Öffentliches Defizit bei 4,6% des BIP, öffentlicher Schuldenstand bei 72,3% des BIP
Wien (statistik austria) - Die Staatshaushalte sind im Jahr 2010 weiterhin stark von der Wirtschafts-
und Finanzkrise beeinflusst. Die vorläufigen Daten für das Berichtsjahr 2010 zeigen zwar im Vergleich
zur Entwicklung 2009 wieder steigende Staatseinnahmen mit 2,5% bzw. 3,3 Mrd. Euro. Die Staatsausgaben steigen jedoch
ebenfalls um 3,5% bzw. 5,1 Mrd. Euro, sodass sich ein Defizit von 13,2 Mrd. Euro bzw. 4,6% für das Jahr 2010
ergibt (2009: 11,3 Mrd. Euro bzw. 4,1%). Der Schuldenstand beträgt mit Ende des Jahres 2010 205,2 Mrd. Euro
bzw. 72,3%. Die Maastricht-Referenzwerte liegen bei einer Neuverschuldung von 3% des BIP bzw. erlauben einen maximalen
Schuldenstand i. H. v. 60% des BIP; um sie zu erreichen, wäre 2010 ein Defizit von maximal 8,5 Mrd. Euro nötig
gewesen bzw. hätten die Schulden 170,4 Mrd. Euro nicht übersteigen dürfen.
Im für 2010 ausgewiesenen Defizit von 4,6% des BIP und dem Schuldenstand von 72,3% des BIP sind bereits die
Auswirkungen einer umfangreichen Revision der Staatsdaten enthalten, die die gesamte Zeitreihe ab 1995 betrifft.
Durch die Berücksichtigung diverser Revisionspunkte ergibt sich eine Erhöhung der Staatsausgaben insgesamt,
die sich im Besonderen bei den Förderungen widerspiegelt (siehe Tabelle 1 für das Vergleichsjahr 2009.
Die Staatseinnahmen steigen wieder…
Die Staatseinnahmen 2010 in Höhe von insgesamt 137,3 Mrd. Euro stiegen im Vergleich zum Jahr 2009
wieder um 3,3 Mrd. Euro oder 2,5% an, nachdem diese 2009 noch gesunken waren. Der Großteil der Staatseinnahmen
stammt aus Steuern und Sozialbeiträgen, die 2010 in Summe rund 124,7 Mrd. Euro ausmachten (Veränderungsrate
gegenüber dem Vorjahr 2,5% bzw. 3,0 Mrd. Euro). Bei den Produktions- und Importabgaben (darin enthalten ist
die Mehrwertsteuer) lag die Steigerungsrate 2010 mit 2,5% wieder höher als 2009 (0,8%), allerdings zugleich
niedriger als 2008 (4,4%). Die Einnahmen aus Einkommen- und Vermögenssteuern, die im Jahr 2009 – aufgrund
der stark gesunkenen Einnahmen aus der Lohn-, Körperschaft-, Kapitalertragssteuer und Kapitalertragssteuer
auf Zinsen – um 11,1% zurückgingen, stiegen 2010 um 3,4%.
… während die Staatsausgaben weiter wachsen
Die Staatsausgaben waren 2010 weiterhin stark von der Wirtschafts- und Finanzkrise beeinflusst und stiegen
im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Mrd. Euro oder 3,5% auf 150,4 Mrd. Euro. 49% der Ausgaben des Staates entfielen
auf Sozialausgaben, die 2010 eine Steigerung von 3,1% gegenüber dem Vorjahr ausweisen. Die nächstgrößeren
Positionen sind mit einigem Abstand der Personalaufwand mit 18% der Staatsausgaben (Steigerung 1,5% bzw. rund 400
Mio. Euro) und Förderungen mit 17 % der Staatsausgaben (Steigerung 9,7% bzw. rund 2,3 Mrd. Euro Mio. Euro).
Schuldenstand
Nach neuesten Berechnungen von Statistik Austria betrug die Staatsverschuldung mit 31.12.2010 205,2 Mrd.
Euro oder 72,3 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Damit liegt die Staatsverschuldung um 14,2 Mrd. Euro über
dem Vorjahreswert, was einer Steigerung der BIP-Quote von 2,6 Prozentpunkten entspricht. Von der Art der Verschuldung
entfielen im Jahr 2010 172,1 Mrd. Euro auf Anleihen und 33,1 Mrd. Euro auf Kredite.
Wie sich die Staatsverschuldung auf die Gebietskörperschaften und die Sozialversicherungsträger aufteilt,
ist Tabelle 2 zu entnehmen.
|
Jahr
|
2009
Stand Sept. 2010
|
2009
Stand März 2011
|
2010
Stand März 2011
|
Staatseinnahmen in Mrd. Euro
|
133,9 |
133,9 |
137,3 |
davon
|
|
|
|
Steuereinnahmen
|
76,3 |
76,3 |
78,4 |
Sozialbeiträge
|
45,6 |
45,6 |
46,5 |
Sonstige
|
12,0 |
12,0 |
12,4 |
Staatsausgaben in Mrd. Euro
|
143,5 |
145,3 |
150,4 |
davon
|
|
|
|
Sozialausgaben
|
70,1 |
70,3 |
72,5 |
Personalaufwand
|
27,2 |
27,2 |
27,6 |
Sachaufwand
|
13,7 |
13,7 |
14,0 |
Förderungen
|
22,0 |
23,2 |
25,5 |
Zinsen
|
7,5 |
7,7 |
7,6 |
Investitionen
|
3,1 |
3,3 |
3,2 |
Defizit nach der Maastricht-VO
|
|
|
|
Defizit in % des BIP
|
3,5 |
4,1 |
4,6 |
BIP in Mrd. Euro
|
274,3 |
274,3 |
284,0 |
Sektor / Teilsektoren
|
Jahr
|
2009
|
2010
|
2009
|
2010
|
|
in Mrd. €
|
in % des BIP
|
Staat insgesamt
|
191,0 |
205,2 |
69,6 |
72,3 |
Bund
|
169,0 |
179,2 |
61,6 |
63,1 |
Bundesländer (ohne Wien)
|
13,3 |
16,1 |
4,9 |
5,7 |
Gemeinden (einschl. Wien)
|
6,2 |
7,9 |
2,2 |
2,8 |
Sozialversicherungsträger
|
2,6 |
2,0 |
0,9 |
0,7 |
|
Gradauer: Endlich mehr Wahrheit bei den Staatsschulden
Staats- und Verwaltungsreform ist dringender denn je
Wien (fpd) - Der freiheitliche Budgetsprecher NAbg. Alois Gradauer zeigte sich erfreut über
die Einführung strengerer Berechnungsregeln für das Budget. "Endlich muss der Finanzminister die
Fakten auf den Tisch legen". Aufgrund der strengeren Eurostat Vorschriften müssen Teile der ÖBB-Schulden,
Verbindlichkeiten von Landes-Krankenanstalten, ein eine Mrd. Euro schwerer Transfer für die "Bad Bank"
der Kommunalkredit, sowie die Schulden der Wohnbau Burgenland GmbH den Staatsschulden zugerechnet werden. "Dadurch
fällt das Defizit für 2010 mit 9,5 Mrd. um 2,9 Mrd. höher aus. Österreichs Staatschulden steigen
2010 dadurch auf 205,2 Mrd. Euro und betragen 72,5 Prozent des BIP. Unser Defizit ist so hoch, wie seit 15 Jahren
nicht mehr", mahnt Gradauer.
"Es ist längst an der Zeit, dass alle den Ernst der Lage erkennen. Auch die Länder und Gemeinden
können nicht immer noch mehr Geld fordern und ausgeben. Eine Staats- und Verwaltungsreform ist der einzige
Ausweg aus dieser Misere. Andernfalls wird Österreich ein 'zweites Griechenland'", prognostiziert Gradauer.
"Von einer wirklichen Budgetwahrheit sind wir ohnehin noch weit entfernt, denn dazu müssten die gesamten
Schulden der ÖBB und auch die Zahlungen und Haftungen für den Euro-Rettungsschirm einberechnet werden.
Hier erlaubt uns die EU leider noch das Tricksen", so der freiheitliche Budgetsprecher.
Anstatt zu sparen und endlich umzudenken werfe unsere Regierung jedoch weiterhin das Geld beim Fenster hinaus,
stellte Gradauer verärgert fest. "Der neue und dritte Euro Schutzschirm ist das beste Beispiel für
den sorglosen und verantwortungslosen Umgang von ÖVP und SPÖ mit unseren Steuergeldern. Das im Dezember
letzten Jahren von der Rot-Schwarzen Regierung beschlossenen Belastungspaket machte in Summe 2,1 Mrd. Euro aus.
Die Österreicher wurden durch Massensteuern in Höhe von über einer Mrd. Euro belastet. Eine weitere
Milliarde nimmt man alle Familien, Studenten, der Jugend und den Pensionisten durch den Wegfall von Sozialleistungen.
Mit einem Federstrich, nämlich mit der Zusage sich am Euro-Rettungsschirm mit 2,25 Mrd. Euro zu beteiligen,
ist dieses, von der Bevölkerung abgepresste Geld, wieder weg", so Gradauer. |