Brenner: White Noise ist Gebäude, Skulptur, Kunst im öffentlichen Raum, Architektur
und neue Schiene für regionale Kunstförderung
Salzburg (lk) - "Mit dem multifunktionalen Kunstpavillon ‘White Noise‘ betritt das Land Salzburg
völliges Neuland: ‘White Noise‘ ist ein Gebäude, eine Skulptur, Kunst im öffentlichen Raum, Architektur,
aber auch eine neue Schiene für regionale Kunstförderung und ein Raum für Kunst." Das betonte
Kulturreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. David Brenner am 11.03. bei einem Informationsgespräch,
bei dem der neue multifunktionale Kunstpavillon präsentiert wurde.
"Salzburg erhält ein neues, in dieser Form einzigartiges Kunstwerk: den mobilen Kunstpavillon ‘White
Noise‘. Das flexible, vielfältig adaptier- und veränderbare Bauwerk soll ein neues Forum für innovative,
ausdrucksstarke Kunst- und Kulturinitiativen werden. Regional, national und international", so Brenner. Das
architektonische Konzept stammt vom Team soma ZT Gmbh, dessen Projekt sich in einem zweistufigen, im Mai 2010 gestarteten
internationalen Wettbewerb gegen insgesamt 30 Einreichungen durchsetzen konnte. Ausgeschrieben wurde das Projekt
vom Fonds "Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum". Den Vorsitz der siebenköpfigen Jury
führte Landesbaudirektor Dipl.-Ing. Christian Nagl. Die finale Jury-Entscheidung fiel einstimmig.
"White Noise" erweitert bewusst den Begriff von "Kunst am Bau", indem Kunst nicht als etwas
verstanden wird, das in ein Bauwerk des Landes integriert wird und mit ihm fix verbunden ist. Vielmehr kann – wie
jetzt geschehen – auch ein Bauwerk des Landes selber ein Kunstwerk sein und gleichzeitig ein Raum für Kunst.
Es handelt sich bei diesem Pavillon um eine langfristige Investition auf viele Jahre. Für die Steuerzahler
entstehen keine zusätzlichen Kosten, da das Projekt aus den vorhandenen Geldern des Fonds "Kunst am Bau"
finanziert wird.
Ein offener Kunst-Pavillon
"Wir wollten einen offenen Raum für aktuelle Projekte, Produktionen und Aufführungen schaffen",
so Brenner weiter. "Der Pavillon soll ein Forum der Begegnung werden, angepasst an verschiedene örtliche
Gegebenheiten sowohl in Städten, aber vor allem auch auf dem Land." Als ein Forum für "Kunst
und Kultur auf Besuch" könne der Pavillon an vielen Plätzen aufgebaut werden. "Unter diesem
Aspekt ist ‘White Noise‘ also ein Instrument der regionalen Kunst- und Kulturförderung an Ort und Stelle",
sagte Brenner.
Das Objekt sei aber auch in sich selber ein Kunst- und Kulturbauwerk, an das hohe ästhetische und funktionelle
Ansprüche gestellt wurden. "Es war von vornherein klar, dass ein solcher Pavillon einem unverwechselbaren
architektonischen Leitmotiv folgen und über einen hohen Wiedererkennungswert verfügen muss. Der Pavillon
soll ein Botschafter für Kunst und Kultur allgemein, aber auch für das Kunst- und Kulturland Salzburg
selber sein."
Der Pavillon erlaubt eine dreifache Nutzung:
- ist vorgesehen, dass das Land den Pavillon einmal pro Jahr an unterschiedlichen Orten im Bundesland aufstellt.
Dabei wird eng mit den ortsansässigen Kultureinrichtungen beziehungsweise den Gemeinden zusammengearbeitet.
Brenner betonte, dass es mit dem Projekt "White Noise" um die Erfüllung eines kulturpolitischen
Auftrags in Partnerschaft mit der Kulturszene gehe".
- haben alle Kulturinitiativen, alle Gemeinden und gemeinnützigen Vereine die Möglichkeit, den Pavillon
zum Selbstkostenpreis zu nutzen.
- kann der Pavillon auch kommerziellen Interessenten gegen entsprechendes Entgelt zur Verfügung gestellt
werden.
Der Pavillon bietet sich insbesondere als Lounge, als Veranstaltungsraum für kleinere Konzerte, als Vorführ-
und Inforaum, aber auch für Installationen, Vermittlungsprojekte, Ticketverkauf, Empfänge, als Ort für
Interviews, Kunstevents und Kunstmeetings an. Die einzelnen Teile von "White Noise" können verschieden
kombiniert und um zusätzliche Elemente erweitert werden. Dank der unterschiedlichen Aufstellungs- und Beleuchtungsvarianten
kann der Pavillon an den jeweiligen Ort und Zweck angepasst werden.
Finanzierung aus vorhandenen Geldern
Finanziert wird der Pavillon aus dem Budget von "Kunst am Bau". Die gesamten Errichtungskosten belaufen
sich auf 300.000 Euro. "White Noise" hat eine Außen-Größe von maximal 18 Metern Länge,
zehn Metern Breite und sieben Metern Höhe, verfügt über 140 Quadratmeter Nutzfläche und bietet
in Theaterbestuhlung Platz für bis zu 50 Personen.
Die Realisierung dieses Projektes wurde durch eine Neuordnung der Finanzierung von "Kunst am Bau" möglich:
Während früher ein bestimmter Prozentsatz der Baukosten eines Vorhabens an Ort und Stelle für "Kunst
am Bau" verwendet werden musste, ist nunmehr jährlich im Budget ein fixer Betrag von 300.000 Euro, der
auf ein Projekt konzentriert oder für mehrere Vorhaben eingesetzt werden kann, vorgesehen. Über die Auswahl
der Projekte und die Vergabe des Geldes entscheidet ein Fachausschuss des neu geschaffenen "Fonds zur Förderung
von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum", der auch als Jury fungiert.
Umfangreiches Erst-Programm
Zum ersten Mal wird der mobile Kunstpavillon im März 2011 anlässlich der Biennale Salzburg auf dem Mozartplatz
aufgestellt und für Künstlergespräche, Lesungen sowie als Informations-Stelle genutzt werden. Im
Anschluss an die Biennale steht er im April für verschiedene Kulturveranstaltungen des Landes Salzburg – von
Konzerten, Film-Abenden und offenen Theaterproben über Diskussionsveranstaltungen und Präsentationen
bis zu Kinderworkshops und Foto-Ausstellungen – zur Verfügung. Partner des Landes werden hierbei unter anderem
die Theater (Off)ensive, die Galerie im Traklhaus, die Schmiede Hallein, das Jugendzentrum MARK, die ARGEkultur,
die Fachhochschule Salzburg, das österreichische ensemble für neue musik (oenm), Jazzit und das Mozarteumorchester
sein.
Auf dem Programm stehen zum Beispiel
- Mittwoch, 6. April, 17.00 Uhr: Konzert Ja!Brass;
- Mittwoch, 20. April: K3 Kainer, Kircher und Könighofer (die "Urgesteine" der Salzburg Jazz-Szene
feiern heuer ihr zehnjähriges Bestehen);
- jeden Samstag um 11.00 Uhr: Matinee-Konzert des Mozarteum Orchesters;
- jeden Donnerstag um 18.00 Uhr: Mitglieder des oenm machen Lust auf neue Musik, etwa Manuel de Roo mit der E-Gitarre
oder Theodor Burkali auf der Klarinette.
Der Kulturpavillon ist zunächst bis Ende April bewilligt. Ziel ist es, ihn bis Anfang Juni zu nutzen. Darüber
laufen derzeit Gespräche mit der Stadt.
Generell soll der Pavillon insbesondere die Salzburgerinnen und Salzburger sowie Besucherinnen und Besucher
auf die vielfältigen kulturellen Aktivitäten zeitgenössischer Künstler aufmerksam machen. Das
Architekturbüro soma habe mit seinem Siegerprojekt einen Pavillon geschaffen, der durch sein Design ein selbstbewusstes
Aushängeschild und Wahrzeichen für die lebendige Gegenwarts-Kunstproduktion Salzburgs sei. Er mache auf
Unbekanntes neugierig und stehe für eine offene, konstruktive kulturelle Auseinandersetzung, so Brenner.
Das soma-Konzept im Detail
Kunst ist ein vielschichtiger kultureller Prozess vieler Beteiligter innerhalb eines Diskurses. Kunst erschließt
sich nicht auf den ersten Blick oder durch beiläufiges Hinhören, sondern entsteht erst in der Auseinandersetzung.
Diese Eigenschaften soll der mobile Kunstpavillon reflektieren. Durch Schichtung von sich auskreuzenden Stäben
zu einer drei-dimensionalen Struktur entsteht durch einfache Mittel eine komplexe und überraschende Struktur,
die sich je nach Betrachter-Standpunkt und Lichtverhältnissen ständig verwandelt.
Der Pavillon ist keine eindeutige Form, die man betritt, sondern eine flimmernde Präsenz, in die man eintaucht
und die die visuelle Wahrnehmung als aktiven und kreativen räumlichen Prozess thematisiert. Die Stabmasse
basiert auf einem zufallsbasierten Generierungs-Prozess und erzeugt einen visuellen Unschärfe-Effekt. Die
Struktur des Pavillons ist nicht auf einen Blick erfassbar, sondern seine unterschiedlichen Erscheinungen und Effekte
werden erst im räumlichen Erleben, Herumgehen, Betreten und Benutzen vom Betrachter entdeckt und erzeugt.
Das Tragwerk des Pavillons wurde mit Hilfe genetischer Algorithmen von Bollinger Grohmann Ingeneuren optimiert:
Aus einer Vielzahl potenzieller Lösungen, die durch Mechanismen wie Selektion, Rekombination und Mutation
über viele Generationen hinweg überlagert werden, entsteht die angestrebte Kongruenz von Tragwerk und
architektonischem Entwurf, eine unter Berücksichtigung der architektonischen Randparameter optimale Lösung
mit emergentem Tragverhalten. Der Entwurf zielt auf eine hohe Flexibilität in der Benutzung als Informations-Pavillon,
Konzertraum, Kino oder Galerie ab. Die Abschnitte der Struktur können individuell kombiniert und um zusätzliche
Elemente erweitert werden. Durch unterschiedliche Aufstellungsvarianten und Beleuchtung kann der Pavillon an Ort
und Zweck angepasst werden. Dabei soll sich der Pavillon nicht an einem Ort einfügen, sondern durch seine
eigenständige, selbstbewusste Präsenz einen neuen Ort für zeitgenössische Kunst und Musik erzeugen
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