Konsumentenschutzausschuss behandelt Gesundheitsthemen
Wien (pk) - Der Konsumentenschutzausschuss im Parlament befasste sich am 17.03. mit dem Problembereich
Gesundheit und Verbraucherschutz, zu dem Gesundheitsminister Alois Stöger den Abgeordneten zunächst im
Rahmen einer aktuellen Aussprache Rede und Antwort stand.
Der Minister ging aus gegebenem Anlass auf die Auswirkungen der Atomkatastrophe in Japan auf die Lebensmittel ein
und gab Entwarnung. Es gebe bis dato keinerlei Direktimporte von Lebensmitteln aus Japan nach Österreich.
Überdies liefere Japan nur sehr wenige Lebensmittel an die EU, sämtliche Importe nach Europa würden
auf Radioaktivität überprüft. Stöger versicherte zudem, dass die österreichischen und
die europäischen Behörden sehr sensibel in der Frage von Lebensmittelimporten aus der Pazifikregion umgehen
werden, und verwies hinsichtlich der Fische auf die bereits umgesetzte Kennzeichnung der Fangregion. Die meisten
Fische, die in die Lebensmittelkette kommen, würden in Aquakulturen industriell erzeugt, meinte er.
In der Debatte thematisierte Abgeordneter Wolfgang Pirklhuber (G) die Grenzwerte der EU für Strahlenbelastung
von Lebensmitteln und brachte überdies die Gentechnik zur Sprache, wobei er an Stöger appellierte, in
der EU gegen die Beimengung von GVO in Futtermitteln aktiv zu werden.
Breiten Raum nahm auch die Gütekennzeichnung von Nahrungsmitteln ein. So warnten etwa die Abgeordneten Erwin
Spindelberger (S) und Claudia Durchschlag (V) vor wachsender Verunsicherung der KonsumentInnen durch die Vielzahl
von Gütezeichen, Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (B) sprach in diesem Zusammenhang von einem "Wirrwarr".
Abgeordnete Gabriele Tamandl (V) wiederum trat für eine entsprechende Qualitätskennzeichnung auch bei
Außer-Haus-Verpflegung sowie hinsichtlich Zutaten ein. Abgeordneter Bernhard Vock (F) erinnerte an die Problematik
der Kennzeichnung von Veredelungsprodukten, Abgeordneter Wolfgang Spadiut (B) forderte Maßnahmen gegen den
Import von Fleischprodukten aus geklonten Tieren.
Bundesminister Alois Stöger erinnerte an die Verhandlungen über eine Nachfolgeregelung zur Gütezeichenverordnung
und berichtete von Widerstand einzelner Lobbyisten aus der Landwirtschaft. Es brauche ein Gütezeichen, das
den KonsumentInnen Sicherheit über die Qualität gibt, war er überzeugt. Im Lebensmittelbereich trat
er für ein staatlich garantiertes Gütezeichen hinsichtlich Gentechnikfreiheit ein, vorstellbar waren
für Stöger aber auch eine Auszeichnung für "gesündere Wahl" sowie eine Tierschutzkennzeichnung.
Insgesamt erwartete sich der Minister von den Gütezeichen eine Möglichkeit, bessere Qualität auch
besser zu vermarkten.
Breite Front im Kampf gegen Falschinformationen im Internet
Einstimmig passierte ein Fünf-Parteien-Entschließungsantrag den Ausschuss, mit dem auf die zunehmende
Flut von Falschinformationen zu Gesundheitsthemen im Internet reagiert wird. Darin wird der Gesundheitsminister
aufgefordert, sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass Falschinformationen über Lebensmittel
und Ernährung durch die EFSA gesammelt und analysiert und fachliche Stellungnahmen dazu veröffentlicht
werden. Vor der Abstimmung hatte Abgeordneter Johann Maier (S) auf ein konkretes Beispiel verwiesen, wonach auf
US-amerikanischen Seiten Magersucht bagatellisiert und Schlankheit als Lebensmaxime postuliert werden. Derlei Entwicklungen
seien höchst problematisch und müssten entsprechend eingedämmt werden, unterstrich Maier.
Bedenken gegen Bisphenol A und Azofarbstoffe in Lebensmitteln
Ebenfalls einstimmig wurde ein Antrag des Abgeordneten Johann Maier angenommen, der auf Untersuchungen hinweist,
denen zufolge der vor allem in Kunststoffprodukten aus Polycarbonat enthaltene Stoff Bisphenol A zu gesundheitlichen
Schäden insbesondere bei Kleinkindern führen kann. In einem gemeinsam mit der Abgeordneten Gabriele Tamandl
(V) eingebrachten Entschließungsantrag fordert er deshalb die Bundesregierung auf, in der EU auf eine Herabsetzung
der Bisphenol-Grenzwerte für Materialien und Gegenstände hinzuwirken, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln
in Berührung zu kommen. Bundesminister Alois Stöger erklärte, bei diesem Thema bestehe fraglos Handlungsbedarf,
er habe im nationalen Rahmen auch schon gehandelt und werde sich auch für eine gesamteuropäische Lösung
einsetzen.
Genauso einstimmig wurde ein Antrag betreffend "Azofarbstoffe in Lebensmitteln" angenommen. Dieser verfolgt
das Ziel, bei der AGES gemeinsam mit der Lebensmittelindustrie eine Datenbank über Produkte einzurichten,
die frei von Azofarbstoffen sind. Darüber hinaus wird der Gesundheitsminister ersucht, auf EU-Ebene für
die Prüfung eines generellen Verbots von Azofarbstoffen vor allem in Lebensmitteln für Kinder einzutreten.
In der Debatten stellte Abgeordneter Wolfgang Spadiut (B) Detailfragen zur geplanten Datenbank, während Abgeordneter
Wolfgang Pirklhuber (G) das Problem aus seiner Sicht umriss und sich für schärfere Schritte aussprach,
die auf diesen Antrag, der aber in die richtige Richtung gehe, noch folgen müssten.
Vertagt wurden in der Folge vier Oppositionsanträge, die sich einerseits mit Gentechnikfragen und andererseits
mit Modedrogen befassen. Die grüne Fraktion fordert die Bundesregierung in einem Entschließungsantrag
auf, sich auf EU-Ebene dafür einzusetzen, dass auch Produkte von Tieren (z.B. Fleisch, Milch und Eier), die
mit gentechnisch veränderten Futtermitteln ernährt wurden, kennzeichnungspflichtig werden. Die FPÖ
fordert eine Kennzeichnungspflicht von GVO-Produkten im Sinne einer besseren Information der KonsumentInnen und
will zudem eine klare Kennzeichnung gentechnischer Lebensmittel-Zutaten.
In der Debatte erinnerte Abgeordneter Harald Jannach (F) den Minister daran, dass er im Parlament sowohl für
die Gen-Kennzeichnung als auch für die Gütesiegel-Verordnung eine Mehrheit habe, weshalb man hier endlich
tätig werden sollte. Nachdem Pirklhuber für eine konsistente Linie in der Gentechnikdebatte votiert hatte,
meinte Abgeordnete Anna Höllerer (V), man sei insgesamt auf einem guten Weg, der erfolgreich zu Ende gegangen
werden sollte, weshalb es zweckmäßig sei, die in Rede stehenden Anträge zu vertagen.
Dem Antrag auf Vertagung folgte der Ausschuss auch hinsichtlich eines BZÖ-Antrages, der vor den Gefahren der
synthetischen Drogen "Lava Red" und "Monkey go bananas", die als "Spice"-Nachfolgeprodukte
gehandelt werden, warnt (1459/A(E)). Hier wies Abgeordneter Johann Maier (S) darauf hin, dass sich eine Verbotslösung
nicht auf einzelne Produkte beschränken dürfe, da sonst einfach neue Produkte mit anderem Namen auf den
Markt gebracht würden. Hier sei es also nötig, bestimmte Stoffe und Stoffgruppen zu bannen, woran das
Ministerium bereits arbeite, weshalb auch in diesem Fall eine Vertagung als sinnvoll erscheine. |