Am 31.03.wurde der Preis des Fürstentums Liechtenstein für wissenschaftliche Forschung
feierlich überreicht
Innsbruck (universität) - Jeweils 4000 Euro gehen an Klaus Amann und Michael Bahn von der Universität
Innsbruck sowie an Nina Clementi von der Medizinischen Universität Innsbruck. Der seit 1983 jährlich
verliehene Preis des Fürstentums Liechtenstein zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche
Forschung an der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck. "Der Preis ist
ein freundschaftliches Zeichen der guten Zusammenarbeit zwischen den Innsbrucker Universitäten und dem Fürstentum
Liechtenstein", betonte der Liechtensteinische Regierungsrat Hugo Quaderer bei der feierlichen Verleihung.
Der Preis honoriere darüber hinaus die hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen an den beiden Standorten,
so Quaderer, der der Preisträgerin und den Preisträgern im Namen der Liechtensteinischen Regierung gratulierte.
Als offizieller Vertreter des Fürstentums überbrachte er darüber hinaus positive Neuigkeiten: "Wir
freuen uns, dass wir diesen Preis trotz unseres Sparpaketes auch in Zukunft weiterhin ausrichten können."
Im Anschluss an die Grußbotschaften von Rektor Karheinz Töchterle (Universität Innsbruck), Vizerektor
Günther Sperk (Medizinische Universität Innsbruck) und Regierungsrat Quaderer wurden die Preisträger
vorgestellt:
Passionsspielfragment aufgearbeitet
Klaus Amanns mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichnete Dissertation untersucht das erst vor wenigen Jahren im Stiftsarchiv
St. Gallen entdeckte Pfäferser Passionsspielfragment aus dem 13. Jahrhundert. Das stark beschädigte Pergamentblatt
u?berliefert rund 400 Verse eines Passionsspiels mit einer ausfu?hrlichen Salbenkrämerszene. Es ist nach dem
Benediktbeurer Passionsspiel das zweitälteste in deutscher Sprache und hat erhebliche lateinische Anteile
„Das Fragment ist ein wichtiges Stück Vorarlberger, Liechtensteiner und Ostschweizer Literatur-, Kultur- und
Theatergeschichte. Der bisher vollkommen unbekannte Text bietet außerdem Einblicke in die frühe Spieltradition
des Mittelalters“, betont Klaus Amann die Bedeutung des überraschenden Fundes. – Das erhaltene Bruchstück
war als Spiegelblatt in ein anderes Werk eingeklebt. – In seiner Doktorarbeit hat Amann das Fragment ediert, kommentiert
und ins Neuhochdeutsche übertragen. Dadurch wurde es einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit
vorgestellt und für eine weitere Erforschung zugänglich gemacht.
Mag. Dr. Klaus Amann, geboren 1975 in Dornbirn, schloss 2001 sein Lehramtsstudium Germanistik/Anglistik mit einer
Diplomarbeit über die Lateinisch-Althochdeutsche Benediktinerregel an der Universität Innsbruck ab. Von
2000 bis 2002 war er als Buchhändler in Innsbruck tätig. Seit 2002 ist Amann wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Institut für Germanistik, wo er 2006 promovierte.
Klimafaktor Bodenatmung
Die mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichnete Habilitationsschrift von Michael Bahn besteht im Kern aus
fünf Fachartikeln zum Thema Bodenatmung, die in führenden Fachzeitschriften bzw. in einem beim renommierten
Verlag Cambridge University Press erschienen Buch erschienen sind. Böden stellen die weltweit größte
Emissionsquelle von Kohlendioxid dar. „Veränderungen im Kohlenstoffkreislauf können enorme Auswirkungen
auf unser Klima haben. Globale Änderungen von Klima und Landnutzung können die Bodenatmung maßgeblich
beeinflussen, die jedoch in Simulationsmodellen noch unzureichend abgebildet wird. Aus diesem Grund ist es wichtig,
die Prozesse der Bodenatmung besser zu verstehen“, erläutert Michael Bahn. Methodische Herausforderungen beschäftigen
den Ökologen in seinen wissenschaftlichen Arbeiten ebenso wie beispielsweise die Wechselwirkung zwischen Pflanzen
und Boden. Unter anderem konnte er mittels innovativer Methoden beweisen, dass die Photosynthese in engem Zusammenhang
mit der Bodenatmung steht und dass verschiedene Komponenten der Bodenatmung auf Umweltveränderungen unterschiedlich
reagieren.
Priv.-Doz. Dr. Michael Bahn, geboren 1963 in Innsbruck, studierte an der Universität Innsbruck Ökologie.
Nach Abschluss seines Studiums 1989 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Royal Swedish Academy of Sciences.
Anschließend forschte und lehrte er am Institut für Botanik bzw. seit 2006 am Institut für Ökologie
der Universität Innsbruck. 2001 schloss Bahn sein Doktoratsstudium ab, 2009 folgte die Habilitation im Fach
Ökologie. Seit 2010 ist er am Institut für Ökologie Assistenzprofessor. Derzeit koordiniert er die
Beiträge der Universität Innsbruck zu einer Reihe von internationalen und nationalen Projekten.
Ribosomaler Schalter für Proteinherstellung identifiziert
Die Aufklärung der ribosomalen Proteinbiosynthese auf molekularer Ebene gibt die Zielrichtung der Forschungstätigkeit
von Preisträgerin Nina Clementi vor, die in der Arbeitsgruppe von Priv. Doz. Dr. Norbert Polacek - selbst
Liechtensteinpreisträger - an der Sektion für Genomik und RNomik des Innsbrucker Biozentrums beschäftigt
ist.
Das Ribosom, die Proteinfabrik der Zelle, gilt als Angriffspunkt für viele klinisch verwendete Antibiotika.
Für die Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen und die Erzeugung neuer antimikrobieller Substanzen ist
dessen Verständnis daher von grundlegender Bedeutung. Im komplexen Prozess der Proteinbiosynthese wird die
genetische Information, welche auf der mRNA (Boten-RNA) codiert ist, in Proteine übersetzt. Dabei werden einzelne
Aminosäuren mithilfe des Ribosoms durch Peptidbindung aneinander geknüpft. Nach der Verknüpfung
müssen die tRNAs (Transfer-RNA) zusammen mit der mRNA im Ribosom verschoben werden, um Platz für die
nächste tRNA zu machen. Diese Translokation passiert mittels einer chemischen Reaktion am Ribosom, der Hydrolyse
des Energieträgers GTP an dem Enzym EF-G (elongation factor - G). Mit dem Einsatz der atomaren Mutagenese,
einem von Norbert Polacek speziell entwickelten Verfahren, das den stellenspezifischen Einbau von künstlichen
Nukleosiden in die ribosomale RNA (rRNA) erlaubt, konnte die Arbeitsgruppe um Clementi eine Aminogruppe der Nukleotidbase
Adenin 2660 als Hydrolyse-Auslöser identifizieren.
Nina Clementi wurde 1981 in Innsbruck geboren, wo sie 2006 ihr Studium der Molekularbiologie an der Leopold-Franzens
Uni in Innsbruck abschloss. Im Rahmen des PhD-Programms „Regulation of gene expression during growth, development
and differentiation“ der Medizinischen Universität Innsbruck verfasste sie im Labor von Priv.Doz. Norbert
Polacek ihre Dissertation zum Thema „Die Rolle ribosomaler RNA bei der GTPase Aktivierung translationeller G Proteine“,
für die sie im Dezember 2010 mit dem Award of Excellence des BMWF für die besten Dissertationen Österreichs
ausgezeichnet wurde. |