Refundierung der Grundsteuer ermöglicht Wiener Universitäten Investitionen in Infrastruktur
- Gerätepool für neues TU Röntgenzentrum
Wien (rk) - Bereits 2006 hat die Stadt Wien eine Initiative zur Förderung von Forschungsinfrastruktur
an den Wiener Universitäten ins Leben gerufen: Im Rahmen des Universitätsinfrastrukturprogramms, kurz
UIP, refundiert die Stadt Wien den Universitäten jährlich die geleistete Grundsteuer zur Neuinvestition
in modernste Forschungsinfrastruktur. 2010 erfolgte dazu die fünfte Ausschreibung des vom Wiener Wissenschafts-,
Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) abgewickelten Förderprogramms. Insgesamt wurde dabei eine Fördersumme
von 1,4 Millionen Euro an die Wiener Universitäten vergeben. Ein Beispiel für erfolgreiche Unterstützung
ist die Geräteausstattung des neuen instituts- und fächerübergreifenden Röntgenzentrums der
TU Wien, das kommenden Freitag eröffnet wird. Präsentiert wurde das UIP-Programm heute von Vizebürgermeisterin
Mag.a Renate Brauner gemeinsam mit der neu gewählten und künftig ersten Rektorin der TU Wien Univ.-Prof.in
DIin Dr.in Sabine Seidler sowie Dr. Michael Stampfer, Geschäftsführer des WWTF.
"Wien wird seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung auch unter wirtschaftlich schwierigsten Rahmenbedingungen
auf hohem Niveau halten. Im laufenden Budget haben wir rund 89 Millionen Euro dafür veranschlagt. Auch die
finanzielle Unterstützung der Wiener Universitäten durch die Stadt Wien - eigentlich klare Bundeskompetenz
- wird konsequent fortgesetzt. Allein im Rahmen des UIP wurden in den vergangenen Jahren über 7 Millionen
Euro in 45 hochwertige Infrastrukturprojekte an Wiener Unis investiert", so Finanz- und Wirtschaftsstadträtin
Mag.a Renate Brauner.
"Gerade im naturwissenschaftlich-technischen Bereich ist moderne Infrastruktur eine essenzielle Voraussetzung
für qualitativ hochwertige Forschung und Lehre, aber auch dafür, im kompetitiven Wettbewerb um Forschungsmittel
überhaupt eine Chance auf Erfolg zu haben", so Univ.-Prof.in DIin Dr.in Sabine Seidler, Rektorin der
TU Wien.
"Das UIP füllt eine wichtige Lücke in der Förderlandschaft. Gerade in einem Bereich wo Geld
nur sehr schwer aufzutreiben ist, nämlich bei Sachanschaffungen, die zu groß sind, als dass sie im Rahmen
eines Forschungsprojekts mitfinanziert werden könnten, die aber gleichzeitig zu klein für eine Sonderfinanzierung
sind", ergänzt Dr. Michael Stampfer, Geschäftsführer des WWTF.
Modernste Geräte für neues Röntgenzentrum an der TU Wien
Nicht nur bei Knochenbrüchen liefern Röntgenstrahlen wichtige Befunde - die Röntgenanalyse ist heute
eine unverzichtbare Methode in den Materialwissenschaften. Mehrere Forschungsgruppen an der TU Wien nutzen daher
Röntgenstrahlen für ihre wissenschaftlichen Projekte. Messungen in diesen Forschungsbereichen können
in Zukunft besser und einfacher erledigt werden. Durch die Konzentration der Röntgenanlagen auf einem einzelnen
Standort stehen nun allen Forschungsgruppen modernste Instrumente zur Verfügung. Die Finanzierung der Geräteausstattung
des neuen instituts- und fächerübergreifenden Röntgenzentrums erfolgte aus dem Wiener Universitätsinfrastrukturprogramm
2008. Insgesamt wurden rund 405.000 Euro investiert.
Forschung braucht Infrastruktur - das Wiener UIP 2010
Modernste Infrastruktur ist zentrale Voraussetzung für den Erfolg von Spitzenforschung. Die Rückerstattung
der Grundsteuerbeträge an die Universitäten erfolgte im Rahmen des UIP-Förderprogramms 2010 bereits
zum fünften Mal. Neun Anträge der Wiener Universitäten werden dabei mit insgesamt 1,4 Millionen
Euro unterstützt. Die geplanten Projekte reichen vom Geräteankauf auf der Veterinärmedizinischen
Universität, über den Ausbau einer High-Performance-Computing Infrastruktur an der Uni Wien bis hin zur
technischen Infrastruktur für die Erstellung einer österreichischen Klangbibliothek auf der Universität
für Musik und darstellende Kunst. Auch das Bildhaueratelier der Akademie der Bildenden Künste kann mit
den zusätzlichen finanziellen Mitteln generalsaniert werden. An der BOKU wird ein Elektronenmikroskop zum
Einsatz kommen und die Wirtschaftsuniversität wird mit neuer Serverinfrastruktur ausgestattet. An der Medizinischen
Universität Wien wird eine neue Ultrazentrifuge in der Allergieforschung eingesetzt. Die Universität
für Angewandte Kunst wird ein Projekt zur Online-Zugänglichkeit von Kunstsammlung und Archiv starten.
Die TU Wien wird aus den Fördermitteln für 2010 mobile Robotersysteme anschaffen. Die nächste Ausschreibung
im Rahmen des UIP wird im Herbst 2011 erfolgen
100 Jahre Frauentag - Frauen in der Wissenschaft fördern
Anlässlich des heutigen Frauentages betonte Brauner einmal mehr die Notwendigkeit der aktiven Frauenförderung
in der Forschung. "Besonders wichtig ist es mir, verstärkt junge Frauen mit entsprechender Qualifizierung
zu einem Karriereweg im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich - sei es auf Universitäten oder in Unternehmen
- zu motivieren. Das ist nicht nur gesellschaftspolitisch notwendig, sondern auch ökonomisch unverzichtbar.
Denn wir werden die Wissensmetropole Wien nur dann nachhaltig stärken und ausbauen, wenn wir alle Talente
bestmöglich in den Wissenschafts- und Wirtschaftsprozess einbinden", so die Vizebürgermeisterin.
"Den heutigen Tag möchte ich insbesondere auch zum Anlass nehmen, der neu gewählten und künftig
ersten Rektorin der TU Wien von Herzen zu gratulieren. Ihr Beispiel zeigt uns Frauen, was möglich ist - nämlich
alles!", zeigte sich Brauner erfreut. Gab es vor 100 Jahren nur einzelne Studentinnen, sind heute an vielen
Wiener Universitäten über 60 Prozent der Studierenden und AbsolventInnen weiblich. Mit jeder Stufe der
wissenschaftlichen Karriereleiter verringert sich jedoch die Anzahl an Frauen. So beträgt der Frauenanteil
bei den AssistentInnen an österreichischen Universitäten noch über 40 Prozent. Bei den ProfessorInnen
an österreichischen Universitäten beträgt er nur noch knapp sechs Prozent.
Aktive Frauenförderung in der betrieblichen Forschung wirkt
Der Frauenanteil in der betrieblichen Forschung liegt in Wien bei 21 Prozent und damit zwar über dem
Österreich-Mittelwert von 16 Prozent, aber knapp unter dem EU-Schnitt von 23 Prozent. Das ZIT - die Technologieagentur
der Stadt Wien - hat daher bereits 2004 mit der Initiative "FemPower Vienna" ein Maßnahmenpaket
gestartet, das helfen soll, den Frauenanteil in der betrieblichen Forschung zu steigern. Dazu zählt ein umfassendes
"Gender Monitoring" aller Förderdaten, das seit 2008 in der ZIT durchgeführt wird. Aktuellste
Zahlen daraus zeigen, dass die Calls FemPower Vienna 2004, 2007 und 2009 gewirkt haben. Bei den vom ZIT geförderten
Projekten liegt der Frauenteil im Durchschnitt bei 25 Prozent, also deutlich unter dem Männeranteil von 75
Prozent. Mit den "FemPower Vienna" Förderwettbewerben konnte dieses Verhältnis umgedreht werden:
Einem Frauenanteil von 69 Prozent steht bei den geförderten Projekten ein Männeranteil von 31 Prozent
gegenüber. Der Anteil der Projektleiterinnen liegt bei allen Projekten bei 20 Prozent, bei den FemPower Calls
konnte dieser Anteil auf 100 Prozent gesteigert werden.
Über den WWTF
Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) ist eine privat-gemeinnützige Förderorganisation
für Wissenschaft und Forschung in Wien. Die Förderinstrumente und Vergabeverfahren des Fonds sind auf
die Stärkung der Spitzenforschung in Wien gerichtet. 2003-2010 wurden vom Fonds knapp 60 Millionen Euro an
Fördermitteln für wissenschaftliche Forschungsprojekte und Stiftungsprofessuren gewidmet. Der WWTF fördert
ausschließlich universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Neben den "WWTF-Stiftungsprofessuren"
stellen die "Vienna Research Groups" ein weiteres Instrument dar, um im immer stärker werdenden
internationalen wissenschaftlichen Standortwettbewerb zu punkten. |