Brüssel (ec.europa) - Nach dem dritten Bericht zur Demografie, der am 01.04. in Zusammenarbeit mit
Eurostat veröffentlicht wurde, leben die Europäer länger und gesünder. Der Bericht zeigt auch,
wie sich die Struktur der europäischen Bevölkerung weiterhin dadurch wandelt, dass die Zahl der Menschen,
die älter als 60 Jahre sind, jedes Jahr um 2 Millionen steigt. Er bestätigt die jüngsten Trends
und liefert neue Daten über Geburtenziffern, Lebenserwartung und Bevölkerungs-wanderung unter besonderer
Berücksichtigung von Mobilität und Migration. Dabei zeigen sich eine geringfügige Zunahme der Geburtenziffern
und ein Anstieg der Lebenserwartung, da die Europäer nunmehr für jedes Jahr eine zwei bis drei Monate
höhere Lebenserwartung aufweisen. Außerdem wird die Europäische Union vielfältiger, und die
Familienmuster verändern sich. Die neuen Eurobarometer-Ergebnisse lassen darauf schließen, dass immer
mehr junge Europäer zum Arbeiten ins Ausland gehen. Dabei zeichnet sich klarer denn je die Notwendigkeit ab,
die EU-Politik auf diese Entwicklungen abzustimmen. Der Bericht enthält aktuelle Daten, die in die europäische
Diskussion über den demografischen Wandel einfließen werden.
Anlässlich der Vorstellung des neuen Berichts auf der informellen Ministertagung zum Thema Demografie und
Familienpolitik in Budapest sagte der für Beschäftigung, Soziales und Integration zuständige EU-Kommissar,
László Andor: „Die Lebenserwartung steigt, die Zahl der Arbeitskräfte in Europa hingegen sinkt,
und zwar in einigen Mitgliedstaaten sogar rasant. Wir müssen unsere Politik darauf abstimmen und dafür
sorgen, dass Eltern Familie und Beruf besser miteinander in Einklang bringen können. Außerdem müssen
wir die europäischen Bürger und Bürgerinnen durch entsprechende Maßnahmen ermutigen, länger
im Arbeitsleben zu bleiben.“ Er fügte hinzu: „Im Rahmen der Strategie Europa 2020 der EU bemühen wir
uns darum, die Beschäftigung zu fördern und die Armut zu verringern. Um die demografische Herausforderung
bewältigen zu können, müssen wir jedoch unsere Schwerpunkte auch in Bereichen wie Gesundheit, Migration
und Regionalpolitik setzen.“
Als positiver Trend zeichnet sich in dem Bericht ab, dass die Geburtenziffer weiterhin langsam steigt. Sie hat
sich bereits von weniger als 1,45 Kinder je Frau auf 1,6 erhöht. Damit die Bevölkerungszahl stabil bleibt,
sind jedoch 2,1 Kinder je Frau notwendig. Der Bericht verweist auf moderne Familienpolitik als gute Möglichkeit,
um die Beschäftigung zu verbessern, indem für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesorgt
wird. Er zeigt auch eine positive Korrelation zwischen der Berufstätigkeit von Frauen und höheren Geburtenziffern.
Auch die Lebenserwartung ist beinahe stetig und einheitlich um etwa 2-3 Monate jedes Jahr angestiegen (2008 betrug
die Lebenserwartung in den 27 EU-Mitgliedstaaten 76,4 Jahre bei Männern und 82,4 Jahre bei Frauen). Sie bildet
die Hauptursache für die Alterung der Bevölkerung. Gleichzeitig gibt es geografische Unterschiede, denn
in vier Mitgliedstaaten (BG, LT, LV, RO) ist die Bevölkerungszahl durch die natürliche Entwicklung (mehr
Sterbefälle als Geburten) und durch Auswanderung stark rückläufig. Die Bevölkerung Mitteleuropas
altert zurzeit langsam; dies wird sich jedoch ab 2030-2040 beschleunigen, und sie wird zur ältesten in der
EU werden (am ältesten in der Slowakei).
Der Bericht legt auch dar, wie das Bevölkerungswachstum in Europa immer noch hauptsächlich durch die
Einwanderung getragen wird. Etwa 1 bis 2 Millionen Nicht-EU-Bürger kommen pro Jahr in die EU-Mitgliedstaaten,
und auch die Mobilität innerhalb der EU hat sich verstärkt. Bis 2060 wird sich der Anteil der Migranten
und ihrer Nachkommen verdoppeln. Obwohl sich die Netto-Einwanderung in die EU infolge der Krise halbiert hat, steigt
die Zahl der Nicht-EU-Bürger innerhalb der Union immer noch an. Wie die Datenlage zeigt, ist dies durch einen
Rückgang der Migration zu Beschäftigungszwecken bedingt; gleichzeitig ist die Zahl der Anträge auf
Aufenthaltsgenehmigungen zu Bildungszwecken jedoch gestiegen.
Laut den neuen Daten erreichen die Migranten der zweiten Generation tendenziell einen ähnlichen Bildungsgrad
wie die Einheimischen und streben nach dem gleichen Beschäftigungsniveau, werden jedoch immer noch durch hohe
Arbeitslosigkeit zurückgehalten. Gerade in diesem Bereich muss die EU weiterhin eine aktive Integrationspolitik
verfolgen und Maßnahmen zur Integrationsförderung treffen.
Was die Mobilität innerhalb der EU betrifft, so zeigt die neue Eurobarometer-Erhebung, dass jeder Fünfte
der Befragten aus den 27 EU-Mitgliedstaaten entweder im Ausland gearbeitet oder studiert hat, einen ausländischen
Lebenspartner hat oder Immobilien im Ausland besitzt. Jeder zehnte Befragte gab an, in den nächsten zehn Jahren
in einen anderen Mitgliedstaat ziehen zu wollen.
Hintergrund
Der Demografie-Bericht wird alle zwei Jahre von der Europäischen Kommission veröffentlicht und enthält
die neuesten Fakten und Zahlen, die notwendig sind, um zu beurteilen, wo die Mitgliedstaaten angesichts der Herausforderungen
des demografischen Wandels stehen. Dieses Jahr wurde der Bericht gemeinsam mit Eurostat herausgegeben, und er legt
besonderes Gewicht auf Mobilität und Migration.
Der Bericht wurde in der Themenwoche „Europa für Familen – Familien für Europa“ vorgelegt, einer Woche,
die von der ungarischen Präsidentschaft zur Sensibilisierung für Bevölkerungsfragen und -politik
in Budapest veranstaltet wurde. Die Kommission stellte zudem die Ergebnisse einer Eurobarometer-Erhebung über
neue EU-Bürgerinnen und -Bürger vor. Die Erhebung wurde in Auftrag gegeben, um Erkenntnisse über
die Verbindungen der Menschen zu anderen Ländern zu gewinnen. Diese Daten werden in die Diskussion zur Vorbereitung
einer eventuellen Mitteilung über Demografie und das Europäische Jahr für aktives Altern 2012 einfließen. |