Vom geplanten NS-Zentralfriedhof zur Schrebergartensiedlung
Innsbruck (rms) - Beim öffentlichen Themenabend zum ehemaligen NS-Zentralfriedhof auf dem Areal
der städtischen Kleingartensiedlung "Osterfeld" am 07.04. im Innsbrucker Stadtarchiv herrschte ausgesprochen
großer Andrang und reges Interesse. Über 80 Personen lauschten begeistert einem ein Rück- und Überblick
über die Ereignisse und erfuhren mittels historischen Bildmaterials einige Hintergründe.
In Vertretung von Kulturstadträtin Univ.-Prof. Dr. Patrizia Moser richtete GRin Mag.a Gerti Mayr Grußworte
an die vielen Interessierten: "Seien wir froh, dass diese schrecklichen Zeiten des Krieges vorbei sind, aber
vergessen wir nicht die Geschichte - ein Themenabend wie dieser ist wertvoll, damit uns die Ereignisse im Gedächtnis
bleiben."
Die Kleingartenanlage "Osterfeld" liegt im Südosten von Innsbruck im Stadtteil Amras und ist ein
beliebtes Rückzugsgebiet. Mundartdichterin Lilo Galley fand in den 70er Jahren in ihrem Schrebergarten zwei
Kreuze und später einen Knochen. Sie berichtete über ihre Nachforschungen, die sie ins Innsbrucker Stadtarchiv
führten. Dort betreute Josefine Justic seit Herbst letzten Jahres die Quellenarbeit: "Das Osterfeld hätte
als neuer Zentralfriedhof für Innsbruck dienen sollen."
Friedhofspläne nach dem Zweiten Weltkrieg fallen gelassen
Während der NS-Zeit wurden hier zumindest 109 Opfer der Bombenangriffe auf Innsbruck von 1943 bis
1945 begraben. Bereits 1942 lagen Pläne für einen neuen Innsbrucker Zentralfriedhof vor, am Gelände
der heutigen Hermann-Gmeiner-Akademie hätte beispielsweise ein Krematorium entstehen sollen. Nach dem Ende
der Naziherrschaft wurden seitens der Stadt Innsbruck die Friedhofspläne nicht weiterverfolgt und der Friedhof
wieder aufgelassen. Laut den Ausführungen von Lilo Galley auch wegen des lehmigen Bodens am Osterfeld. Die
menschlichen Überreste wurden exhumiert und am Pradler Friedhof bestattet. In der Erde schlummern am Osterfeld
aber nach wie vor Reste aus dieser Zeit.
Der Vorarlberger Werner Schennach musste als 17-jähriger in der Zeit des Zweiten Weltkrieges am Osterfeld
mithelfen die Toten zu bestatten. Über diesen Arbeitseinsatz stellte er einen Bericht samt Fotos zusammen,
der auszugsweise ebenfalls beim Themenabend im Stadtarchiv präsentiert wurde. |