Japan einer der global größten Importeure - Umschlags- und Verarbeitungskapazität
zerstört
Wien (bmlfuw/aiz) - Das verheerende Erdbeben und der folgende Tsunami sowie die Nuklearkatastrophe
in Japan gehen auch an den weltweiten Rohstoffmärkten und damit an den Terminnotierungen für Getreide
nicht spurlos vorbei. Sowohl an der wichtigsten europäischen Warenterminbörse Euronext in Paris als auch
an der US-Leitbörse CBOT in Chicago rasselten die Notierungen am 14.03. nach ihren vorwöchigen Kursverlusten
noch tiefer in den Keller.
Bis Montag, 14.00 Uhr, verlor der europäische Mai-Weizenfutures an der Euronext um 4% auf ein Dreieinhalb-Monate-Tief
von zeitweise bis zu EUR 214,50 pro t. In der Vorwoche hatte Weizen in Paris schon insgesamt EUR 21,- pro t abgeben
müssen. In der gleichen Größenordnung ging es mit dem Pariser August-Maisfutures auf bis zu EUR
231,25 pro t hinunter. Japan benötigt zur Ernährung seiner 127 Millionen Einwohner umfangreiche Importe
von Agrarrohstoffen und Lebensmitteln. Diese könnten nach Ansicht von Analysten nun durch den Rückgang
der Nachfrage sowie die Zerstörung von Umschlagskapazitäten in den Häfen sowie in Futtermittelwerken
und Mastställen zumindest vorübergehend einbrechen.
Japan ist weltgrößter Mais- und einer der bedeutendsten Weizenimporteure
Japan ist nach Angaben von Toepfer International mit jährlich 16,1 Mio. t Maiszukäufen und einem
Weltmarktanteil von 18% mit deutlichem Abstand die Nummer eins der Maisimporteure auf der Welt und beim Weizen
mit 5,2 Mio. t Einfuhren ebenfalls im Spitzenfeld. Weiters ist das fernöstliche Kaiserreich mit jährlichen
Einkäufen im Wert von knapp USD 1,65 Mrd. (EUR 1,20 Mrd.) der größte Kunde der US-Schweinefleischindustrie.
Analysten: "Psychologische" Erstreaktion der Märkte - Zukunftstrend offen
Wenngleich Analysten die ersten Reaktionen auf den Warenterminmärkten als "psychologisch" und nicht
als nachhaltige Einbrüche auf den agrarischen Rohstoffmärkten sehen, weiß niemand zurzeit die kurz-
und mittelfristig weitere Entwicklung einzuschätzen. Großflächige nukleare Verseuchung des raren
Ackerlands in Japan könnte den Importbedarf sogar zusätzlich anwachsen lassen. Mittelfristig könnte
zum Beispiel eine verstärkte Nachfrage nach Biosprit als Folge eines Atomausstiegsszenarios die Märkte
auch wieder beleben. Verstärkt wurde der Kurzfristeffekt heute, Montag, jedenfalls auch noch dadurch, dass
viele Fonds aus Angst vor einem Einbruch der Weltwirtschaft ihre Positionen auf den Rohstoffmärkten auflösten.
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