Bozen (lpa) - Im Ansitz Rottenbuch in Bozen, dem Sitz der Landesabteilung Denkmalpflege, fand am Abend des 10.03.
die Vorstellung des Archivs des "Ufficio zone di confine" durch das Landesarchiv und die "Fondazione
Museo Storico del Trentino" statt. Damit können interessante, bisher unbekannte Erkenntnisse über
die Beziehungen der Regierung in Rom zu den Grenzregionen im Zeitraum 1946 bis 1954 gewonnen werden.
Erste Ergebnisse aus der Analyse des Archivs des Büros für Grenzgebiete vorgestellt. Erste Ergebnisse
aus der Analyse des Archivs des Büros für Grenzgebiete vorgestellt.
In den ersten Nachkriegsjahren wachte Rom mit Hilfe des beim Ministerratspräsidium eingerichteten Grenzzonenbüros
(Ufficio zone di confine) auch über Südtirol und das Trentino. Das "Ufficio zone di confine"
war in den Jahren von 1946 bis 1954 Verhandlungspartner in all den delikaten Fragen und Problemen, die es in den
Grenzgebieten nach Kriegsende zu lösen galt.
Nachdem der Archivbestand dieses Amtes geordnet, inventarisiert und in das neue Geschichtsarchiv des Ministerratspräsidiums
eingegliedert worden ist, kann er seit kurzem zu Forschungszwecken eingesehen werden. Erste Forschungsergebnisse
wurden gestern (10. März) im Ansitz Rottenbuch auf einer gemeinsamen Veranstaltung des Südtiroler Landesarchivs
und der Stiftung "Fondazione Museo storico del Trentino" vor zahlreichen interessierten Bürgern
sowie einer Vielzahl von Historikern und Experten präsentiert.
Maria Maione vom Generalsekretariat des Ministerratspräsidiums stellte den Archivbestand vor, der derzeit
im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprojektes von Historikern aus Triest, Trient und Bozen untersucht
wird. Landesarchivarin Christine Roilo unterstrich dessen Bedeutung: "Es handelt sich hierbei um einen wichtigen
Schritt in der Südtiroler Geschichtsforschung." So werden die nun zugänglichen Dokumente neue Informationen
zu Themen wie die Klärung der Optanten-Frage, die Rolle des Präfekten Silvio Innocenti, sowie zu Bevölkerungs-
und Wanderungsdaten für Südtirol liefern. Dass die Dokumente des "Ufficio zone di confine"
neue Perspektiven öffnen, indem sie Einsicht in viele bisher unbekannte Sachverhalte gewähren, betonte
in seiner Einführung auch Landeskonservator Leo Andergassen.
Für den Zeitgeschichtler Raoul Pupo von der Universität Triest ist die Öffnung des Archivbestands
die Frucht einer über zwanzigjährigen Recherche, durch die es nun möglich sein wird, die italienische
Politik in den Grenzgebieten in der unmittelbaren Nachkriegszeit in einer einheitlichen Sichtweise zu rekonstruieren
und zu analysieren - mit besonderem Augenmerk auf den Umgang mit den sprachlichen Minderheiten in Triest und Südtirol.
Der Bozner Historiker Giorgio Mezzalira von der Arbeitsgruppe "Geschichte und Region/Storia e regione",
dem Raoul Pupo die eigentliche Entdeckung des Archivbestands zuschrieb, machte in seinen Worten die ungeheure Dimension
des Bestands des Grenzzonenbüros deutlich: "Mit dieser riesigen Anzahl von Dokumenten kann im wahrsten
Sinne des Wortes ein 'schwarzes Loch' in der Geschichtsdokumentation der Nachkriegszeit gefüllt werden",
so Mezzalira.
Andrea Di Michele vom Südtiroler Landesarchiv berichtete über erste Details aus den Forschungen. Einige
der ersten Ergebnisse wurden in der Triester Fachzeitschrift "Qualestoria" veröffentlicht, das sei
- so die Experten - aber nur ein erster Schritt dieses lang angelegten Forschungsprojekts, das auf eine umfassende
Untersuchung der Beziehungen zwischen Zentralregierung und Grenzgebiete nach dem Zweiten Weltkrieg abzielt. Am
Abend des 11.03. fand am Sitz der Sparkassenstiftung in Trient eine Informationsveranstaltung zum selben Thema
statt, an der auch der Trentiner Landeshauptmann und Vorsitzende der Stiftung "Fondazione Museo Storico del
Trentino", Lorenzo Dellai, und Stiftungsdirektor Giuseppe Ferrandi teilnahmen. |