Gemeinsamer Weg zum Ausbau der Wasserkraft in Tirol
Innsbruck (lk) - Der Durchbruch für eine zukunftsorientierte Wasserkraftnutzung in Tirol ist
geschafft. Politik, Sozialpartner, Umweltverbände und Energiewirtschaft haben zwei Jahre lang klare Kriterien
zur Bewertung von Standorten und Kraftwerksprojekten erarbeitet. Damit sollen künftig die besten Projekte
an den richtigen Standorten entstehen.
„Die Tiroler Landesregierung bekennt sich ganz klar zum Ausbau der Wasserkraft. Das Wasser ist das Kapital unserer
Zukunft.“ Das sagt LH Günther Platter anlässlich der Präsentation des Kriterienkatalogs im Landhaus.
Das bedeute aber nicht, dass jeder Bach verbaut werden soll. „Es geht um eine ausgewogene und sinnvolle Nutzung
der Ressource Wasser“, so der Landeshauptmann. Weiters hat Platter den Landesenergieversorger TIWAG damit beauftragt,
ein neues, landesweit gültiges Entschädigungsmodell für Kraftwerksregionen auszuarbeiten.
Die besten Projekte am richtigen Ort
„Auch wenn wir die Energie in Zukunft effizienter nutzen, gehen Prognosen dennoch davon aus, dass wir in
hinkünftig mehr Energie brauchen werden. Gleichzeitig haben wir die Verpflichtung, auf die Natur Rücksicht
zu nehmen“, fasst Energiereferent LHStv Anton Steixner die Spannungsfelder, in denen der Kriterienkatalog unter
breiter Beteiligung erarbeitet wurde, zusammen. Mit wenig Naturverbrauch viel Energie zu gewinnen – und das nach
objektiven, fairen Kriterien – ist das Ziel des nunmehr vorliegenden Leitfadens zur Beurteilung von Kraftwerksprojekten.
In den kommenden 25 Jahren sollen damit in Tirol bis zu 40 Prozent des energiewirtschaftlich nutzbaren Wasserkraftpotenzials
ausgebaut werden. Das entspricht einer Elektrizitätsmenge von 2,8 Terawattstunden. 95 Prozent der Tiroler
Gewässerstrecken in Tirol bleiben von Kraftwerken unberührt. „Die Umwelt und die Wirtschaft sollten sich
darüber freuen“, beteuert Steixner.
Wertschöpfung im Land
Sowohl LH Günther Platter als auch LHStv Anton Steixner sehen im Kriterienkatalog ein Instrument, dass Tiroler
Wasser in Tirol Hand bleibt. „Das Wichtigste ist, dass wir die Wertschöpfung aus der Wasserkraft in unserer
Hand halten und selbst die am besten geeigneten Gewässerstrecken ausbauen, bevor es andere tun“, so Steixner.
Der nunmehr vorliegende Kriterienkatalog für die weitere Nutzung der Wasserkraft in Tirol ist das strategische
Planungsinstrument für eine Projektbeurteilung nach wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten.
Mehr Planungssicherheit, schnellere Verfahren
Voll hinter dem Kriterienkatalog steht auch Umweltreferent LHStv Hannes Gschwentner: „Wir haben ein gutes Instrument
für die künftige Verwirklichung notwendiger Projekte.“ Da und dort werde es Kraftwerke geben, wo bisher
aus Sicht des Naturschutzes keine Möglichkeit bestand. Der Kriterienkatalog enthält neue Bewertungsvorgaben
und ermöglicht eine „sehr intensive und sorgfältige Interessenabwägung“. Lob für die Vorreiterrolle
Tirols kommt von Wilfried Schimon, Leiter der Sektion Wasser im Lebensministerium: „Tirol hat ein Weg weisendes
Planungsdokument geschaffen, wie es die EU fordert.“
Auch wenn sich die Wirtschaftsseite eine stärkere Gewichtung zugunsten der Energiewirtschaft gewünscht
hätte, trägt die Wirtschaft die Zielsetzungen des Kriterienkatalogs mit. WK-Präsident Jürgen
Bodenseer erwartet, dass „der Kriterienkatalog in der Praxis kein Verhinderungs-, sondern ein Beschleunigungsinstrument
ist“.
Zustimmung zum Kriterienkatalog kommt auch von der Energiewirtschaft. TIWAG-Vorstandsvorsitzender Bruno Wallnöfer
sieht die Vorteile des Kriterienkatalogs in der ganzheitlichen Betrachtungsweise. Außerdem gebe es damit
für Projekte eine geordnete Vorbeurteilung. |