Wien (rk) - Nach einer fulminanten Vorstellung von Händels "Rodelinda" mit Standing Ovations
im ausverkauften Theater an der Wien überreichte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am 29.03. dem
Ehepaar Alice und Nikolaus Harnoncourt das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien".
"Die musikalische Revolution, die Alice und Nikolaus Harnoncourt mit ihrem Concentus Musicus gestartet haben,
hat uns allen, auch mir, die Musik neu hörbar, erlebbar, sichtbar gemacht", würdigt der Stadtrat
im Rahmen der Verleihung und fährt fort. "Das Ehepaar Harnoncourt lebt eine künstlerische Symbiose
wie kein anderes. Ich freue mich daher besonders, heute beiden eine Auszeichnung überreichen zu können.
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Umwandlung des Theaters an der Wien in ein Opernhaus gelungen
ist, dann haben wir ihn heute wieder miterleben dürfen: Dem Ehepaar Harnoncourt einen idealen Rahmen für
seine künstlerische Tätigkeit zu geben", so Mailath. Nikolaus Harnoncourt betonte in seiner Dankesrede,
dass er sich über diese Auszeichnung sehr geehrt fühle: Zum einen weil er sie an diesem Ort, dem Theater
an der Wien, zu dem er eine enge Bindung habe, bekomme. Zum anderen, weil er die Auszeichnung gemeinsam mit seiner
Frau verliehen bekomme: "Denn ohne die großartigen Sänger und Musiker ist ein Dirigent für
gar nix, könnte ein Dirigent keine Musikklänge erzeugen. Daher möchte ich die Auszeichnung mit meinen
Kolleginnen und Kollegen teilen", sagte Harnoncourt. "Endlich bekomme ich auch einmal eine Auszeichnung",
freute sich Alice Harnoncourt.
Biographie Alice Harnoncourt
Alice Harnoncourt wurde am 1930 als Alice Hoffelner in Wien geboren. Sie studierte an der Wiener Akademie
für Musik und darstellende Kunst die Fächer Violine und Klavier. Während des Studiums lernte sie
ihren späteren Mann Nikolaus Harnoncourt kennen. Beim Unterricht im Fach Aufführungspraxis bei Josef
Mertin entdeckten sie ihr gemeinsames Interesse für die Alte Musik. 1951 erhielt sie ihr Violindiplom. 1953
folgte die Heirat und die Gründung des Ensembles "Concentus Musicus Wien", das sich mit Alter Musik
in ihrer Originalgestalt, dargeboten auf Originalinstrumenten, befasst. In diesem Ensemble übernahm sie die
Stelle der Konzertmeisterin, die sie bis 1981 innehatte. Daneben war sie auch noch Managerin des Ensembles und
ihres Mannes als Dirigent. Alice Harnoncourt spielt eine Violine des Absamer Geigenbauers Jakob Stainer aus dem
Jahr 1665. Außerdem beherrscht sie die Instrumente Diskantgambe, Viola, Viola d'amore und Violino piccolo.
Biographie Nikolaus Harnoncourt
Nikolaus Harnoncourt wurde 1929 in Berlin geboren. Er studierte Violoncello, zunächst in Graz bei
Paul Grümmer, danach in Wien bei Emanuel Brabec. Bereits 1949 gründete er das Wiener Gamben-Quartett
und war von 1952 bis 1969 Mitglied der Wiener Symphoniker als Cellist. 1953 rief er gemeinsam mit anderen Orchestermitgliedern
ein Ensemble ins Leben, das sich in werkgetreuer Absicht mit der Musik vom Ende des Mittelalters bis zum Ende der
Barockzeit auseinandersetzt. Gespielt wird auf Originalinstrumenten bzw. auf Kopien alter Instrumente. Nach vier
Jahren Vorbereitungszeit erhielt die Formation 1957 den Namen "Concentus musicus". Harnoncourt leitete
die Aufführungen zunächst vom Cellopult aus, später dann als Dirigent vor dem Ensemble. Heute gilt
der "Concentus musicus" international als eines der Spitzenkammerorchester. Nach seinen großen
Erfolgen als Dirigent am Züricher Opernhaus (Monteverdi-Zyklus mit dem Regisseur Jean-Pierre Ponnelle) trat
Harnoncourt auch als Dirigent von Mozart-Opern an der Wiener Staatsoper in Erscheinung. 1983 dirigierte er zum
ersten Mal die Wiener Symphoniker und 1984 die Wiener Philharmoniker. 1985 wurde ihm zu Ehren in Graz das Festival
"Styriarte" gegründet, bei dem alljährlich Konzertaufführungen und seit einigen Jahren
auch Opernabende unter seiner Leitung stattfinden. Anfang der 90er Jahre überwand Harnoncourt erstmalig die
musikalische Grenze zur Romantik und versuchte sich als Dirigent des großen romantischen Repertoires. 2001
und 2003 dirigierte Harnoncourt das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. |