeschätzt: 8 von 10 Befragten sind der Meinung, dass ihr
Wohnort eine hohe Lebensqualität bietet. Genannt werden dabei Assoziationen wie Sauberkeit, hohe Lebensqualität,
kinderfreundlich, umweltfreundlich und seniorInnenfreundlich.
Kommunale Dienstleistungen in öffentlicher Hand
Die Zufriedenheit mit den Dienstleistungen von Städten und Gemeinden ist sehr hoch: Trinkwasserversorgung,
Müllentsorgung und die Gesundheitseinrichtungen werden von über 90 Prozent der Bevölkerung in den
Städten und Gemeinden als gut empfunden. Die überwiegende Mehrheit der befragten BürgerInnen österreichischer
Städte ist auch der Meinung, dass kommunale Dienstleistungen nicht an private Anbieter ausgelagert werden
sollen. Am stärksten lässt sich diese Präferenz bei der Trinkwasserversorgung, den Gesundheitseinrichtungen,
der Sozialen Dienste sowie der Müllentsorgung ablesen. Mehr als 8 von 10 Befragten wollen, dass spezifische
Dienstleitungen in diesen Bereichen in der Hand der Gemeinde bleiben. "Selbst bei Dienstleistungen, die bereits
jetzt zum Teil öffentlich, zum Teil privat angeboten werden, wie etwa Kinderbetreuungseinrichtungen, Seniorenheime,
Pflegeeinrichtungen ist eine hohe Präferenz für die öffentliche Hand gegeben. Dies legt den Schluss
nahe, das hier auch der Wunsch nach einer leistungsfähigen öffentlichen Hand, die Angebot und Preise
in diesen Bereichen steuert, besteht", sagt Städtebund-Generalsekretär Weninger.
Städte erfüllen wichtige Aufgaben für ihr Umland
Erstmals wurden auch Fragen erhoben, die die Leistungen der Städte und Gemeinden als Zentralorte betreffen.
Daraus wird ersichtlich, dass den Befragten sehr wohl die Bedeutung der österreichischen Städte für
den Arbeitsmarkt und als Impulsgeber auch für ländliche Umlandregionen bewusst ist. So sehen 78 Prozent
der Befragten die Städte als Impulsgeber für die gesamte Region, sieben von zehn Befragten sagen, dass
Städte Beschäftigung sichern und einen Profit für EinpendlerInnen bringen. "Diese Ergebnisse
zeigen, dass die einfache Rechnung Stadt versus Land nicht mehr aufrechtzuerhalten ist", sagt Thomas Weninger,
Generalsekretär des Städtebunds. "Städte erfüllen wichtige Funktionen für ihr Umland
und das muss auch in der Aufteilung der Finanzen entsprechend berücksichtigt werden", so Weninger abschließend.
Informationen über den Österreichische Städtebund
Der Österreichische Städtebund ist die kommunale Interessenvertretung von insgesamt 246 Städten
und größeren Gemeinden. Der Verein wurde am 24. September 1915 gegründet und hat heute neben Wien
und den Landeshauptstädten praktisch alle Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern als Mitglied. Die kleinste
Mitgliedsgemeinde zählt knapp 1.000 Einwohner.
Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Neben dem Österreichischen Gemeindebund, der die kleineren Gemeinden vertritt,
ist der Österreichische Städtebund Gesprächspartner für die Regierung auf Bundes- und Landesebene
und in der österreichischen Bundesverfassung (Art. 115 Abs. 3) ausdrücklich erwähnt. |