Im 3. Bezirk gibt es jetzt vor dem Herz-Jesu-Krankenhaus den „Victor Braun-Platz“
– Weihbischof Krätzl: Platzbenennung ist ein Aufruf an alle, sich der Kranken, der Alten, der verlassenen
Kinder, der Ausländer anzunehmen
Wien (pew) - Der Platz vor dem Herz-Jesu-Krankenhaus im 3. Bezirk heißt jetzt „Victor Braun-Platz“.
Abbe Victor Braun (1825-1882) war der Gründer der „Kongregation der Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu“,
die Trägerin des Herz-Jesu-Krankenhauses ist. Für den aus dem lothringischen St. Avold stammenden Priester
und Ordensgründer ist in der Erzdiözese Wien ein Seligsprechungsverfahren im Gang. Weihbischof Helmut
Krätzl erinnerte beim Gottesdienst zur Benennung des Platzes daran, dass der Priester aus Lothringen sich
immer um die Ärmsten angenommen hatte, die Kranken, die Alten, die verlassenen Kinder, die straffälligen
Jugendlichen, die Ausländer. Die Benennung des Platzes nach Victor Braun sei ein Aufruf an die Menschen im
Wien von heute, es dem Priester gleich zu tun.
Zugleich würdigte Weihbischof Krätzl das Herz-Jesu-Krankenhaus: „Wir sind stolz, dass so viele konfessionelle
Krankenhäuser nicht nur hervorragende medizinische Leistungen vollbringen, sondern einen besonderen Geist
ausstrahlen, der offen ist für alle“. Wer immer heute aus Enttäuschung über Vorgänge in der
Kirche verlange, sie solle staatlich nicht mehr unterstützt werden, habe wohl noch nie bedacht, was dann die
Gesellschaft an Fürsorge für Ärmste, an Förderung sozialer Gesinnung und an kulturellem Schaffen
verlieren würde.
Weihbischof Krätzl erinnerte daran, dass der Weg von Victor Braun zum Priestertum mehrfach durch Krankheiten
behindert war: „Vielleicht sollte er erkennen, was Paulus sagt, wenn ich schwach bin, bin ich stark“. Aus der eigenen
Erfahrung von Krankheit und Hilfsbedürftigkeit sei in dem jungen Lothringer das Verständnis für
das Leid anderer gewachsen. Bei einem Vortrag des Katholikentages 1864 in Würzburg habe Braun die Herz-Jesu-Verehrung
entdeckt, die bei ihm lebenslang nichts Kitschiges an sich hatte. Vielmehr sei es Braun um eine Herz-Jesu-Verehrung
gegangen, die das eigene Herz öffnet für die anderen „und in den gebrochenen Herzen den leidenden Jesus
wiederfindet“.
Victor Braun wurde als neuntes von elf Kindern 1825 in St. Avold im Departement Moselle geboren. Mit 14 Jahren
trat er ins Priesterseminar in Metz ein, musste aber das Studium immer wieder krankheitshalber unterbrechen. Aber
1851 konnte er zum Priester geweiht werden. 1862 kam der junge Abbe nach Paris, wo er sich im Institut „Notre-Dame-de-Grace“
im Viertel Grenelle wegen seiner Kenntnis der deutschen Sprache vor allem der Seelsorge für die Arbeiter und
Lehrlinge aus dem Elsass, aus Lothringen und aus den 1815 verloren gegangenen rheinischen Departements widmete.
Zugleich war er beliebter Prediger und Beichtvater in Notre-Dame-des-Victoires.
Bald konnte er die karitative Arbeit nicht mehr allein bewältigen. Er fand Helferinnen, die sich 1866 in einer
ordensähnlichen Gemeinschaft um ihn scharten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erhielt er schließlich
die kirchliche Genehmigung zur Ordensgründung, am 28. Februar 1868 fand die erste feierliche Einkleidung in
der Kapelle der Dominikanerinnen in Sevres bei Paris statt. Während des preußisch-französischen
Krieges 1870/71 kümmerten sich die neuen „Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu“ um die Verwundetenpflege
in den Lazaretten und Ambulanzen. Als der Gründer der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft, Jaromir Mundy,
1871 die Schwestern in einer Paris Ambulanz an der Arbeit sah, fasste er den Plan, sie nach Wien zu holen. Das
Vorhaben wurde 1873 verwirklicht, die Schwestern waren zunächst an der „Rudolf-Stiftung“ tätig. Durch
die steigende Anzahl der Schwestern wurde im Jahr 1890 der Bau des heutigen Mutterhauses in der Keinergasse (damals
Provinzhaus) notwendig. 1906 wurde die Herz-Jesu-Kirche eingeweiht und 1931 folgte die Eröffnung des Schulgebäudes
mit Tagesheimstätte (Kindergarten und Hort). |