Entwicklungen bei österreichischen Banken im Jahr 2010
Wien (oenb) - Die von Österreichs Banken vergebenen Kundenzinssätze erreichten im Frühjahr
2010 historische Tiefststände. Danach führten Anstiege am Geldmarkt allerdings zu einer leichten Aufwärtsentwicklung
– insbesondere bei Unternehmenskrediten. Der Zinsvorteil gegenüber dem Euroraum blieb aber trotzdem nach wie
vor hoch. Das aushaftende Unternehmenskreditvolumen stieg 2010 nach Rückgängen im Jahr 2009 wieder an,
auch Privatkredite zeigten eine positive Entwicklung. Bei Fremdwährungskrediten an Private gab es wechselkursbereinigt
deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Die Aufwertung des Schweizer Franken sorgte aber für ein
Ansteigen des aushaftenden Volumens (von 37,1 auf 40 Mrd Euro). Auf unkonsolidierter Basis konnte durch die positive
Entwicklung aller Komponenten der Betriebserträge bzw. einem im Verhältnis dazu geringerem Anstieg der
Betriebsaufwendungen, das Betriebsergebnis der österreichischen Banken um 20,5% gesteigert werden. Positiv
wirkten sich hier sinkende Risikokosten aus. Das erwartete konsolidierte Jahresergebnis stieg auf 4,58 Mrd Euro,
welches zu einem großen Teil auf ausländischen Märkten erwirtschaftet wurde.
Bei einem gleichbleibenden Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) auf dem niedrigen Niveau von 1
% im Jahr 2010, erreichten die Kundenzinssätze der Banken im Frühjahr 2010 historische Tiefststände.
Danach führten höhere Geldmarktsätze allerdings zu Anstiegen. So erhöhte sich bei neu vergebenen
Unternehmenskrediten der Durchschnittszinssatz vom historischen Tiefststand im April bis Dezember 2010 um 50 Basispunkte
auf das nach wie vor niedrige Niveau von 2,31%. Bei neuen Krediten an private Haushalte lag der Zinssatz Ende 2010
mit 2,99% nur unwesentlich über dem historischen Tiefststand von 2,92%. Dies war vor allem auf Wohnbaukredite
zurückzuführen, die traditionell etwas langsamer auf Zinsänderungen reagieren und die 2010 um 27
Basispunkte auf durchschnittlich 2,71% sanken. Konsumkredite wurden 2010 hingegen deutlich teurer (+55 Basispunkte
auf 4,84%). Private Haushalte profitierten allerdings auch im Einlagenbereich von den steigenden Zinssätzen.
Vom historischen Tiefststand von 0,95% (im Mai) stiegen Einlagenzinssätze bis Jahresende wieder auf 1,33%,
lagen damit aber deutlich unter der Dezember-Inflationsrate von 2,4%. Die Zinsspanne im Neugeschäft der österreichischen
Banken blieb 2010 eine der niedrigsten im Euroraum. Im Gesamtbestand weitete sich der Zinsvorteil für Österreichs
Kreditnehmer gegenüber dem Durchschnitt des Euroraums 2010 in allen Kreditbereichen weiter aus. Er betrug
zwischen 64 (Unternehmenskredite) und 176 Basispunkte (bei Konsumkrediten).
Nach Rückgängen im Jahr 2009 gab es bei Unternehmenskrediten 2010 wieder Zuwächse zu verzeichnen.
Das aushaftende Volumen stieg wechselkursbereinigt um 1,1% auf rund 135,4 Mrd Euro. Hingegen gab es im Euroraum
mit -0,2% 2010 noch eine rückläufige Entwicklung. Bei den nachhaltigen Neukreditvergaben an Unternehmen
(über 6 Monate Laufzeit) gab es in Österreich 2010 nach einem schwachen ersten Quartal ebenfalls wieder
deutlich höhere Volumina (im zweiten und vierten Quartal von jeweils mehr als 5 Mrd Euro) zu verzeichnen.
Bei Krediten an private Haushalte ließen sich 2010 weiterhin positive Jahreswachstumsraten beobachten, die
im Laufe des Jahres allerdings nur marginal (von 0,7 auf 0,9%) stiegen. Verglichen dazu sprangen die Wachstumsraten
im Euroraum (die 2009 in den negativen Bereich gerutscht waren) deutlich stärker an und stiegen auf 3%. Die
Ergänzungen der Finanzmarktaufsicht (FMA) bei den Mindeststandards zur Vergabe von Fremdwährungskrediten,
die eine starke Einschränkung der Vergabe von neuen Fremdwährungskrediten an private Haushalte vorsehen,
zeigten 2010 deutliche Wirkung. Die um Wechselkurseffekte bereinigte Wachstumsrate von Fremdwährungskrediten
an private Haushalte sank 2010 von -4,9% (Dezember 2009) auf -8,4%. Die starke Aufwertung des Schweizer Franken
gegenüber dem Euro hatte aber zur Folge, dass das in Euro umgerechnete ausstehende Fremdwährungskreditvolumen
von privaten Haushalten 2010 sogar relativ deutlich von 37,1 auf 40 Mrd Euro stieg.
Auf der Passivseite der Bankbilanzen ist ein Trend zu kurzfristigeren Einlagenformen (Sichteinlagen +3,3%, Termineinlagen
+6,8%) erkennbar, wobei immer mehr Geld gleich direkt auf Gehalts- und Pensionskonten gehalten wird. Der Stand
der Spareinlagen reduzierte sich wohl auch auf Grund der derzeit niedrigen Zinssätze hingegen um -1,7%. Direktbanken
haben einen Anteil von 3,8% an allen Einlagen und davon mittlerweile 10,2% bei täglich fälligen Sichteinlagen.
Die unkonsolidierten Betriebserträge stiegen 2010 wieder kräftig (+10,4%) auf 19,7 Mrd Euro. Interessant
ist, dass bei allen Ertragskomponenten Steigerungen festgestellt werden konnten. Absolut betrachtet erhöhten
sich die Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen mit einem Plus von 0,7 Mrd Euro am stärksten. Der
Nettozinsertrag wuchs um 4%, was auf eine stärkere Abnahme der Zinsaufwendungen (-6,23 Mrd Euro) im Vergleich
zu den Zinserträgen (-5,88 Mrd Euro) zurückzuführen war. Dem Anstieg der gesamten Betriebserträge
standen geringere Zunahmen der Betriebsaufwendungen (+4,2%) gegenüber, wodurch sich ein unkonsolidiertes Betriebsergebnis
von 8,16 Mrd Euro ergab. Vorrangig wurde diese Entwicklung durch die positive Ertragssituation einiger Großbanken
beeinflusst. Einen deutlichen Rückgang bei den Risikokosten (in Summe -5,19 Mrd Euro) erwarten die österreichischen
Kreditinstitute vor allem auf Grund der erwarteten Abnahme beim Wertberichtigungsbedarf auf Wertpapiere des Finanzanlagevermögens
(-3,57 Mrd Euro). Der ungeprüfte Jahresüberschuss beläuft sich somit schließlich auf 4,23
Mrd Euro.
Die vorläufigen Daten des österreichischen Bankensektors auf Konzernbasis zeigten eine positive Entwicklung.
Das konsolidierte Periodenergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen stieg im Jahresabstand um 3,05 Mrd Euro
auf 4,58 Mrd Euro, was primär auf einen um 3,25 Mrd Euro geringerer Dotierungsbedarf an erfolgswirksamen Kreditrisikovorsorgen
zurückzuführen ist. Grundsätzlich liegt der Periodenerfolg noch weit hinter den Ergebnissen von
2006 (7,5 Mrd Euro) bzw. 2007 (6,8 Mrd Euro). Einen großen Teil des Jahresergebnisses haben die Kreditinstitutskonzerne
auf ausländischen Märkten erwirtschaftet. |