Treibstoffe stärkste Preistreiber – Experten warnen vor hoher Importabhängigkeit bei
Energie
Wien (bmlfuw/aiz) - Treibstoffe wirkten im Jahr 2010 als stärkste Preistreiber, während
Lebensmittel die Teuerung dämpften. Dies geht aus aktuellen Berechnungen der Statistik Austria hervor. Konkret
lag die österreichische Inflationsrate im Schnitt bei 1,9%. Während des ganzen Jahres wurde die Inflation
von der Preisentwicklung der Mineralölprodukte dominiert: In der Ausgabengruppe "Verkehr" kam es
zu durchschnittlichen Preiserhöhungen von 3,4%, wofür in erster Linie die um 14% teureren Treibstoffe
verantwortlich waren. Die Preissteigerungen für Haushaltsenergie (+3,2%) wurden fast ausschließlich
durch die Teuerung bei Heizöl (+22%) bestimmt.
Nahrungsmittel wirkten im ersten Quartal noch inflationsdämpfend und dann als stabilisierender Faktor - die
Preise stiegen hier im Mittel nur um 0,5%.
Teures Tanken und Wohnen ließ die heimische Inflation bis Dezember 2010 auf 2,3% klettern. Im Jänner
2011 stieg dieser Wert auf 2,4%. Hauptpreistreiber im Jahresabstand war abermals die Ausgabengruppe "Verkehr"
mit einer mittleren Teuerung von 5,2%, wobei sich insbesondere die Treibstoffpreise, die um 18% höher als
vor einem Jahr waren, auswirkten. Haushaltsenergie wurde im Jänner um durchschnittlich 4,2% teurer; Heizöl
aber um 21%, Gas um 2%. Die Veränderungen bei den Lebensmittelpreisen lagen bei 2,4% und entsprachen somit
der durchschnittlichen Teuerung im Berichtsmonat.
Agrar-Rohstoffe haben meist nur geringen Anteil an Konsumentenpreisen
Agrarexperten geben in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass landwirtschaftliche Rohstoffe meist nur einen
sehr geringen Anteil an den Endverbraucherpreisen von verarbeiteten Lebensmitteln haben. So stieg der Index der
Agrarpreise (einschließlich öffentlicher Gelder) zwischen 1986 und 2010 um knapp 9%, während den
Bauern die Produktionskosten um fast 40% davonliefen. Gleichzeitig wurden Nahrungsmittel für den Endverbraucher
um fast die Hälfte teurer.
Der Kostenanteil von Getreide am Preis einer Semmel macht nur 4% aus, bei einem Wecken Mischbrot sind es knapp
6%. Laut Berechnungen der Bundesinnung des Lebensmittelgewerbes beträgt der Anteil der Personalkosten innerhalb
dieser Branche im Schnitt 44% und stellt somit den größten Kostenfaktor dar. Auch hier hat die Energie
einen bedeutenden Stellenwert in der Kalkulation der Endverbraucherpreise.
Die bäuerliche Interessenvertretung warnt angesichts der extremen Preissteigerungen bei Energie vor weiteren
Kostenerhöhungen, die auch den Agrarsektor betreffen. Derzeit müssten mehr als 70% des heimischen Energiebedarfes
importiert werden. Diese dramatische Abhängigkeit Österreichs von den Krisenregionen dieser Erde koste
jährlich mehr als EUR 10 Mrd. Kaufkraft für Öl- und Gasimporte, wird betont. Einen Ausweg aus dieser
Misere biete der rasche Umstieg auf erneuerbare Energie, dadurch würden auch Arbeitsplätze im Land geschaffen. |