800.000 Hektar Naturparadies von Österreich bis Serbien
Wien/Graz/Budapest (wwf) - Es brauchte mehr als zehn Jahre Arbeit des WWF und seiner Partner: Am
Abend des 25.03. unterzeichneten die Minister von fünf europäischen Ländern im Beisein des Direktors
des Donau-Karpathen-Programms des WWF, Andreas Beckmann, das Abkommen für die Gründung des weltweit ersten
Fünf-Länder-Schutzgebiets mit einer Gesamtfläche von rund 800,000 Hektar. Europas größtes
Flussschutzgebiet erstreckt sich über Donau, Drau und Mur. Österreich, Kroatien, Slowenien, Ungarn und
Serbien haben Anteile an diesen Flüssen und legen mit der heutigen Deklaration den Grundstein für den
grenzüberschreitenden UNESCO-Biosphärenpark „Mur-Drau-Donau“. „Mit den heutigen Unterschriften schreiben
wir Naturschutzgeschichte. Diese gemeinsame Initiative alter, neuer und zukünftiger EU-Mitgliedsstaaten ist
ein schönes Beispiel wie Naturschutz Grenzen überwinden und Brücken schlagen kann“, sagte WWF-Geschäftsführerin
Hildegard Aichberger.
Der WWF überreichte deshalb gestern den internationalen Naturschutzpreis “Wild Heart of Europe“ an alle fünf
Minister. Der WWF ist - gemeinsam mit zahlreichen Partnern wie EuroNatur - seit den 1990er Jahren federführend
für den Erhalt dieses äußerst artenreichen Wildflusssystems im Herzen Europas aktiv. Bereits im
September 2009 haben Kroatien und Ungarn die Gründung des Biosphärenparks beschlossen. Umweltminister
Niki Berlakovich hat bereits im Jahr 2010 alle fünf Länder an einem Tisch gebracht und die nötigen
Vorbereitungen für die gestrige Unterzeichnung getroffen. „Die Mur-Drau-Donau-Flusslandschaft braucht den
Vergleich mit dem Amazonas nicht zu scheuen“, erklärt Projektleiter Arno Mohl vom WWF. Das Gebiet beherbergt
mit über Hundert Brutpaaren die größte Seeadlerdichte in Europa und ist Rastplatz für mehr
als eine Viertelmillion Wasservögel auf ihrem Zug. Die Auen entlang der Flüsse sind wichtige Trinkwasserreservoirs
für die Region, gewähren effizienten Hochwasserschutz und haben eine große Bedeutung für die
Menschen als Erlebnis- und Erholungsraum.
Die Auenlandschaft der Flüsse Mur, Drau und Donau soll ein Netzwerk aus etwa 20 bestehenden, lokalen Schutzgebieten
unter einem Dach vereinen und 800.000 Hektar umfassen. Das künftig unter internationalem Schutz vereinte 700
Kilometer lange Auenband soll an der steirischen Grenzmur bei Spielfeld beginnen. Nach der Einmündung der
Mur in die Drau in Kroatien erstreckt sich die Flusslandschaft entlang der Drau bis zum Zusammenfluss mit der Donau
bei Osijek und umschließt die Donauauen im Dreiländereck Kroatien-Serbien-Ungarn. Das Herzstück
des Parks, die streng geschützten Auenlandschaften entlang der Flüsse, ist rund 260.000 Hektar groß.
Dies entspricht mehr als die Gesamtfläche aller Nationalparks in Österreich oder der 29fachen Fläche
des Nationalparks Donauauen. Die Kernzone ist von einer Übergangszone im Ausmaß von rund 540.000 Hektar
umgeben.
Entlang der steirischen Grenzmur zwischen Spielfeld und Bad Radkersburg hat sich ein knapp 2.000 Hektar großes
und für ganz Europa ökologisch bedeutendes Gebiet erhalten. „Das Land Steiermark hat hier im Rahmen von
Natura 2000 bereits großartige Vorarbeiten für den zukünftigen Biosphärenpark geleistet“,
erklärt Mohl vom WWF. „Mit der Revitalisierung von Murabschnitten wurde neuer Lebensraum für Eisvogel,
Schwarzstorch und Fischotter geschaffen.“ „Der geplante Fünfländerpark ist eine große Chance für
die Region, denn er verknüpft in einzigartiger Weise den Schutz und die nachhaltige Entwicklung von fünf
Ländern” so Günter Köck, Vizepräsident des internationalen “Man and the Biosphere” Programms
der UNESCO.
Die Ministerdeklaration wurde gestern Abend im Rahmen der ungarischen EU-Präsidentschaft von den Umweltministern
Österreichs, Serbiens, Sloweniens und Ungarns und dem kroatischen Kulturminister unterzeichnet. Für diesen
bedeutenden Naturschutzerfolg wurden die fünf Minister gestern vom WWF mit dem internationale Naturschutzpreis
“Wild Heart of Europe“ ausgezeichnet. Das WWF-Projekt für den Mur-Drau-Donau-Biosphärenpark wird von
der Firma Asamer Holding AG und MAVA Stiftung unterstützt und vom “Man and the Biosphere-Nationalkomitee”
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften fachlich begleitet. „Wir freuen uns einen Beitrag zu einem
der größten Naturschutzprojekte Europas leisten zu können”, sagte Dr. Manfred Asamer, Vorstand
der Asamer Holding AG. |