Zahlreiche Maßnahmen zur Erhaltung für Rainers Architektur-Juwel - 17 Millionen Euro
für Generalsanierung und Modernisierung
Wien (rk) - Das 1974 eröffnete Stadthallenbad wird derzeit generalsaniert. Seit Mai 2010 wird
mit Hochdruck daran gearbeitet das Architekturdenkmal Roland Rainers in ein hochleistungsfähiges Schwimmzentrum
mit modernster Technik zu verwandeln.
"Mit der Generalsanierung sichern wir langfristig den Fortbestand des Wiener Stadthallenbades als Leistungszentrum
mit optimalen Rahmenbedingungen für den heimischen Schwimmsport. Wir steigern aber auch die Attraktivität
des Bades, das sich mit rund 400.000 BesucherInnen im Jahr großer Beliebtheit bei BreitensportlerInnen und
Schulen erfreut. Insgesamt werden rund 17 Millionen Euro investiert, um das Stadthallenbad wieder zu einem der
modernsten Hallenbäder in Österreich zu machen", erklärte Wiens Sportstadtrat Christian Oxonitsch
bei der Besichtigung der Baustelle am 09.03. Bei der Tour über die Baustelle begleitet wurde Oxonitsch von
Wien Holding Geschäftsführer Komm.-Rat Peter Hanke und Arch. Mag. arch. Georg Driendl, vom Architekturbüro
"driendl*architects”, das mit der Generalplanung beauftragt wurde.
"Nachdem wir auf dem Stadthallen-Areal vor fünf Jahren mit der neuen Halle F eine der modernsten Showbühnen
Europas für internationale Tourneeproduktionen geschaffen haben, ist nun die Generalsanierung des Wiener Stadthallenbades
der nächste Schritt zur konsequenten Erneuerung dieses auch international einzigartigen innerstädtischen
Veranstaltungskomplexes am Vogelweidplatz. Sport, Show, Entertainment und Kultur in all seinen Facetten, das ist
der erfolgreiche Mix an Veranstaltungen, den wir hier bieten. Die Generalsanierung des Stadthallenbades ist ein
weiterer wichtiger Beitrag zur Attraktivierung dieses Standortes", so Wien Holding Geschäftsführer
Peter Hanke.
Im Rahmen der Generalsanierung werden die Garderoben- und Wellnessbereiche sowie die Gastronomie neu organisiert
und modernisiert. Weiters werden die haustechnischen Anlagen erneuert. Die wassertechnischen Anlagen werden auf
den letzten Stand der Bäderhygiene gebracht. Ebenfalls neu ausgestattet wird das Bad mit sporttechnischen
Einrichtungen. Auch die Zugangssituation für BesucherInnen wird maßgeblich verbessert. Der derzeitige
Nebeneingang in der Hütteldorferstraße wird zum neuen Haupteingang.
Größter Respekt vor Rainers Erbe
Besonders wichtig bei der Sanierung des Stadthallenbades ist die Erhaltung des Architektur-Juwels von Roland
Rainer. Denn immerhin steht das Wiener Stadthallenbad seit März 2010 auch unter Denkmalschutz. Die große
Herausforderung besteht darin, das Stadthallenbad im Einklang mit der Architektur Roland Rainers auf den neuesten
Stand der Technik zu bringen.
"Ganz im Sinne Roland Rainers führen wir die Generalsanierung mit größtem Respekt gegenüber
der historischen Gebäudesubstanz durch. Mit wenigen gezielten Maßnahmen ist die Realisierung einer modernen
Spitzen- und Freizeitsportstätte im bestehenden Gebäude möglich, da die Konzeption Roland Rainers
bereits damals so fortgeschritten war, dass nunmehr lediglich Adaptionen nötig sind, um sowohl heutigen internationalen
Standards als auch der mutigen Konzeption des Stadthallenbads zu entsprechen," erklärt Arch. Mag. arch.
Georg Driendl, Generalplaner für die Umbauarbeiten.
Enge Zusammenarbeit mit Bundesdenkmalamt
Der Generalplaner begleitet die Generalsanierung auch wissenschaftlich. Die mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmten
Arbeiten dazu haben bereits im März 2010 begonnnen. Noch vor den ersten baulichen Maßnahmen wurde eine
detaillierte Bestandsaufnahme aller Räume, Installationen und Einrichtungen abgeschlossen. Zahlreiche architekturwissenschaftliche
und bauhistorische Analysen wurden vorgenommen sowie restauratorische und bauphysikalische Befunde erstellt. Diese
wissenschaftlichen Erkenntnisse sind die Entscheidungsgrundlage für Detailfragen, zum Beispiel in welcher
Form bei der Generalsanierung die Boden- und Wandbeläge gestaltet werden müssen, welche Farben gewählt
werden können oder wie die Brüstungen ausgeführt sein müssen.
So entsteht nicht nur eine umfassende Dokumentation der Generalsanierung vom Beginn des Umbaus bis zur Eröffnung
des neuen Stadthallenbades, sondern auch eine Bestandaufnahme des Originalbaus von 1974.
Alle Auflagen werden erfüllt
Das Bundesdenkmalamt hat gemeinsam mit dem Generalplaner einen umfangreichen Katalog mit Auflagen erstellt.
Dabei wird nicht nur Rainers Architektur, wie sie sich heute zeigt, erhalten, sondern teilweise wird sogar wieder
der ursprüngliche Zustand aus den 1970er Jahren wieder hergestellt. Insgesamt wurden vom Bundesdenkmalamt
24 Auflagen erteilt. Wie penibel die Erhaltung von Rainers Erbe erfolgt, zeigt die folgende Auswahl an Beispielen:
So werden einzelne Bauteile im Bereich der Fassaden, Treppen, Stahlstützen, Tribünen, Wandflächen,
Säulen sowie der Beckenaußenwände rekonstruiert. Denn im Laufe der Jahrzehnte wurden bauliche Eingriffe
getätigt, die dem ursprünglichen Gestaltungskonzept widersprechen. Selbstverständlich wird auch
Rainers Farb- und Materialkonzept konsequent beibehalten.
Auch die historischen Lüftungsleitungen werden restauriert. Und es wird ein ausgeklügeltes innen liegendes
Reinigungssystem in die Lüftungskanäle über dem Sportbecken eingebaut. Durch ein Seilsystem mit
Reinigungsdüsen können künftig die Leitungen auch ohne den Aufbau eines riesigen Gerüsts und
der damit verbundenen Sperre des Bades gereinigt werden. Wo Lüftungsleitungen ergänzt werden müssen,
werden sie gemäß dem historischen Bestand in ovaler Form ausgeführt.
Nur noch wenige Originalflächen der 1974 verlegten sogenannten Quadratnoppen-Bodenfliesen waren noch erhalten.
Obwohl dieses Produkt heute nicht mehr erzeugt wird, konnte ein gleichartiges Produkt auf dem Markt gefunden werden,
das auch vom Bundesdenkmalamt freigegeben wurde. Nun werden die Bodenflächen gemäß dem ursprünglichen
Rainer-Konzept mit den Quadratnoppen-Fliesen komplett wieder hergestellt.
Auch die Erhaltung der Kleinmosaik-Fliesen an den Wänden wird als wesentliches denkmalgerechtes Anliegen betrachtet.
Dazu wurden im ersten Schritt Angebote über die restauratorisch-wissenschaftliche Analyse und Rekonstruktion
der Fliesen eingeholt. Schließlich konnten auch Original-Fliesen bzw. gleichartige Fliesen gefunden werden.
Damit können schadhafte Fliesen oder fehlende Fliesen ersetzt bzw. neue Flächen angelegt werden. Die
noch an den Wänden vorhandenen Fliesen werden gereinigt und bei Bedarf ergänzt.
Neuer Haupteingang in der Hütteldorfer Straße
Künftig wird im neuen Wiener Stadthallenbad der gesamte Bade- und Normalbetrieb über den neuen
Haupteingang in der Hütteldorfer Straße abgewickelt. Der bisherige Haupteingang am Vogelweidplatz wird
nach der Generalsanierung zum exklusiven Eingang für Sportler, Presse und Sportbetreuung umfunktioniert. Der
neue Haupteingang in der Hütteldorfer Straße liegt innerhalb des vorhandenen Gebäudeumrisses, wobei
die bestehende statische Struktur beibehalten wird. Die Gestaltung betont die Charakteristik des skulpturalen Gebäudes
und bindet es auf besondere Art und Weise neu und dynamisch in den Straßenraum ein.
Die Verkehrssituation und die Verkehrssicherheit werden damit enorm verbessert. Ein breiter Gehsteig sorgt dafür,
dass die Besucher sicher in das Bad gelangen können. Vor dem neuen Eingang wird auch genügend Platz geschaffen,
dass Besucher, die mit Bussen anreisen, sicher ein- und aussteigen können.
Das Foyer mit dem Kassenbereich und den Info-Desks wird loungeartig gestaltet. Die neuen Garderoben sind teilweise
von hellem Tageslicht durchflutet, leicht zugänglich und übersichtlich angeordnet. Durch den neuen Haupteingang
sind der Wellnessbereich und das Restaurant unabhängig vom Badebetrieb getrennt begehbar. Damit wird das Restaurant
öffentlich zugänglich und kann sich als attraktiver Treffpunkt im Grätzel rund um die Stadthalle
positionieren.
Schwimmsportzentrum der Spitzenklasse
Das Wiener Stadthallenbad ist nicht nur eines der beliebtesten Bäder in Wien, sondern auch eines der
wichtigsten Zentren für den Schwimmsport in Österreich. Hier trainieren österreichische Top-SchwimmerInnen
genauso wie der Schwimm-Nachwuchs. Im Stadthallenbad finden auch Wettkämpfe wie die Österreichischen
Meisterschaften oder das Ströck-Meeting statt. Mit der Generalsanierung werden die Rahmenbedingungen für
Training und Wettkampf auf das international übliche hohe Niveau gehoben. Dringend notwendige Nachrüstungen
vor allem für internationale Wettbewerbe im Turmspringen oder Synchronschwimmen werden vorgenommen.
Zu den konkreten Maßnahmen in diesem Bereich zählen zum Beispiel der Einbau moderner Absprungsockel
an den Beckenrändern oder Adaptionen am Sprungturm in Hinblick auf internationale Wettkampfnormen. Weiters
werden neue Garderoben, Duschen, Ruhe- und Nebenräume, Backstage- und Pressebereiche entstehen. Der separate
Eingang, die darauf abgestimmte Infrastruktur und das professionelles Ambiente garantieren beste Voraussetzungen
auch für die Abwicklung von Großveranstaltungen auf internationalem Niveau.
Modernste Hallenbadtechnik
Die Technik im Wiener Stadthallenbad wird komplett erneuert. Die Schwimmbecken werden nach aktuellen hygienischen
Ansprüchen in Sachen Durchströmung und Wasserhydraulik adaptiert. Die Idee der sogenannten "finnischen
Rinne" wird beibehalten. Sie sichert als eine das Becken einfassende Überlaufrinne eine optimale Durchströmung.
Der große Vorteil liegt darin, dass nun der Wasserspiegel im Becken - wie von Rainer ursprünglich konzipiert
- dem Niveau des Fliesenbodens angeglichen ist.
Auch die haustechnischen Anlage wird erneuert und die Bädertechnik optimiert. Dadurch werden der Energieeinsatz
für Strom und Wärme maßgeblich reduziert und der Wasserverbrauch verringert. Künftig wird
auch die Abwärme, die durch die Eisanlage in der Eislaufhalle am Vogelweidplatz entsteht, zur Erwärmung
des Beckenwassers im Stadthallenbad genutzt. Der positive Effekt dieser Maßnahmen: Der jährliche Wasserverbrauch
wird um 25 Prozent, der Verbrauch an Fernwärme um 60 Prozent und der Stromverbrauch um 20 Prozent gesenkt.
Das spart auch bis zu 800 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid pro Jahr. Zum Vergleich: Die eingesparte CO2-Menge
entspricht den Emissionen eines PKW (120g/km), der sechs Millionen Kilometer zurücklegt.
Komplette Barrierefreiheit
Das generalsanierte Stadthallenbad wird sich auch durch komplette Barrierefreiheit auszeichnen. Eine Maßnahme
dazu ist der Einbau zweier behindertengerechter Liftanlagen. Dazu kommen auch behindertengerechte Duschen, WC-Anlagen
und Garderoben. Um eine bestmögliche Orientierung im komplexen Raumprogramm des Stadthallenbades zu gewährleisten,
werden vorhandene Sicherheitseinrichtungen und bestehende Fluchtwege optimiert. |