Kardinal Schönborn segnete die neue Orgel im Goldenen Saal des Wiener
Musikvereins=
Wien (pew) - Alle große Musik öffnet den Menschen zur Transzendenz, sagte Kardinal Christoph
Schönborn am Abend des 26.03. bei der Segnung der neuen Orgel im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Im
Hinblick auf den Psalm 150, der bei der Segnung die Schriftlesung bildete, erinnerte der Wiener Erzbischof daran,
dass Anton Bruckner diesen Psalm vertont hat, „nicht für den Gottesdienst, sondern für diesen Konzertsaal“.
Manche könnten sich fragen, ob geistliche Musik im Konzertsaal eine „Profanierung“ darstellt oder ob die kirchliche
Segnung einer Konzertorgel eine Vereinnahmung darstelle. Aber die Orgel im Goldenen Saal sei nicht nur ein „prachtvolles
Instrument“, sie verbinde gleichsam Spirituelles und Säkulares. In jedem Fall bedeute Musik eine „Oase der
Schönheit in einer zerbrechlichen Welt“. Der Wiener Erzbischof unterstrich die besondere Bedeutung des 26.
März als eines „Orgeltages“ für Wien: Am Vormittag wurde die älteste Orgel Wiens, die Wöckherl-Orgel
in der Franziskanerkirche, neu geweiht, am Abend wurde die jüngste Orgel der Bundeshauptstadt im Musikverein
gesegnet. An dem Festakt anlässlich der Fertigstellung der neuen Orgel im Goldenen Saal nahmen mit Bundespräsident
Heinz Fischer und dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, an der Spitze zahlreiche Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens teil.
Der Präsident der „Gesellschaft der Musikfreunde“, Dietrich Karner, sagte in seiner Begrüßung,
im Goldenen Saal sei die Orgel wirklich als „Königin der Instrumente“ inthronisiert. Theophil Hansen, der
Architekt des Musikvereinsgebäudes, habe sie im „vielleicht schönsten Konzertsaal der Welt“ ins Zentrum
der Aufmerksamkeit gerückt. Die Segnung bringe zum Ausdruck, dass die Orgel auch als „Königin der Instrumente“
im Dienst eines noch Höheren steht – „wie dieses Höhere zu benennen sei, mag jedem Einzelnen, aus der
Sicht seines Credos, überlassen sein“.
Thomas Angyan, der Intendant der „Gesellschaft der Musikfreunde“, berichtete, wie ein Brief von Nikolaus Harnoncourt
1999 den Anstoß für den Bau der neuen Orgel im Musikverein gab, der vierten in chronologischer Reihenfolge.
Die „Gesellschaft der Musikfreunde“ habe sich in der Folge an ein Komitee von fünf führenden Organisten
gewandt (die am Samstagabend alle anwesend waren und in Aktion traten): Dame Gillian Weir (Großbritannien),
Olivier Latry (Frankreich), Ludger Lohmann (Deutschland), Martin Haselböck und Peter Planyavsky (Österreich).
Die Wahl des Orgelkomitees fiel auf die Firma „Rieger“-Orgelbau aus Schwarzach in Vorarlberg. Die weltberühmte
Orgelbau-Firma – die bis 1945 ihren Sitz in Jägerndorf/Krnov im einstigen Österreichisch-Schlesien hatte
- war bereits 1907 für den Bau der zweiten Musikvereins-Orgel in chronologischer Reihenfolge zuständig
gewesen. |