Berlin (idw) - Erneut ist Wissenschaftlern der Charité - Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit
mit der Humboldt - Universität zu Berlin sowie Universitäten in Südkorea, London und Toronto ein
Durchbruch in der biophysikalischen Grundlagenforschung gelungen. Sie konnten erstmals bei einem wichtigen Informationsträger
im menschlichen Körper, dem Rezeptorprotein Rhodopsin, klären, wie ein solches Eiweiß beschaffen
sein muss, um ein Lichtsignal aufnehmen zu können. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe der renommierten
Fachzeitschrift Nature* veröffentlicht.
Rhodopsin gehört zu den sogenannten G-Protein gekoppelten Rezeptoren. Diese Proteine befinden sich in den
Membranen, die jede lebende Zelle umhüllen. Sie verbinden die Zellen mit Signalen aus der Umwelt wie Licht,
Düften und Geschmacksstoffen, aber auch mit Signalen aus dem Organismus, wie zum Beispiel Hormonen. Daher
sind sie an fast allen physiologischen Vorgängen im Körper und so auch an den meisten Krankheiten beteiligt.
Damit ein Rezeptor wie Rhodopsin eine Information aufnehmen kann, muss er das in einem molekularen Informationsträger
- wie z. B. einem Hormon oder einer lichtempfindlichen "Antenne" - codierte Signal aufnehmen. Dies ist
nur möglich, wenn der Rezeptor eine Bindungsstelle ausbildet, in die das Bindungsmolekül (der Ligand)
passt. Der Forschungsgruppe ist es zum ersten Mal gelungen, den Lichtrezeptor Rhodopsin in seinem lichtaktivierten
Zustand in einer stabilen Form zu halten und die Struktur aufzuklären. In diesem sogenannten Meta-Zustand
bindet der Rezeptor das Retinal, einen Abkömmling des Vitamin A, in einer durch Licht umgewandelten Form.
Damit erhält man nun Einblick in den Mechanismus der Wechselwirkung zwischen dem Rezeptor und seinem Liganden.
Dies bedeutet einen wesentlichen Fortschritt in der Aufklärung der Signalübertragung in die Zelle. "Man
kann aus unserem Beispiel lernen, wie Signalübertragung von einem Liganden in ein Rezeptorprotein überhaupt
vor sich gehen kann", erklärt Prof. Hofmann, stellvertretender Direktor des Instituts für Medizinische
Physik und Biophysik der Charité und Mitglied im Zentrum für Biophysik und Bioinformatik der Humbboldt-Universität.
"Es gibt Grund zu der Annahme, dass die grundlegenden Vorgänge bei der Ligandenbindung für verschiedene
Rezeptoren ähnlich sind. Natürlich hoffen wir auch, dass man für die Behandlung krankhafter Veränderungen
der Signalübertragung vom Verständnis der zu Grunde liegenden Strukturen und Mechanismen profitieren
wird."
*Crystal structure of metarhodopsin II. Hui-Woog Choe, Yong Ju Kim, Jung Hee Park, Takefumi Morizumi, Emil F.
Pai, Norbert Krauß, Klaus Peter Hofmann, Patrick Scheerer & Oliver P. Ernst. Nature, Advanced Online
Publication 9 March 2011, doi:10.1038/nature09789 |