Wien (statistik austria) - Wie aus der aktuellen Ausgabe der Publikation "Bildung in Zahlen" von
Statistik Austria hervorgeht, haben in Österreich beinahe fünf von sechs Personen im Haupterwerbsalter
eine Schulausbildung abgeschlossen, die über die Pflichtschule hinausgeht – Anfang der 1980er Jahre waren
es nur knapp über die Hälfte. Die Bildungsbeteiligung der über 15-Jährigen ist jedoch im internationalen
Vergleich unterdurchschnittlich. Analysen von Statistik Austria zeigen, dass ausschlaggebende Faktoren für
den Bildungsverlauf und das Bildungsniveau die soziale und regionale Herkunft, das Geschlecht einer Person sowie
frühe Richtungsentscheidungen an den Weichenstellungen unseres Bildungssystems sind.
In Österreich haben beinahe fünf von sechs Personen im Haupterwerbsalter eine Schulausbildung abgeschlossen,
die über die Pflichtschule hinausgeht
Im internationalen Vergleich ist der Anteil der Bevölkerung mit bloßer Pflichtschulausbildung unter
den 25- bis 64-Jährigen in Österreich mit nur 17,4% im Jahr 2008 vergleichsweise niedrig. Im Durchschnitt
der zur OECD gehörenden EU-Staaten (EU19) liegt dieser Anteil um mehr als 10 Prozentpunkte höher (27,9%).
1981 betrug der Anteil der Bevölkerung mit bloßer Pflichtschulausbildung in Österreich noch 46,0%.
Traditionell deutlich unter dem EU19-Schnitt liegt Österreich hingegen bei den Tertiärabschlüssen,
wozu bei internationalen Vergleichen neben Hochschul- und Kollegabschlüssen auch Meister- und Werkmeisterabschlüsse
zählen. Im Sinne dieser Klassifikation konnten im Jahr 2008 18,1% der österreichischen Bevölkerung
im Alter von 25 bis 64 Jahren einen Tertiärabschluss vorweisen. Im EU19-Schnitt verfügte allerdings sogar
rund jede vierte Person dieser Altersgruppe (25,3%) über einen Tertiärabschluss.
Niedrige Bildungsbeteiligung, Schwerpunkt auf Berufsausbildung in Österreich
Von den in Österreich lebenden 15- bis 19-Jährigen besuchten 2008 nur 79,1% eine Schule. Damit
liegt Österreich unter dem Durchschnitt der EU19-Länder (84,9%). Auch in der Altersgruppe der 20- bis
29-Jährigen liegt Österreich mit einer Bildungsbeteiligung von 22,5% unter dem Durchschnitt der EU19-Länder
(25,1%).
Auffallend ist im internationalen Vergleich der ungewöhnlich hohe Anteil von Jugendlichen (77,1%), die hierzulande
bereits in der Sekundarstufe II in einer berufsbildenden bzw. berufsvorbereitenden Ausbildung stehen – ein Ausdruck
des stark berufsorientierten Bildungssystems in Österreich.
Regionale und soziale Herkunft wichtiger Faktor für Zugang zu höherer Bildung
Der Anteil der 15- bis 19-jährigen Personen, die eine zur Reifeprüfung führende Ausbildung
besuchen, ist regional sehr unterschiedlich. Am höchsten ist er in bestimmten Wiener Gemeindebezirken wie
dem 13. Bezirk (61,5%), dem 1. Bezirk (58,7%) sowie dem 4. (57,0%), 8. (56,6%) und 18. Bezirk (55,3%), in Städten
wie Eisenstadt (61,3%) und Klagenfurt (52,4%) und in Stadtumlandbezirken wie Mödling (55,3%). Die anteilsmäßig
wenigsten Schülerinnen und Schüler in höheren Schulen finden sich in den Tiroler Bezirken Schwaz
(25,0%) und Kufstein (28,4%) und in Zell am See (28,5%).
Deutliche regionale Unterschiede zeigen sich auch beim Hochschulbesuch. Der Anteil der Studierenden unter der 20-
bis 26-jährigen inländischen Bevölkerung lag im Wintersemester 2009/10 in Wien bei über 60%,
in Vorarlberg jedoch bei unter 30%.
Die Beteiligung an höherer Bildung ist weiters stark durch die soziale Herkunft bestimmt: Lediglich 6,5% der
Studierenden kommen aus Familien, in denen beide Elternteile höchstens einen Pflichtschulabschluss aufweisen.
Der Anteil der Studierenden, die aus reinen Akademikerfamilien stammen, beträgt jedoch 17,8%.
Geschlechterverteilung: Frauen bei höherer Bildung in Überzahl
Schon in der Unterstufe sind in AHS etwas mehr Mädchen (51,9% im Schuljahr 2009/10) als Burschen zu
finden. In der oberen Sekundarstufe werden dann nur Berufsschulen von mehr Burschen (65,2%) als Mädchen besucht.
In höheren, zur Matura führenden Schulen sind dagegen die Mädchen in der Mehrheit – sowohl in der
AHS-Oberstufe (56,9% Mädchen) als auch bei berufsbildenden höheren Schulen (50,9%), während in lehrer-
und erzieherbildenden Schulen (Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik bzw. Sozialpädagogik)
seit jeher fast ausschließlich Mädchen zu finden sind (95,1%). Demzufolge legen auch weit mehr Mädchen
eine Reifeprüfung ab (57,2%, ohne Kollegs), und auch bei Studienabschlüssen an öffentlichen Universitäten
sind Frauen klar in Überzahl (55,6%). Beim höchsten Bildungsabschluss, dem Doktorat, liegen aber mit
57% wieder die Männer vor den Frauen (43%).
Über 40% verlassen Universität ohne Abschluss
Über die Hälfte der österreichischen Maturantinnen und Maturanten wechselt innerhalb der
folgenden drei Semester an eine öffentliche Universität (2008: 50,7%). Hinzu kommen Übertritte an
Privatuniversitäten, Pädagogische Hochschulen und Fachhochschulen, sowie Personen, die ihr Studium erst
später beginnen. Nicht alle bringen das angefangene Studium aber auch zu Ende. Von den Erstimmatrikulierten
des Wintersemesters 1999/00 haben nur 44,4% innerhalb von 10 Jahren ein Studium abgeschlossen. 40,3% haben zu diesem
Zeitpunkt ihr Studium bereits abgebrochen oder zumindest unterbrochen. 12,3% studierten noch, ohne bislang einen
Abschluss erworben zu haben. Studienabbrüche erfolgen oft frühzeitig – 15,4% der Erstimmatrikulierten
des Wintersemesters 1999/00 haben innerhalb des ersten Studienjahres ihr Studium abgebrochen, innerhalb der ersten
zwei Jahre war es bereits knapp ein Drittel (31,2%). |