Aiwasowski - Maler des Meeres im Bank Austria Kunstforum   

erstellt am
16. 03. 11

Bank Austria Kunstforum zeigt "russischen Turner" bis 10. Juli 2011
Wien (bankaustria-kunstforum) - Das Bank Austria Kunstforum zeigt das atemberaubende Werk von Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski (1817-1900) erstmals außerhalb Russlands und der Ukraine: Zu Lebzeiten ein international gefeierter Künstler mit Ausstellungen in Sankt Petersburg, Paris und London, ist Aiwasowski heute in Zentral- und Westeuropa nur mehr wenigen bekannt. Die Ausstellung setzt es sich zum Ziel, diesen außergewöhnlichen Künstler einem breiten Publikum vorzustellen.

Das beeindruckende Œuvre des "russischen Turners" - wie Aiwasowski von Ingried Brugger treffend genannt wird - ist einem zentralen Motiv gewidmet: dem Meer. Der Künstler verwandelt das flüssige Element in glatte Wasseroberflächen, die Sonne und Mond spiegeln, tosende Gischt und reißende Wogen. Seine durchwegs dem Geist der Romantik verpflichteten Gemälde zeigen Schiffbruch, Schlachten, Marinemanöver aber auch friedliche Küstenstriche. Die aus heutiger Sicht als kinematografisch zu bezeichnende Qualität seiner Meerespanoramen versetzte seine Zeitgenossen in großes Erstaunen. 1842, anlässlich einer Ausstellung in Paris sollen die Besucher gar Ausschau nach Lichtquellen hinter den Bildern gehalten haben. Aiwasowski ist ein Maler der Zeitenwende: Vor allem sein visionäres Spätwerk arbeitet mit der Auflösungsästhetik des Symbolismus und nimmt Qualitäten des Impressionismus vorweg.

Nach seinem Studium in Sankt Petersburg und ausgedehnten Reisen durch ganz Europa kehrt Aiwasowski Ende der 1840er Jahre ins inspirierende "goldene Licht" seiner Heimatstadt Feodossija auf die Krim zurück. Diese für den Künstler typische Lichtstimmung findet sich beispielsweise in seinem Hauptwerk Die neunte Woge von 1850, in dem Aiwasowski Katastrophen-Szenario und Hoffnungsschimmer unmittelbar verschränkt: Schiffbrüchige treiben auf Wrackteilen im offenen Meer, die neunte und gefährlichste Welle ist im Begriff, zu brechen, der in warmen Farbtönen gehaltene Himmel vermittelt dennoch Zuversicht.

Ansichten von historischen kriegerischen Begebenheiten zur See bezeugen die repräsentative Funktion, die der Künstler als Maler des Marinestabs zu erfüllen hatte; sie zeigen aber gleichzeitig auch seine Meisterschaft im Umgang mit malerischen Mitteln, die weit über die konventionelle Darstellung einer tatsächlichen Begebenheit hinausreicht. Wasser, Feuer und Luft mischt Aiwasowski auf seinen Leinwänden zu einer unvergleichlichen Atmosphärik, die zu Recht an William Turner denken lässt. Die beiden Künstler trafen sich 1842 in Rom, Turner war von Aiwasowskis Bild Ansicht des Golfs von Neapel im Mondschein, das auch in der Ausstellung gezeigt wird, hingerissen und bezeichnete seinen russischen Kollegen als "vom Genius inspiriert".

Ab den 1880er Jahren konzentriert sich Aiwasowski vor allem auf die Darstellung von purem Wasser und Wellenbewegung. Das Gemälde Die Woge von 1889 - neben der Neunten Woge das zentrale Hauptwerk der Ausstellung - hielt Aiwasowski selbst unter seinen zahlreichen Meeressturm-Bildern für das gelungenste. Das Schiff, das im Begriff ist, zu sinken, spielt hier nur mehr eine untergeordnete Rolle und verdeutlicht die Urkraft des Elements: Der Horizont wird radikal hinweggespült, Himmel und Meer sind eins, der Betrachter meint im Bild förmlich zu ertrinken.

Neben dem Hauptleihgeber der Ausstellung, dem Staatlichen Russischen Museum in Sankt Petersburg, das für die Ausstellung fast seinen gesamten kapitalen Aiwasowski-Sammlungsbestand nach Wien schickt, fungieren die Museen Peterhof und das Zentrale Kriegsmarinemuseum in Sankt Petersburg, die Aiwasowski-Galerie in Feodossija, das Museum für russische Kunst Kiew und das Kloster San Lazzaro in Venedig als Leihgeber dieses ambitionierten Ausstellungsprojekts. Viele der in der Ausstellung gezeigten hochkarätigen Gemälde verlassen für die Schau im Bank Austria Kunstforum erstmals ihre Heimatmuseen.
     
Informationen: http://www.bankaustria-kunstforum.at    
     
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