Vier große und drei kleine Späh- und Lauschangriffe 2008
Wien (pk) - Neben dem Thema der Vorratsdatenspeicherung befasste sich der Justizausschuss am 23.03.
auch mit dem Bericht der Justizministerin über den Einsatz besonderer Ermittlungsmaßnahmen im Jahre
2008, der Regierungsvorlage betreffend Erlass eines Bundesgesetzes über bestimmte Aspekte der grenzüberschreitenden
Mediation in Zivil- und Handelssachen in der Europäischen Union und einem Oppositionsantrag, in dem G-Abgeordneter
Steinhauser die Rehabilitierung der Justizopfer des Austrofaschismus fordert.
Der Bericht der Justizministerin wurde einstimmig zu Kenntnis genommen. Seine Enderledigung findet auf Verlangen
der Grünen Fraktion im Plenum statt. Die Regierungsvorlage, mit der Österreich eine EU-Richtlinie umsetzt,
passierte den Ausschuss mit Stimmeneinhelligkeit. Den G-Antrag vertagte man unter Hinweis auf die noch nicht abgeschlossene
Arbeit der Historikerkommission.
Auch 2008 keine "Rasterfahndung" durchgeführt
Wie der Bericht der Justizministerin betreffend Einsatz besonderer Ermittlungsmaßnahmen ausführt, wurden
2008 vier große und drei kleine Späh- und Lauschangriffe durchgeführt, 334 Verdächtige optisch
und/oder akustisch überwacht und 107 Videofallen gestellt. Das Instrument der "Rasterfahndung" kam
jedoch nicht zum Einsatz.
G-Mandatar Albert Steinhauser wollte angesichts der vom Rechnungshof an der Ineffizienz dieser Berichte geübten
Kritik eine intensive Diskussion über deren Gestaltung in Gang gesetzt wissen. Außerdem wäre es,
so Steinhauser, sinnvoll, sich eingehend mit der Tätigkeit der Rechtsschutzbeauftragten zu beschäftigen.
B-Mandatar Herbert Scheibner hielt die Befassung mit gegenständlichem Bericht für lohnend, auch wenn
es sich um ein nicht mehr ganz rezentes Werk handle. Dass – obgleich des unbestrittenen Nutzens – besondere Ermittlungsmaßnahmen
wie Lausch- und Spähangriff nur selten zum Einsatz kommen, konnte sich der Abgeordnete nicht erklären.
Wie sein Vorredner ging auch F-Mandatar Peter Fichtenbauer auf das Erstellungsdatum des vorliegenden Berichts ein.
Dieser sei, wie der Abgeordnete ausführte, "zu historisch", es bedürfe einer zeitnahen Betrachtung.
Obgleich dieser Bericht grundsätzlich sinnvoll sei, könne man ihn, ob dieser Verzögerung nicht als
"das Gelbe vom Ei" bezeichnen.
Ausschussobmann Heribert Donnerbauer (V) sprach in diesem Zusammenhang von einer "Gratwanderung" zwischen
den Ansprüchen Aktualität und Inhaltsreichtum. Ungeachtet seines Datums sei der Bericht ein wertvolles
Instrument, das Rückschlüsse ermögliche, zeigte sich der V-Mandatar überzeugt.
Die beiden S-Abgeordneten Otto Pendl und Johannes Jarolim bedauerten, dass die Justizministerin den angekündigten
Evaluierungsbericht betreffend Vorverfahrensgestaltung noch nicht vorgelegt habe. Das sei aber notwendig, um über
das gegenständliche Zahlenwerk sinnvoll diskutieren zu können, meinte Jarolim.
Justizministerin Claudia Bandion-Ortner meinte, der Bericht attestiere einen äußerst maßvollen
und verhältnismäßigen Einsatz besonderer Ermittlungsmaßnahmen. Das sei auch erforderlich,
zumal man mit ihnen tief in die Grundrechte des Einzelnen eingreife. Dass man diese Methoden nicht öfter zum
Einsatz bringe, habe aber auch damit zu tun, dass es technisch oft nicht machbar sei. Was den Evaluierungsbericht
anbelange, werde dieser nochmals ergänzt, ehe man die Vorverfahrensreform in einem Monat präsentieren
wolle. Wie aktuell die Berichte seien, die man auf die Tagesordnung setze, liege nicht in ihrem Entscheidungsbereich,
erklärte Bandion-Ortner.
Schriftliche Mediationsvereinbarungen sollen vollstreckbar werden
Einstimmigkeit herrschte über ein Bundesgesetz betreffend bestimmte Aspekte der grenzüberschreitenden
Mediation in Zivil- und Handelssachen in der Europäischen Union, durch das eine EU-Richtlinie in nationales
Recht umgesetzt wird. Einer der Kernpunkte ist dabei eine Bestimmung über die "Vollstreckbarmachung"
einer schriftlichen Mediationsvereinbarung. Außerdem umfasst das Gesetz eine Ergänzung zum Bundesgesetz
über das internationale Privatrecht (IPRG), mit der eine Lücke in Hinblick auf die Umsetzung des Haager
Kinderschutzübereinkommens geschlossen wird, sowie redaktionelle Anpassungen im Rahmen des Suchtmittelgesetzes
(SMG).
Rehabilitierung von Justizopfern: G-Antrag vertagt
Vertagt wurde schließlich ein Antrag der Grünen betreffend Rehabilitierung von Justizopfern des Austrofaschismus.
Abgeordneter Albert Steinhauser (G) wies auf die grundsätzliche Einigung aller Fraktionen über Forschungsprojekte
hin, um die Möglichkeit der Rehabilitierung auszuloten, und betrachtete das Treffen der Historiker mit Barbara
Prammer und Fritz Neugebauer als "gutes Zeichen".
Abgeordneter Hannes Fazekas (S) erinnerte ebenfalls an den breiten Konsens über das Anliegen und begründete
die Vertagung mit den derzeit noch nicht abgeschlossenen Arbeiten der Historikerkommission. |