Bozen (lpa) - Zur Erinnerung an 500 Jahre Landlibell planen das Bundesland Tirol, Südtirol und das
Trentino ein gemeinsames, länderübergreifendes Projekt. Die Initiative wurde am 30.03. in Meran von den
Kulturlandesräten Südtirols, Sabina Kasslatter Mur, Christian Tommasini und Florian Mussner, der Provinz
Trient, Franco Panizza, sowie des Bundeslandes Tirol, Beate Palfrader, vorgestellt.
Das so genannte Landlibell bildet seit fünf Jahrhunderten eine geistige Klammer und eine besondere Einheit
zwischen den Ländern der Europaregion Tirol. Es wurde vor 500 Jahren, am 23. Juni 1511, von Kaiser Maximilian
I. auf Initiative der Landstände erlassen. Äußerlich einer feierlichen Kaiserurkunde entsprechend,
legte der Landtagsabschied den Grundstein für eine dauerhafte gemeinsame Landesverteidigung der Grafschaft
Tirol und der beiden Hochstifte Trient und Brixen, wobei auf frühere Verteidigungsbündnisse aufgebaut
wurde.
Das seit der Mitte des 16. Jahrhunderts von den Tiroler Ständen als eine der Landesfreiheiten verstandene
Landlibell regelte die Organisation der Landesverteidigung durch die Aufgebote der städtischen und ländlichen
Bevölkerung sowie die Aufteilung der Mannschaftskontingente. Damit konnte es in der Folge auch zur Grundlage
des Tiroler Steuerwesens werden. Die finanzielle Verteidigungslast wurde durch entsprechende Aufteilung des gesamten
Steueraufkommens auf die verschiedenen Stände fixiert.
Die lange Wirksamkeit dieser gemeinsamen Verteidigungs- und Steuerordnung hatte mit Sicherheit auch Auswirkungen
auf die Herausbildung eines gemeinsamen Landesbewusstseins zwischen den verschiedenen Teilen Alttirols. Nicht zuletzt
deshalb wird das Landlibell von 1511 von den Schützenvereinen, die dieser Tradition besonders verbunden sind,
gefeiert.
Zur Erinnerung an dieses historische Ereignis planen die Euregio-Länder Tirol, Südtirol und das Trentino
- nach dem Gedenkjahr 2009 anlässlich des Tiroler Aufstandes von 1809 - auf Anregung des Trentiner Kulturlandesrates
Franco Panizza eine Reihe gemeinsamer Initiativen. Die Initiative wurde heute in Meran im Rahmen der Sitzung des
Dreier-Landtages von den Kulturlandesräten Südtirols, Sabina Kasslatter Mur, Christian Tommasini und
Florian Mussner, der Provinz Trient, Franco Panizza, sowie des Bundeslandes Tirol, Beate Palfrader, vorgestellt.
Das gemeinsame Projekt der drei Länder wird von der "Società di Studi Trentini di Scienze Storiche"
in Zusammenarbeit mit dem "Museo Castello del Buonconsiglio" und der "Fondazione Museo Storico del
Trentino" koordiniert. Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto des Gedenkjahres 2009 "Geschichte trifft
Zukunft/La storia incontra il futuro".
Zu den vom Trentino vorgeschlagenen Initiativen zählt die Veröffentlichung einer kommentierten Edition
der italienischen Fassung des Landlibells in einer der Reihen der "Società di Studi Trentini di Scienze
Storiche", wie sie derzeit im Buchhandel nicht greifbar ist. Außerdem wird es im Herbst 2011 eine Ausstellung
zur Geschichte Alttirols der letzten fünfhundert Jahre geben. Besonders beleuchten wird diese Ausstellung
die ständische Verfassung, die Landesverteidigung, das Steuer- und das Münzwesen. Parallel dazu wird
eine für die Schulen bestimmte didaktische Broschüre erscheinen.
Am 17. Juni wird eine vom Tiroler Schützenbund veranstaltete Tagung auf Schloss Landeck stattfinden. Die offizielle
Gedenkfeier mit großem Schützenumzug findet hingegen am 22. Juni in Innsbruck statt. Außerdem
ist eine Vielzahl von Veranstaltungen geplant, die von verschiedenen Vereinen, Verbänden und Einzelpersonen
in der Europaregion getragen werden. |