ArchäologInnen der Uni Graz untersuchen Gräberfund in Wagna
Graz (universität) - Die römische Stadt Flavia Solva – im heutigen Wagna bei Leibnitz –
war im dritten und vierten Jahrhundert nach Christus ein bedeutendes Zentrum im Südosten der Provinz Noricum.
Aus der ursprünglich keltischen Bevölkerung formierte sich – nachdem sich zahlreiche italische ZuwanderInnen
dort niedergelassen hatten – eine spezifische provinzialrömische Kultur, die am Institut für Archäologie
der Uni Graz im Detail erforscht wird. Von der Entdeckung eines Gräberfeldes erwarten sich die WissenschafterInnen
nun interessante Ergebnisse. „Am 1. April beginnen wir mit neuen Grabungen vor Ort und hoffen, anhand von Grabbeigaben
neue Erkenntnisse über die materielle Kultur der Zeit zu gewinnen“, sagt Dr. Bernhard Schrettle, Leiter der
Ausgrabungen und Lehrbeauftragter an der Uni Graz.
Bereits im vergangenen Jahr entdeckte Schrettles Team von ASIST, der archäologisch-sozialen Initiative Steiermark,
eine Gräberstraße, umgeben von marmornen Grabbauten, kleinen Gärten und sogar einzelnen Hügelgräbern.
Zwischen den Fundamenten fand man neben einem Brunnen das Skelett einer Frau, die mit einer Glasperlenkette um
den Hals und Beigaben – darunter vermutlich sogar eine Wegzehrung in einem Topf – bestattet worden war.
„Dieses Areal wurde von ersten bis zum vierten Jahrhundert als Friedhof verwendet“, weiß Schrettle. „Eine
derart lange Nutzungsdauer ist ungewöhnlich und daher für unsere Forschungen sehr aufschlussreich.“
Der Verein ASIST beschäftigt neben ArchäologInnen auch Arbeitslose, die durch ihre Tätigkeit auf
längere Sicht wieder am Jobmarkt Fuß fassen sollen. Das Team bemüht sich um die Erschließung
und Erhaltung wichtiger Kulturdenkmäler vor allem in der südlichen Steiermark. In Kooperation mit der
Uni Graz betreibt ASIST etwa auch die Ausgrabungen in Retznei, wo eine sensationelle römische Luxusvilla mit
angeschlossener Therme freigelegt wurde. |